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Verfasser: SvenB
Datum: Dienstag, den 23. August 2005, um 22:38 Uhr
Betrifft: Wir sind Papst

Montagnachmittag Autobahnraststätte Würzburg: eine auffallend gut gelaunte Gruppe junger Menschen, augenscheinlich auf dem Heimweg vom Weltjugendtag, schlendert zum Reisebus zurück. In ihrer Mitte ein absolut aufgedrehter junger Mönch der seinen Schlüssel ständig in die Luft schleudert. Die Gruppe strahlt eine sehr unschuldige Fröhlichkeit aus.

Als ich weiterfahre ruft mich ein Geschäftspartner an und erzählte mir unvermittelt etwas von Werten: es wäre doch gut, dass junge Leute sich mal wieder auf etwas Vernünftiges besinnen.

Die ausländische Presse ist erstaunt darüber, dass ein derzeit von Alt-68 und Agnostikern geführtes deutsches Volk sich das erste Mal nach Kriegsende auf Glauben besinnt. In Deutschland wurde, anders als in USA oder Latein-Amerika, bisher eher hinter verschlossenen Türen, wenn überhaupt darüber gesprochen.

Jetzt da Extremisten das Abendland bedrohen mag der neu erwachte Glauben eine Trotzreaktion sein, die beweisen soll, dass das Christentum als Philosophie und Wertesystem anderen überlegen ist. In der Moderne bedeutet Christentum im allgemeinen Frieden und Nächstenliebe, was diese These unterstreichen könnte.

Katholische Jugendliche diskutierten kontrovers über Verhütung und feierten gemeinsam eine riesige Messe. Die Polizei und deren Helfer können nicht glauben, dass 1 Million Menschen bis zu 12 Stunden friedlich auf einer Wiese auf die Heimreise warten.

Der Papst, der als Kardinal kritisiert wurde, wird plötzlich zum Popstar. Sein Amt scheint ihn weicher gemacht zu haben - oder scheint dies nur so, wegen der weißen Kleidung?

Apropos Kleidung: in der Synagoge passt die Kopfbedeckung perfekt. Paul Spiegel überschlägt sich bei der Pressekonferenz vor Begeisterung über die Persönlichkeit des Benedikt No. 16. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche gibt sich ebenfalls beeindruckt und fühlt den Sog, der auch seiner Kirche einen Schub geben könnte.

Der Papst ist authentisch sagen die Journalisten. Kritiker meinen, diese Veranstaltung grenzt an Personenkult.

Auch wenn die Gefahr des Strohfeuers gegeben ist: beim Betrachten der Bilder beschleicht mich das Gefühl, dass das Christentum gerade einen Schritt nach vorn gegangen ist. Nicht nur weil der Papst zu seinen konservativen Grundsätzen steht und ganz direkt über Religiosität und Inspiration spricht, noch wichtiger: die Energie der Pilger scheint auf die  Kirchenoberen überzuströmen. Die Basis blendet unlogische Glaubenssätze aus und macht glaubt einfach weiter. Die Kardinäle und der Papst können sich dieser Macht der Glaubenden nicht entziehen und werden überrumpelt. Beide Seiten sind sich näher gekommen.

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Nur ein paar Gedanken eines Fernseh-Konsumenten...:-)

Grüße,
Sven.

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