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 Seite erstellt am 16.4.24 um 13:38 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Montag, den 8. August 2005, um 15:13 Uhr
Betrifft: Das geschriebene Wort ...

... wirkt oft viel härter, als es gemeint ist. Das führt zu so manchen Missverständnissen.

Ich denke nicht, dass Gustl sich über deine Themen lustig macht. Meiner Meinung nach versucht er auf humorvolle Art - oder was er dafür hält - seine Kritik an den Dingen anzubringen, die er nicht so sehen will oder kann, wie sie tatsächlich sind. Das kann manchmal wie Spott wirken, aber es ist eben seine Art, weil er anscheinend aus seinen Fehlern der Vergangenheit in diesem Forum gelernt hat und nicht mehr gesperrt werden will.;-)

Irgendwie kann ich ihn verstehen, weil ich früher so ähnlich mein Kirchenbild verteidigt habe. Manchmal spöttisch, manchmal (meiner Meinung nach) sachlich, manchmal etwas aggressiv. Ich war erst fähig mein Kirchenbild zu hinterfragen, als ich ins Internet kam und diese und andere Webseiten gefunden habe. Da konnte ich in Ruhe lesen, prüfen, mich informieren und nachdenken, ohne gleich in Verteidigungsstellung gehen zu müssen. So hat sich dann irgendwann das schöne Scheinbild der Kirche von selbst entlarvt und ich war um einiges klüger, auch an Erfahrungen.

Und deshalb erkenne ich mich in Menschen wie Gustl teilweise wieder, wie ich früher die Kirche verteidigt habe. Und deshalb kann ich es auch teilweise nachvollziehen. Wenn man mit faktischer Kirchenkritik konfrontiert wird, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten - entweder man arbeitet sich da durch und nimmt in Kauf, dass das Kirchenbild sich ändert und vielleicht eine weitere Mitgliedschaft in Frage stellt, oder man steckt den Kopf in den Sand, zieht alles etwas ins Lächerliche, weicht echten Diskussionen aus und beginnt schönzufärben. Ach ja, eine dritte Möglichkeit gibt es auch noch - man läuft ganz einfach weg, nachdem man seinen Frust über diese Kritik abgelassen hat.

> Will man diese Probleme dieser "richtig schweren Fälle" etwa mit immer neuem Regelwerk bekämpfen? Will man den Menschen damit versuchen zu sagen: "Wir haben dich lieb, komm´ so wie du bist. Und wie Gott dich annimmt, so nehmen wir auch dich an, wenn du bereit bist, uns auch so anzunehmen, wie wir sind?" Wohl nicht. Nein. Es geht den Führern der Kirche dabei wohl eher um den Eindruck, den die Mitglieder der Kirche bei Nichtmitgliedern machen und somit um den Eindruck, den die Kirche nach Aussen hin macht.

Eine religiöse Organisation, die Menschen so annimmt wie sie sind, ohne sie ändern zu wollen, die gibt es wohl nicht. Denn Organisationen erwarten Gewinn, egal ob in Form von Geld oder Macht, deshalb haben sie sich ja organisiert. Auch wenn uns solche Sekten wie die HLT einreden wollen, dass sie eine große Familie sind, das stimmt nur bedingt. Du bist nur solange Mitglied dieser Familie, solange du dich anpasst und gehorchst, ansonsten wirst du verstoßen. Gut, das ist auch in nicht religiösen Vereinen so - es gibt Statuten, an die man sich halten muss um Mitglied zu bleiben. Der Unterschied liegt aber darin, dass einem das vor dem Eintritt deutlich gemacht wird, es wird einem keine Liebe vorgegaukelt, es wird ein Warenpaket angeboten und man entscheidet sich, ob man dafür zahlen will (Mitgliedschaft) oder nicht, und man kann jederzeit gehen ohne deshalb als Versager hingestellt zu werden. Bei Religionen ist es nun mal so, dass der Mensch sich weitaus mehr erwartet, weil er Gott als Oberhaupt dieser Religion sieht, weil er sich von Gott verstanden und geliebt glaubt, weil er deshalb Verständnis und Gerechtigkeit erwartet. Und so sind auch seine Erwartungen in eine Glaubensgemeinschaft unrealistisch, weil es eben nicht Gott ist, der an der Spitze steht, sondern Menschen, die Gewinn machen wollen.

> Für mich ist eine Erfahrung immer subjektiv und niemals objektiv, weil ich in einer Erfahrung (genau das sagt der Begriff "Erfahrung" ja aus) ja immer in das Erfahren eingebunden bin, was als Prädikat das "Subjekt" hat. Gerade das Thema Religion existiert doch aus der und für die subjektive Erfahrung des Einzelnen mit Gott. Oder?

Das sehe ich ganz genau so.

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