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Seite erstellt am 19.4.24 um 23:49 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Hexe
Datum: Freitag, den 1. Juli 2005, um 4:20 Uhr
Betrifft: Immer erst alles lesen!

@ Amias,

vielen Dank für Deinen, für mich sehr aufschlussreichen Beitrag in diesem Forum. Da es zuviel Zeit und Energie kosten würde, all die Bücher (teilweise aus dem Keller) zu holen, durchzuforsten, und Dir die entsprechenden Zitate aufzuschreiben (bin halt sehr faul bei dem Wetter), verlasse ich mich auf das, was in meinen “kleinen grauen Zellen” gespeichert ist (gut erhalen, trotzdem ich blond bin).
Die Bibelzitate und den dazugehörigen Kontext habe ich aus verschiedenen archäologischen und ethnologischen Büchern, die mir die Begriffe “Knabenschänder”, “Lustknaben” etc. Erklärten. Mein Kommentar zu Römer 1: 26f hingegen entnahm ich dem Buch “Eure Töchter werden Prophetinnen sein”, geschrieben von der Katholikin Ruth Ahl, sowie dem Buch “Religion und Frau” , geschrieben von Elga Sorge, der von ihrer Kirche wegen dieses Buches die Lehrbefugnis entzogen wurde. Das Paulus homosexuell gewesen sein soll, ist nicht auf “meinem Mist” gewachsen, sondern die einhellige Meinung vieler aufgeschloßener jüngerer Bibelexegeten (die meisten davon vermutlich heterosexuell).
In einem Artikel, den Jörg Dittberner für die Zeitung “Betrachtungen” schrieb, übersetzte er auch Material aus den USA. Darin stand:

“Alan David Lach (“Homosexuality & Scripture from a Latter-Day Saint Perspective”, hrsg. von  Affirmation, L.A. 1989) verweist hierbei auf einen möglichen Einfluss der persichen (zoroastischen und homosexuellenfeindlichen) Kultur während des Exils und auf ganz ähnliche Stellen in zoroastischen Schriften. Als Indiz für einen späteren Einfluss macht er geltend, dass hier nicht wie an anderen Stellen auch der parallele weibliche Fall erwähnt wird. Dies könnte auch darauf hinweisen, dass es sich hier um die Leitung von Kultprostitution handelte, und nicht um Liebesbeziehungen (er hatte sich auf Deut. 23:17 und Lev. 18: 22 bezogen, Hexe).
Zu beachten sei ferner, dass dies für Priester galt und Teil ihrer besonderen Stellung und Heiligkeit (= “levitische Reinheit”) war. Heute würden aber die anderen Regeln dieses Reinheitsgesetzes” nicht mehr länger für gültig erachtet (z.B. Brandopfer, Beschneidung, Leviratsehe, Essensvorschriften, das Verbot von Mischgewebe etc.). ...
...” Zu beachten sei auch, das Homosexualität hier als rituelle Unreinheit und NICHT ALS SÜNDE definiert wird. Der Mangel an weiterer direkter oder indirekter Erwähnung zeige, dass diese Frage den Verfassern der Bibeltexte wohl nicht so wichtig war, was bei einer Sünde eigentlich ausgeschlossen sei....
...” So sei vielleicht auch Rö 1:24-27 zu verstehen. “Unnatürlich” sei hier nicht als moralische Wertung zu verstehen, sondern als “Widerspruch zur eigenen Natur” im Sinne von außergewöhnlich. In Rö 11: 24 werde der Begriff für Gottes Gnade gegenüber den Heiden verwendet.
Clay jenkins (in: “Prologue: An examination of the mormon attitude towards homosexuality”, Prometheus Enterprises 1978) verweist in diesem Zusammenhang auf die antike These, das homosexualität DURCH ZU VIELE HETEROSEXUELLE AKTIVITÄT verursacht werde. Paulus Ausführung im Brief an die Römer sei dann vielleicht so zu verstehen, das er vom ABWENDEN von den Frauen, und hinwenden zu den Männern spricht. Dann seien hier eventuell nur Heterosexuelle angesprochen, die aus Neugier etc. homosexuelle Praktiken erprobten.
Alan David Lach verweist auf Unklarheit in der Bedeutung der verwendeten Worte, die auch andere Deutungen als homosexuelle Praktiken zuließen (deshalb immer den Kontext lesen, Amias, Gruß Hexe), insgesamt aber die Nähe zur Kutprostitution (habe ich das nicht gesagt, Amias?) nahelegten, und damit nicht auf gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen abzielten.
Es wird auch auf die Empfehlung des Zölibats durch Paulus hingewiesen, die ja im Widerspruch zu unserer heutigen Hochschätzung der Ehe und ihrer religiösen Bedeutung stehen.
Paulus selbst sei vielleicht auch homosexuell gewesen (siehe sein oft erwähnter “Stachel im Fleisch). Das würde zu seiner Heftigkeit und zur euphemistischen Umschreibung passen.
Jesus selbst sagte in den Evangelien wenig über Sex, verurteilte homosexuelle Praktiken, die zu seiner Zeit im Vorderen Orient weit verbreitet waren, aber auch nicht. In einem seiner Gleichnisse der Endzeit (Lk 17) erwähnt er allerdings zwei Männer, die auf einem Bett liegen (Vers 34), was als Hinweis auf die Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen gelten könnte( eine ähnliche Formulierung bei Joseph Smith wird zumindest so gedeutet, s.u.).
Insgesamt wird festgestellt,dass die Bibel Homosexualität NICHT ALS SÜNDE DEFINIERT und insbesondere keinen Kommentar über die gleichgeschlechtliche “eros”/romantische Liebe enthalte. Zentral sei in allen Erwähnungen der Götzendienst mit seinen sexuellen Ritualen....”
(Quelle: Betrachtungen Jg 4, Heft 1, Sommer 1996 (Nr.11) Seite 18)

Soweit also zu dem Tema “Bibel und Homosexualität”!
Nun zum Thema “Kinder und Homosexualität”!
Als wir lesbisch oder schwul wurden, haben wir unsere Geschlechtsorgane nicht an der Garderobe abgegeben. Viele Lesben haben aus heterosexuellen Beziehungen, in denen sie mal gelebt haben, Kinder. Ander haben Kinder durch künstliche Befruchtung bekommen (“Eine kleine Samenspende für eine werdende Mutter”). Für Schwule gilt analog (außer der “künstlichen Befruchtung”, die nehemen sich dafür “Leihmüttere) das selbe!
In Großbritanien, den USA und Holland, wird, wie seit kurzem auch in China, daran geforscht, das männlicher Samen nicht mehr nötig sein wird, denn zwei Eizellen sollen dort miteinander befruchtet werden können. Aber bis die noch so weit sind, wird noch viel Wasser irgendwo hinunterfließen!
Aber viel wichtiger, wie ein kind zu bekommen, ist doch, wie ein Kind aufwächst?
Ich kenne Kinder aus heterosexuellen Beziehungen, die geschlagen, emotional und sexuell missbraucht werden (meist Mädchen), und ich kenne Kinder aus homosexuellen Ehen, die starke, tolerante und selbstbewusste Kinder sind!
Und komm mir bloß nicht mit dem Argument, das Kinder “beide” (sprich “entgegengeschlechtliche) Elternteile brauchen würde! Wie viele alleinerziehende Eltern (meist Frauen) ziehen ihre Kinder ohne den Mann (die Frau) auf, und aus den Kindern wird was?
In homosexuellen Beziehungen haben die Kinder keinen Nachteil, denn sie haben Kontakt zu den Verwandten beiderlei Geschlechts, und den erwachsenen FreundInnen ihrer Eltern! “Love takes a family” war einmal ein beliebter Spruch in meiner Community!
Denk einmal daran, wenn Du ein homosexuelles Paar mit Kindern siehst !

Hexe

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