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Verfasser: PyrenAC Datum: Donnerstag, den 16. Juni 2005, um 19:38 Uhr Betrifft: Sollen-Sein-Metabasis
"Es kann doch nicht alles nur so ein biÃchen wahr sein."
Dieser Satz ist nicht ganz richtig formuliert. Was du wohl eigentlich meintest ist:
"Es soll nicht alles nur ein bisschen wahr sein." Du drückst damit deinen Wunsch gegenüber der Bibel oder gegenüber der christlichen Religion aus.
Aber die Welt existiert auÃerhalb von dir und deinen Wünschen als unabhängige Realität.
Sie wird sich daher nicht unbedingt nach deinen Wünschen richten, so dass
"das wahr ist, was wahr sein muss."Freud nennt das ganze Lustprinzip vs. Realitätsprinzip:
Beim Lustprinzip macht der Mensch sich die Realität so, wie er sie gerne haben möchte, er ordnet die Welt nach seinen Wünschen und glaubt an das, was er glauben will.
Beim Realitätsprinzip ignoriert der Mensch so gut es geht seine Wünsche und versucht, die Welt objektiv zu betrachten, ohne sich und seine Wünsche ins Spiel zu bringen.Fundamentalistische Kirchen machen nun nichts anderes als diese Wünsche zu befriedigen, indem sie eine Realität liefern, die den Wünschen entspricht:
Den Wünschen nach Geborgenheit bei einem gerechten, starken Vater,
den Wünschen nach Gerechtigkeit angesichts des zahlreichen Unrechts in der Welt,
den Wünschen nach Vergebung, wenn man sich mal wieder falsch benommen hat,
den Wünschen nach ewigem Glück.Natürlich ist Freud der Meinung, dass das Realitätsprinzip das bessere sei, aber das ist bereits wieder ein Fehlschluss, da er von Tatsachenaussagen zu "soll" Aussagen wechselt, so wie du oben von der Soll Aussage "es soll nicht nur ein bisschen wahr sein" zur Ist Aussage "Es kann doch nicht alles nur ein bisschen wahr sein" gewechselt bist.