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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Donnerstag, den 16. Juni 2005, um 10:42 Uhr
Betrifft: eigentlich macht man sich zweierlei Bilder

Da wäre einmal das äussere Erscheinungsbild und dann das Bild, das wir uns vom inneren Menschen und im Falle von Jesus von seiner Mission/Funktion machen.
Ich habe mal nach ein paar Jesusbildern gegoogelt, den Film King of Kings kannte ich nicht, habe so jetzt aber zumindest mal das Filmplakat gesehen. Ich habe nur einen Jesus Film gesehen, war schon in meiner Mormonenzeit. Der Film hiess einfach Jesus, und war so weit ich mich erinnere, von irgendeiner protestantischen Gruppierung/Campus Crusade for Christ oder so ähnlich. Halt, eine italienische Schwarzweiss-Verfilmung habe ich mal im TV gesehen, die mich aber nicht so beeindruckt hat, wie besagter Jesus Film.

http://www.dober.de/jesus/jesusbild2.html
http://www.dober.de/jesus/jesusbild.html
http://evangelisch.ainet.at/gd_jesusbil_f.htm

>Das mit dem Aussehen ist schon wichtig. Mein Jesus-Bild hat sich als Kind geprägt, als dieser amemikanische Film "King of Kings" über die Mattscheibe flimmerte. Es war ein blonder, blauäugiger Darsteller mit gewellten Haaren und als Kind glaubte ich, so muß Jesus aussehen. So war dies ein Teil meines naiven Gottesbildes. Ein gewachsenes Gottesbild kann man ja nicht eben mal ändern.  Gott war für mich immer ein weißer Mann. Meine Religionslehrerin in der Grundschule meinte, Gott könnte auch wie ein Hund aussehen oder ein Löwe. Da gab einem das feste Gottesbild im Mornonisus schon Sicherheit.

Ich sehe ein, dass so ein in früher Kindheit (ein)geprägtes Gottesbild natürlich ein Problem darstellt. Da ich mir in meiner Kindheit überhaupt keine Gedanken über Gott gemacht habe, kann ich das auch nur schlecht nachvollziehen. Auch der schulische Religionsunterricht hat bei mir keinerlei religiöse Bild-Spuren hinterlassen. Ich war irgendwie zu doof, um die Bibelgeschichten als Realität aufzufassen, für mich war das sowas wie griechische Sagen und Grimms Märchen. Mehr oder weniger spannende Geschichten eben. Selbst bei meiner Konfirmation (freiwillig und ohne elterlichen Druck) hatte ich noch keinerlei Durch- und Ãœberblick. Später lernte ich dann die ’Erlöserrolle’ Jesu kennen, aber auch da hatte ich noch keine festen Vorstellungen vom Aussehen. Dass Gott als Mann auf die Welt kam, habe ich mir so erklärt, dass er als Frau in der damaligen Zeit wohl noch weniger Gehör gefunden hätte, aber nicht so, dass er wirklich ein Mann wäre. So richtige Christus- und Jesusbilder haben sich bei mir erst durch den Kontakt mit den Mormonen festgesetzt, also relativ spät. Ich weiss noch, wie erstaunt ich war bei meiner ersten Missionarslektion, als mir da der Plan der Erlösung aufgezeichnet wurde. Und ganz oben auf der Zeichnung tara: Gott-Vater mit verherrlichtem (?) Körper. Gott in ’Menschen’-Gestalt?!?  Da war ich wirklich für eine ganze Weile ziemlich baff:-)

>Jetzt, wo dieser mormonische Gott nicht mehr existiert, fällt auch das ganze Gottesbild. Wenn der historische Jesus von Nazareth (Joshua ben Joseph) nicht der Jesus Christus war, an den die Christenheit glaubt ., ist es egal, wer er sonst war. Außer man betrachtet alles als Historiker.

Diese Erfahrung zu machen, stelle ich mir ziemlich erschreckend vor, vor allem, wenn man so lange und schon von Kindheit an fest daran geglaubt hat. Das hinterlässt bestimmt ein Gefühl von grosser Leere. Da ich mich erst als Teenager praktisch selbst programmiert und viel später dann wieder deprogrammiert habe, ist meine Erfahrung natürlich eine ganz andere. An etwas ’Ãœbersinnliches Ewiges’ habe ich von klein auf geglaubt, aber das war für mich nicht mit einer bestimmten Religion oder irgendeinem Gottesbild verbunden. Meine kindlichen Gedanken kreisten eher um solche Themen wie: die Leere, die hinter der Unendlichkeit kommt, hat mich jahrelang vor dem Einschlafen beschäftigt:-) oder die sensationelle Entdeckung, dass ganz tief in mir drinnen etwas ist, das ich tatsächlich das ’ich bin’ genannt habe, das dort auch wäre, wenn ich ein anderer Mensch geworden wäre:-), was mir selbst im Grundschulalter schon recht unlogisch vorkam, weshalb ich dann eine Lehrerin, die ich für ziemlich klug hielt, mit diesem Problem ’konsultierte’,  und was mir dann einige Stunden bei einem Kinderpsychologen einbrachte, den ich dann noch mit der Frage erfreute, ob er sich schon mal überlegt hätte, ob wir vielleicht nicht nur alle Gedanken im Kopf von einem riesigen Lebewesen wären.....
Insofern hatte PyrenAC/Christoph zumindest bei mir recht, mit seiner Frage, ob sich nicht besonders Menschen, die einen ordentlichen Schatten an der Murmel hätten, zu Sekten hingezogen fühlten....

>Trotzdem würde ich damit nicht zurecht kommen. Es kann doch alles nicht nur ein bisschen wahr sein.

Na ja, vielleicht gibt es ja noch einen Mittelweg. Man muss ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Als ’Heidin’:-) bin ich da natürlich ein schlechter Ratgeber. Vielleicht kannst Du ja mit dem Jesusbild von Willigis Jäger etwas anfangen (das allerdings auch nicht mehr kirchenkonform ist, soviel ich weiss, erhielt er vom Vatikan mal/immer noch? ein Redeverbot, was ich auch verstehen kann, denn wenn man den Laden zusammenhalten will, muss irgendwo mal eine Grenze mit der Freiheit sein, eine schwierige Sache das mit der Wahrheitssuche, das sehe ich ein...). Das Jesus-Bild von Willigis Jäger fiel mir nur gerade spontan als erstes ein, so intensiv habe ich mich mit diesem Thema in letzter Zeit nicht beschäftigt, aber es gibt bestimmt aber noch jede Menge andere auch in der heutigen Zeit lebbare Vorstellungen und Bilder von Jesus und somit gehbare christliche Wege.

http://www.willigis-jaeger.de/deu/publikationen/ansprachen/typus.html

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