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der Beitrag:
Verfasser: PyrenAC
Datum: Mittwoch, den 1. Juni 2005, um 14:15 Uhr
Betrifft: Beweise der Bibel

Hallo,
ich möchte kritisch anmerken, dass die Geschehnisse der Bibel außerbiblisch ebenso schlecht belegt sind wie die des Buch Mormons. Natürlich sind sich die Wissenschaftler und Historiker einig, dass es die Ägypter und das Volk Israel gegeben hat.
Auch für die reine Existenz Jesu gibt es außerbiblische Quellen, die den Namen nennen.
Aber das beweist noch lange nicht die Bibel.

Fakt ist, dass es für viele auch sehr entscheidende Ereignisse keine oder keine hinreichenden historischen Belege gibt. Zum Beispiel für den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Ein durchaus fulminantes Ereignis, sollte man meinen, bei den ganzen Plagen. Dennoch wird es in ägyptischen Quellen nicht erwähnt.

Als ich die Kirche Jesu Christi kritisch untersucht habe, bin ich auf zahlreiche Quellen gestoßen, die das Buch Mormon "wissenschaftlich widerlegen" wollen. ( Ein amüsantes Beispiel stellen die Werke des Ed Decker dar, die eines gewissen Unterhaltungswertes nicht entbehren.)
Hierbei ist mir aufgefallen, dass dieselben Methoden eins zu eins auch auf die Bibel anwendbar sind und diese dann genauso widerlegen.

Ein Beispiel einer Parallele:
Im Buch Mormon wird die Existenz von Pferden erwähnt, bisher wurden jedoch noch keine vorcolumbianischen Pferdeknochen gefunden. (also Knochen zuwenig)

Nimmt man die Bibel wörtlich, wie es viele Bibelfundamentalisten tun, so kommt man zu einem umgekehrten Problem:
Wurde die Erde in sieben Tagen geschaffen, wie kommen dann die zahlreichen Knochen in die Erde von Dinosaurierknochen bis hin zu Knochen von Vorformen des Homosapiens? (Knochen zuviel)
Diese sind zwar bei einer jahrmillionenlangen Erdgeschichte erklärbar ( Sedimentablagerungen), nicht aber bei einem 7 Tage Blitzprojekt.

Und jetzt die Parallele: dieselben göttlichen Engel, die im einen Fall die Saurierknochen verbuddelt haben, können doch auf der anderen Seite zur Verwirrung der Ungläubigen die Pferdeknochen ausgebuddelt haben, nicht ? Mormon 1:1  Bibelfundis

In dem in einem früheren Thread von mir empfohlenen Buch "Inside the mind of Joseph Smith" stellt der Autor dar, wie das Buch Mormon aus der Psyche von Joseph Smith heraus erklärbar ist.
Smith hat seine Lebenserfahrungen und Traumata in dem Buch verarbeitet, und so finden sich viele Parallelen zwischen seiner Biographie und dem Buch Mormon.

Wenn man nun wieder wie oben geschehen Buch Mormon und Bibel vergleicht, könnte man in Analogie ebenso schließen, dass die Bibel sich mit Lebenserfahrungen und traumatischen Erlebnissen von Menschen beschäftigt, natürlich nicht auf Joseph Smith beschränkt, sondern auf Erlebnisse eines ganzes Volkes Israel (altes Testament) und einer kleinen Schar von Anhängern eines charismatischen Religiösen Jesus von Nazareth, dessen frühen Kreuzestod sie einfach nicht akzeptieren können. (Neues Testament)

So finden Psychoanalytiker in der Bibel auch viele Geschichten, die sich nicht historisch, sondern vielmehr tiefenpsychologisch deuten lassen.
Ein Beispiel: der Sündenfall

Denkt man über den Text nach:
Adam und Eva waren nackt, aber sie schämten sich nicht.
Sie lebten in einem Paradies, unbekümmert von moralischen Verpflichtungen, solange sie das eine Gebot Gottes taten, nicht vom Baum zu essen.
Doch eines Tages kam die Verlockung in Form einer sprechenden Schlange (sehr realistisch...),
und es war mit dieser Idylle vorbei.

...so stellt man fest, dass hier genau Kinder beschrieben werden.
Kinder genieren sich nicht, wenn sie nackt sind. Sie leben unbekümmert und relativ moralisch unbekümmert, solange sie sich immer ihren Eltern (Gott) unterwerfen, wenn diese ihnen etwas sagen. Doch irgendwann reifen die Kinder heran und entwickeln einen eigenen Willen.
Dies geht auch mit der Entwicklung der Sexualität einher (Schlange)
Sie müssen jetzt selbst erkennen und entscheiden, was gut und böse ist (Apfel)
Und dies empfinden viele Menschen als große Last (Rauswurf aus dem Paradies), diesen Entzug der Geborgenheit des Elternhauses. Was folgt ist das harte Leben des Erwachsenen (Acker bebauen), die anstrengenden Lasten der Frau (schmerzhafte Schwangerschaft), die Interessenkonflikte zwischen Mann und Frau (du wirst ihr den Kopf zertreten, sie wird dich in die Ferse beißen).
Hier werden auf grandiose Weise die tiefen Empfindungen eines jeden Menschen beschrieben.

Selbstverständlich kann man die Geschichte auch wörtlich verstehen, aber meiner Meinung nach wirkt sie dann eher plump, ja sogar lächerlich (redende Schlangen, Strafe fürs Apfelessen, sprechende Namen (Adam= Mensch, Eva = Leben), all das hat nicht die Textform einer historischen Geschichte, sondern eines Mythos).

Somit scheint mir, dass das, was Anderson über Smith analyisert, auch auf die Bibel anwendbar ist.

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