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Beitrag 12 von 12
zum Thema Buch Mormon die geistigen Beiträge an Mark
Seite erstellt am 25.4.24 um 19:36 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Dienstag, den 6. März 2001, um 0:46 Uhr
Betrifft: Ade

Oliver schreibt u.a.

>Ein Glaube bleibt immer Angreifbar aber auch in der Wissenschaft gab und gibt es immer wieder Theorien die später widerlegt wurden (oder bestätigt).

Oliver, einen Gegenüberstellung, die mir immer wieder auffällt. Die hinkt und nicht in einen Pott geworfen werden sollte. Das sie es immer wieder getan wird, ist auch hier wieder offenkundig. Glaube bleibt immer angreifbar, weil, wie der Name es sagt, "Glaube" ist, also nicht verifizierbar ist. Er entzieht sich der wissenschaftlichen Beweisführung. Jedoch, zusätzlich erheben etliche Religionen, insbesondere der Mormonismus, Teile ihrer Religion als absolute Wahrheit und ihre eigene Kirche als einzig wahre, andere Gemeinschaften als "alle im Irrtum." Wer einen solchen Anspruch erhebt muß ihn verifizierbar machen oder in den Bereich des Glaubens erheben.

Die Wissenschaft geht von einer völlig anderen Grundlage aus. Jede (!) Behauptung muß verifizierbar gemacht werden können um als wissenschaftliche Erkenntnis Bestand haben zu können. Wie Du selbst es benutzt, "auch in der Wissenschaft gab und gibt es immer wieder Theorien die später widerlegt wurden (oder bestätigt)," geht die Wissenschaft eben nicht von Absoluten aus. Der Begriff "Theorie" allein drückt dies schon aus, wobei viele offenkundig den Unterschied zwischen These, Hypothese und Theorie nicht kennen oder sauber benutzen. Gerade dies Tatsache, daß eine Theorie, in Wirklichkeit i.d.R. eher eine These, ist Merkmal der "wahren" wissenschaftlichen Arbeit. Die Wissenschaft verlangt und schreit nach Widerlegung, der Glauben glaubt. Der wirkliche Wissenschaftler lebt entsprechend seiner intellektuellen Redlichkeit. Er weiß um seine Fehler, seine Unwissenheit und lebt im kritischen Pluralismus, die im Interesse der Wahrheitssuche ist. Der Glaube hat die Wahrheit, er sucht nicht. Mormonen "wissen" zudem. Wissenschaftliches Wissen ist nicht sicheres Wissen. Es ist stehts in der "Gefahr" revidiert zu werden. Es besteht aus überprüfbaren (!) Vermutungen - im besten Fall aus ungemein streng überprüften Vermutungen. Es ist hypothetisches Wissen. Dieses Wissen soll und muß veröffentlicht werden, zur offenen Diskussionen und Kritik. Man versuche nur so manche Glaubenspositionen im Mormonismus zur öffentlichen Diskussion zu stellen. Die Kirchengeschichte beweist es, man kann denken was man will, aber nicht öffentlich laut denken. Einheit und Gehorsam ist der Maßstab.

Die Wissenschaft geht vom Grundsatz der rationalen Diskussion aus, Diskussion im Dienste der Wahrheitssuche. Sie geht von ethischen Prinzipien aus:

a) Dem Prinzip der Fehlbarkeit. Vielleicht habe ich recht, vielleicht hat der andere recht, vielleicht haben beide unrecht. Im Glauben gibt es unverrückbare, offizielle Lehren und Dogmen etc.

b) Das Prinzip einer vernünftigen Diskussion. Man versucht möglichst unpersönlich zu diskutieren, eine kritisierbare Theorie, These etc. beleuchtend. Der Glauben diktiert oft genug den "Ungläubigen" in die Hölle, als Feind Gottes, etc. etc. etc. Gerade der Mormone versteht es immer wieder als "Argument" sein abschließendes "Zeugnis" zu geben, oft genug mit einer "Einladung" oder sogar "Drohung." Ein Zeugnis ist kein Diskussionsbeitrag, es ist eine dogmatische, nicht überprüfbare Keule.

c) Das Prinzip der Annäherung an die Wahrheit. Eine sachliche Diskussion führt fast immer näher an die Wahrheit.

Diese beinhalten Duldsamkeit und Toleranz, der andere ist potentiell gleichberechtigt. Im Glauben ist der andere nicht gleichberechtigt, weil eine Partei "weiß", per Offenbarung, der andere, wie oben gesehen, "im Irrtum ist." Dies hat nichts mit Wahrheitssuche zu tun, sondern nennt sich "Bekehrung. Gerade geht von keiner Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aus, er gehört zur Elite der Menschheit:

"Joseph Fielding Smith, Präsident der Zwölf, späterer Präsident, Prophet, Seher und Offenbarer in Doctrines of Salvation, Vol. 1, S. 296:

"Die Heiligen sind die besten Menschen. Wir sind, ungeachtet unserer Schwächen, die besten Menschen dieser Welt. Ich sage dies ohne Prahlerei, denn ich glaube, daß diese Wahheit offensichtlich für jedermann, der willig ist dies selbst zu betrachten. Wir sind moralisch rein, in jeglicher Art
gleichwertig und in vielen Dingen andern Menschen gegenüber überlegen (engl. superior). Der Grund dafür liegt darin, daß wir die Wahrheit empfangen haben, das Evangelium des Herren Jesus Christus."

>Ihr merkt schon, hier wird der von Euch so viel bejubelte Rückzug eingeläutet.

Schönes Vorurteil. Könnte es in Deinen Sinn kommen, daß genau das Gegenteil der Fall ist? Trauer über jemanden der sich zurückzieht? Der die Tür kurz aufgemacht hat und sie wieder schließt ... sich in seinen mormonischen Mikokosmos versteckt, seine heile, geordnete Welt (scheinbar)? Es ist eher der Glauben und die Religion, man lese seine Dokumente (Bibel, LuB, Buch Mormon etc.) der jubelt, feiert, triumphiert wenn sie "obsiegt."

>Bei gleich starkem Einbringen in die Kirche würde sich das Negative vielleicht schneller ändern lassen, das Ihr hier so sehr anprangert.

Vielleicht auch nicht. Das ist noch der Irrglauben man könne das System von innen ändern, verbessern, das "Negative" schneller ändern können. Sinnreicher ist so manches Mal, daß man keinen Anteil mehr am System haben will und kann, weil man z.B. merkt. daß man zum "Negativem" beiträgt. Mittragen heißt auch mitverantwortlich zu sein.

>Ich kenne jedenfalls viele Mitglieder die sich ernsthaft darum bemühen dem hohen Anspruch gerecht zu werden (gibt es auch in vielen anderen Kirchen)

Eben, belegt also was? Nichts? Ich kenne hier auch keinen, der Gegenteiliges behauptet. Nur es ist letztendlich nichtssagend. "Gute" Menschen in einem System sind keine Beweis für die Güte eines Systems. Ich kann es nicht besser ausdrücken wie Karlheinz Deschner:

"Es gibt sogar wirklich gute Menschen unter den Christen, wie in allen Religionen, allen Parteien, was nicht für diese Religionen Parteien spricht, sonst müßte es es für alle sprechen - und wieviel Halunken spächen dann noch
dagegen! Es gibt sogar < sind am gefährlichsten - man verwechselt sie mit dem Christentum. Oder mit Lichtenberg: <<Es gibt viele rechtschaffene Christlichen, das ist gar keine Frage, so wie es überall und in allen Ständen gute Menschen gibt, allein so
viel ist gewiß, in corpore und das was sie als solche unternommen haben, ist nie wert gewesen." (Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1, Reinbeck b. H, S. 35)

>Ich bin der Meinung, dass die Kirche Jesu Christi auf dem Weg ist sich einer noch breiteren Schicht von Menschen zu öffnen.

Absolut.

>Durch Betonung der Lehren Christi und dem hinarbeiten auf größere Liebe untereinander und dem Willen anderen zu dienen zum Wohle Aller. Diesen Glauben an das Gute im Menschen lasse ich mir nicht nehmen.

Der Glauben "an das Gute im Menschen" per se hat doch nichts, obwohl viele es immer wieder vermuten, mit Glauben oder Mormonismus zu tun. Es es eine ethische Grunderkenntnis des Menschen. Ich muß nicht religiös sein um von dieser Grundlage auszugehen.

>Wir alle und das ist sicher unstrittig treten einmal, durch den Tod, von der Bühne dieser Erde ab.

Absolut.

>Was dann sein wird (da hat jeder seine eigene Vorstellung oder auch nicht) – wir werden  sehen.

Eben. Nur muß die Frage nach dem Tod und dem "Was-wird-dann-sein" nicht unbedingt eine religiöse Komponente. Der Mensch kann durchaus von einem "Leben nach dem Tode" ausgehen, ohne dies religiös untermalt sehen zu müssen.

>Euch weiterhin alles Gute und vielleicht kommt ja mal einer der auf alle Eure unbeantworteten Fragen eine Antwort hat.

??? Es kommt mal einer, der aud alle Eure unbeantworteten Fragen eine Antwort hat??? Vielleicht warten so manche garnicht auf den "Einen", sondern haben sich selbständig gemacht und beantworten sich die Fragen selbst, oder haben sie mitterweile beantwortet, oder haben keine Fragen mehr, oder sind gewillt auch mit "unbeantworteten" Fragen zu leben?

>Ich bin mir, für mich selbst sicher, dass ich im Bemühen Christus nachzufolgen die für mich relevanten Antworten finde, dass ich IHM irgendwann einmal begegne – ob ich mit mir dann zufrieden sein werde weiß ich nicht – aber  ich freue mich darauf denn  Jesus Christus lebt und er ist unser aller Erretter.

Diese Glauben und Zuversicht tut Dir offenkundug gut und ist für Dich lebensnotwendig. Das ist in Ordnung. Nur ... wovon errettet mich Jesus Christus konkret?

Grüße

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