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Verfasser: Nyu
Datum: Freitag, den 25. März 2005, um 0:12 Uhr
Betrifft: Die Sehnsucht nach Klarheit im Leben

vielen Dank für Deinen reflektierenden Beitrag. Du beleuchtest eine Vielzahl an Problemen. Ich habe mich gefragt, ob ich einzelne Absätze von Dir zitieren sollte, um so in einen themenbezogenen Dialog einzutreten oder wie ich ansonsten auf das von Dir geschriebene eingehen kann.

In vielem ähneln sich z.B. die Zeugen Jehovahs, die Neu-Apostolen und die Mormonen. In vielem sind sie aber auch jeweils höchst einzigartig.
Bei Mormonen gibt es auch rigide Erziehungsmethoden. Es mag auch sein, dass die fundamentalistische Religion solche Erziehungsmethoden indirekt fördert. Ich würde aber schon meinen, dass ich nicht ganz falsch liege, wenn ich behaupte, dass bei den Mormonen Humor, Lachen und Spass in der Familie eben auch dazu gehören. Darüberhinaus werden viel öfter Kinder von ihren Eltern eben nicht rigide und mit Prügelstrafe erzogen und gefügig gemacht und solche Methoden bleiben trotz allem immernoch Einzelfälle.
Viel berechtigter ist eher der Vorwurf, dass die Mormonen ihre Kinder zu Sonderlingen erziehen, denen sie neben all den Herausforderungen, die das Leben heutzutage bereithält, eben auch noch andere "Unausgeglichenheiten" zu verdauen geben. Dazu zählen z.B. ein angespanntes Verhältnis zu Alkohol, Tabak und Drogen, ein gestörtes Verhältnis zur eigenen Sexualität, übertriebener Materialismus oder übertriebener Anti-Materialismus, Eigenbrödelei oder soziale Hyperaktivität, Hang zu Depression und andere Auffälligkeiten.

Es mag sein, dass ein jugendlicher Heiliger der Letzten Tage einen extrem hellen Eindruck macht. Er scheint seinen Altersgenossen an Intelligenz und Disziplin überlegen zu sein, seine Familie ist sozial engagiert und auch der Jugendliche ist sozial engagiert. Und es mag auch sein, dass das so bleibt und dass der Jugendliche irgendwann eine genau so tolle Familie gründet wie die aus der er gekommen ist.

Ein anderer Jugendlicher kann ganz ähnlich wirken, aber tief unter der Oberfläche, verbuddelt im Unterbewussten mag da eine Zerbrechlichkeit und Depression schlummern, die den Jugendlichen oder jungen Erwachsenen komplett entwurzelt, wenn das zutage tritt.

All diese Probleme können bei Mormonen verstärkt auftreten, ohne dass der Vater oder die Mutter jemals oder überdurchschnittlich häufig die Kinder geschlagen oder unterdrückt hätten.
Die Gründe dafür diskutieren wir in diesem Forum nun schon seit Jahren.

Manchmal hat man das Glück, als aussteigendes Kirchenmitglied (egal welcher Kirche)  die eigene Vergangenheit recht objektiv aus der Distanz beurteilen zu können. Das ist aber nicht jedem vergönnt.
Religiösität, Spiritualität, der Wunsch nach Führung usw. sind sehr komplexe Dinge, die im Leben eines Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein können und die nicht übertragbar sind.

So komme ich nun zu meinem ersten auf den Inhalt bezogenen Gedanken, den ich bei der Lektüre Deines Beitrags hatte:
Die meisten Menschen, die die Mormonenkirche kritisieren, wünschen sich in letzter Konsequenz die Kirche einfach weg. Sie wünschten, sie würde all das einfach ablegen, was sie unverwechselbar und einzigartig macht. Es ist aber unmöglich, dass die Kirche all das ändert, was man an ihr kritisiert, weil sie dann aufhören würde zu sein, was sie ist.
Auch ich mag nicht, was sie ist. Aber so wie sie ist, spricht sie Menschen an, so wie sie mich ansprach als ich 18 war und zwar bis sie aufhörte, mich anzusprechen als ich gerade 32 wurde.
Von daher danke ich der Kirche in gewisser Hinsicht, dass sie so ist, wie sie ist. Weil ich viel daraus über mich selbst und die Menschen und das Wesen Gottes gelernt habe, ob nun durch die Kirche oder wegen der Kirche oder trotz der Kirche.

Ich habe in meinem mormonischen und vor allem meinem post-mormonischen Leben festgestellt, dass die mormonische Kirche vor Gott ihren Wert hat und ihre Bestätigung findet.
Dem folgten dann aber ganz individuell für mich noch zwei weitere Fragen:
1. ist sie, wie sie behauptet, die "einzig-wahre Kirche" mit der "einzig-wahren Vollmacht"? und
2. passt sie (noch) zu mir?
... und beides habe ich persönlich mit Nein beantwortet.

Gruss,
Henning

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