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Verfasser: Nyu
Datum: Mittwoch, den 19. Januar 2005, um 14:50 Uhr
Betrifft: völkische Tradition des Charisma

Hitler arbeitete und feilte seinerzeit fanatisch an seinem Sprechstil. Letztlich entwickelte er in seinen Reden virtuelle Strategien, kam zu Beginn über die kumpelhafte und bodenständige Ecke und redete ganz ruhig und besonnen, baute dann ein Feindbild auf, erdachte Widersprüche, die er eloquent dreifach widerlegte wärend sich seine Statur und seine Stimme zunehmend hob, um den erdachten Kritiker an seiner Argumentation logisch vollständig zu vernichten.
So nun sprichwörtlich den Weg frei zu haben setze er seine Thesen ein, die die Zuhörer voll ins Boot holten und ihnen die Möglichkeit verschaffte, ihre Differenzen untereinander als nichtig und unnötig erscheinen zu lassen.
Zum Schluss seiner Rede hatte er sich scheinbar völlig verausgabt und bebte über seine Überzeugung.
Man glaubte ihm, dass es für ihn keinerlei Kompromiss gab. Er wollte alles und sah sich selbst schon ab 1920 als zukünftiger Diktator (!) aller Deutschen, der das deutsche Volk von allem "Schmutz und Unrat" (sprich Internationalismus, Marxismus, Judentum, Kapitalismus usw.) befreien würde. Der zweite Platz war für ihn komplett inakzeptabel.

Der Putsch in München war für ihn ein Desaster, das ihn in tiefste Depressionen stürzte. Aber erst der münchner Prozess mit Ludendorff, Strasser, Heß und den anderen verschaffte ihm wieder die Bühne und das Forum, das er für sich brauchte.

Sein Jahr im Landsberger Gefängnis war für ihn eher eine Zeit der Einkehr.
Zum Zeitpunkt seiner Entlassung hatte er das komplette Wachpersonal einschliesslich Anstaltsleiter zu seiner nationalsozialistischen Lehre bekehrt.

Zur Zeit seiner ersten Rede im münchner Bürgerbräu Keller nach seiner Entlassung war die völkisch-rassistische Bewegung und die NSDAP stark zerstritten, da Hitler sich auch im Gefängnis hatte abschirmen lassen, wärend er sein Buch schrieb.
Den  Streit vermochte er in nur einer Rede komplett zu beseitigen und alle innerparteilichen Gegner komplett zum Verstummen zu bringen, ohne auch nur auf diese Differenzen inhaltlich einzugehen oder seine Gegner offen zu kritisieren. Im Gegenteil, er lobte sie über den Klee als "hochwertvoll" oder "geschätzt".

Nach dieser Rede wurde Hitler zum ersten Mal auch von der gemeinen Mitgliedschaft als "Führer" bezeichnet.

Ich weiss, dass jetzt die Moralapostel wieder die klassischen Argumente anführen werden, wenn man die Kirche oder was in ihr geschieht mit dem Nationalsozialismus vergleicht.
Aber ich denke, wir sind in bestimmtem Umfang zu diesen Vergleichen verpflichtet, selbst wenn sich der Verglichene heillos darüber aufregen wird.

Aus diesem oben angedeuteten Beispiel wird für mich deutlich, dass auch im CES oder den Hilforganisationen der Übergang zwischen Evengeliumslehre und Hetze fliessend ist und auch immer fliessend bleibt.
Wer ein "guter" und "mitreissender" Sonntagsschullehrer oder Redner in der Abendmahlsversammlung ist, muss sich die Frage gefallen lassen, wie er das erreicht hat.
Ich selber habe Jugendliche auf einer Zeugnisversammlung einer Jugendfahrt vor Begeisterung und "Geistigkeit" in Ohnmacht fallen sehen. Wir sind ja auch so gesegnet in der einzig-wahren Kirche zu sein, da doch 99,998 % der Menschen auf der Welt in Unwissenheit und/oder Sünde leben.

Henning

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