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Verfasser: shana
Datum: Dienstag, den 11. Januar 2005, um 21:05 Uhr
Betrifft: der schöne hohle Schein

Hallo Renate,

ich kann mich dem Lob von Ritter nur anschliessen. Ich bin auch ein grosser Fan Deiner supersachlichen und die Dinge genau auf den Punkt bringenden Beiträge.  Besser als Du kann man es fasst nicht machen/formuliern:-) !!

Du schreibst: < Die Kirche war für mich viele Jahre wie ein kleines Paradies, weil ich sie so sehen wollte und weil sie sich nach außen hin so präsentiert.<

Genauso ging es mir auch, ich wollte die negativen Dinge einfach nicht sehen. Bei anderen Glaubensgemeinschaft, die ich objektiver/sachlicher untersuchte, wie z. B. auch die Zeugen Jehovas, fiel mir das Erkennen der offensichtlichen Mängel der Lehre nicht schwer. Geprüft, die und die Fehler erkannt, die nächste bitte... Nur bei den Mormonen hatte ich mich dummerweise schon vor der Prüfung gefühlsmässig gebunden, und so habe ich mir die ’Fehler’ und die komischen Dinge, die ich nach und nach entdeckte, schöngeredet und Unstimmigkeiten einfach immer wieder verdrängt.

Wobei man natürlich auch sagen muss, dass sich die mormonische Kirche deutlich weltoffener, aufgeschlossener verkauft/ nach aussen hin darstellt, als sie es in Wirklichkeit ist. Ich meine, wenn ich Nachbarn habe, die Zeugen Jehovas sind, merke ich recht schnell, dass diese ein recht freudloses karges Dasein fristen. Dauernd im Einsatz für Jehova und nicht gerade viel Spass im jetzigen Leben. Auch an was sie alles glauben, lässt sich relativ schnell feststellen. Selbst daraus, dass für sie Abtrünnige Mitglieder sozusagen gestorben sind, machen sie keinen Hehl.
Aber wer hätte vor Zeiten des Internets zum Beispiel gedacht, dass die lieben (zugegebenermassen ebenfalls von Ihrer Kirche dauerbeschäftigten) mormonischen Nachbarn, die einem dauernd erzählen, dass ’Menschen sind, damit sie Freude haben’, dass Mormonen ganz normale, besonders familienorientierte Christen sind, die Wert auf eine gute weltliche Ausbildung legen etc.... magische Unterwäsche tragen und im Tempel ziemlich merkwürdige Dinge tun. Von den ganzen anderen Ungeheuerlichkeiten, die man so nach und nach entdeckt (rassistische Äusserungen und wirklich merkwürdige Lehren von früheren Kirchenführern, geschönte Geschichtsschreibung nicht nur beim Thema Polygamie etc.) ganz zu schweigen.

Ich muss sagen, ich war auch ziemlich wütend und fühlte mich eine Zeitlang ganz schön vera.....,  als mir das ganze Ausmass des ’Betrugs’ so nach und nach dämmerte.
Klar, die kleinen Missionarinnen und Missionare gingen brav Ihre Lektionen mit uns Untersuchern durch und glaubten auch meistens an ihre Botschaft, das konnte man deutlich spüren, z.B. wenn sie Zeugnis gaben. Allerdings waren sie oft auch erschreckend ahnungslos, was die Geschichte ihrer Kirche und die Lehren früherer Propheten anbelangte. Wesentlich verärgerter war ich im nachhinein über gebildete, erwachsende Kirchenmitglieder in der soundsovielten Generation, die mir irgendwelche Stories über Frauenüberschuss in den Anfangszeiten der Kirche erzählten, um so  z.B. das ’Phänomen’ Polygamie in grauer, grauer Kirchenvorzeit zu erklären. Das und vieles andere wussten sie besser, haben es aber verschwiegen.

Als ich aufhörte, die Kirche zu untersuchen und endlich für mich einen klaren Schlussstrich zog, war ich noch der Meinung: Na ja, eben auch nur eine von vielen christlichen Kirchen, aber halt nicht die einzig wahre. Ich dachte damals wirklich noch, dass alle aktiven Mormonen bis hin zu den Aposteln und Propheten wirklich an die Wahrheit ihrer Kirche glauben, von dem Schlitzohr, das die Kirche gegründet/erfunden hat, mal abgesehen. Aber was ich dann in den Folgejahren in so nach und nach auf den Markt kommenden Büchern und schliesslich durch das Internet in geballter Ladung über die Kirche erfahren habe, lässt mich doch sehr stark daran zweifeln, dass hier nur Gutgläubige und Ahnungslose am Werk sind. Im Gegenteil: heutzutage würde es mich eher erstaunen, falls irgendjemand in der Chefetage der Kirche wäre, der überhaupt noch an die Joseph Smith und Buch Mormon Geschichte glaubt.

Mein jüngerer Bruder hätte sich übrigens auch beinahe auf meine Beeinflussung hin in die Fänge der Mormonen begeben. Er war noch näher dran, sich taufen zu lassen, als ich. Ein Gedanke, der mich wirklich stark belastet, wenn ich daran denke, was für fatale Folgen das für ihn hätte haben können. Dies hat meinen ’Missionseifer’ (egal auf welchem Gebiet) allerdings ein für allemal kuriert.

Gruss
Shana

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