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Verfasser: Renate
Datum: Dienstag, den 11. Januar 2005, um 15:47 Uhr
Betrifft: Der schöne Schein und die große Lüge

Es ist nicht die eigene Dummheit daran schuld, dass man die Wahrheit über die Kirche nicht gleich erkennen kann. Die Kirche benutzt bewusst diese Defizite so vieler Menschen, die sich nach einem intakten und harmonischen Leben sehnen. Ich war zwar noch ein Kind, als ich getauft worden bin, aber ich folgte dem Vorbild meiner Großmutter, die für mich damals der einzige Mensch war, dem ich vertrauen konnte und bei dem ich mich geborgen gefühlt habe. Die Kirche war für mich viele Jahre wie ein kleines Paradies, weil ich sie so sehen wollte und weil sie sich nach außen hin so präsentiert. Da sah man glückliche Familien, von denen ich erst viel später erfahren habe, dass dies nur Schein war - wenn ich nur daran denke, wie sehr ich mir ein bestimmtes Ehepaar als Eltern gewünscht habe und wie sehr ich ihre Kinder beneidet habe, dass sie diese Eltern haben. Sehr viel später habe ich erfahren, dass dieser tolle Vater, der außerdem auch ein angesehenes Vorzeigemitglied in der Gemeinde gewesen ist, seine Kinder regelmäßig verprügelt und gedemütigt hat. Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass ich einen Mann außerhalb der Kirche kennengelernt habe, der mich davor bewahrt hat so eine gedemütigte Mormonenfrau zu werden, denn ich habe ihn geheiratet und nicht irgendeinen Mormonen, so wie ich es eigentlich immer wollte. Mein Mann hat mich dazu gebracht kritisch über solche religiösen Organisationen nachzudenken und dass hat mich letzlich dahin gebracht wo ich heute bin - in ein freies, selbstbestimmtes Leben, ohne Angst vor irgendwelchen Sanktionen eines strafenden Gottes.

Kinder, die in die Kirche hineingeboren werden und nicht nur von ihr sondern auch von den eigenen Eltern indoktriniert werden, haben weitaus weniger Chancen sich aus ihren Fängen zu lösen. Vor allem auch, weil sie niemals gelernt haben eigene Entscheidungen zu treffen. Für die meisten hineingeborenen Mitglieder ist Entscheidungsfreiheit nur ein Wort, dass in der Kirche zwar viel benützt aber niemals gelebt werden kann. Wie soll man das aber wissen, wenn man nicht einmal weiß, was Entscheidungsfreiheit tatsächlich ist?

Ich habe zwar keine Familienangehörigen mehr in der Kirche, aber ich habe meinen Bruder an die ZJ verloren. Der ist, kaum erwachsen, in ihre Fänge geraten und hat die eine Sekte gegen die andere getauscht. Mich treibt es auch immer wieder zur Verzweiflung, wenn ich sehe wie er und seine Familie von dieser Sekte vereinnahmt und manipuliert wird. Es gibt dabei keinen Unterschied zu den Mormonen, außer in der Lehre. Sie unterbinden jeden Familiensinn, denn die "wahre Familie" sind die Brüder und Schwestern, nicht die Blutsverwandten, außer sie schließen sich auch dieser Sekte an. Und da die ZJ nichts feiern dürfen, außer ihren Hochzeitstag, fehlt mein Bruder und seine Familie natürlich auch bei allen sogenannten "heidnischen" Festen. Wir hören und sehen kaum etwas von ihm, und wenn wir uns treffen ist das jedesmal eine ziemlich angespannte Stimmung, es wird Smalltalk gemacht, es wird Abstand gehalten, auch wenn man vordergründig aufeinander zugeht, es ist nicht echt, denn er ist nicht wirklich erreichbar und vor allem ist er durch seine Sekte schwer beschäftigt und deshalb im ständigen Stress. Eben die bewährte Beschäftigungstherapie, die Sekten dazu benutzen um ihre Mitglieder am Nachdenken zu hindern und um es ihnen zu erschweren auch ein Leben außerhalb der Sekte zu leben. Dabei hatten wir als Kinder und Jugendliche einen sehr festen Zusammenhalt und haben uns sehr gut verstanden. Ja, und als er eine Zeit lang der Meinung war, er könnte mich zum wahren Glauben bekehren, da hatte er auch viel Zeit für mich übrig. Wobei er diesen Zeitaufwand selbstverständlich jedesmal schön folgsam in seinen Predigtdienst-Bericht eingetragen hat, denn er musste ja dafür Rechenschaft ablegen.

Dann klingt es natürlich wie Hohn, wenn immer wieder sogenannte glückliche HLTs hier verkünden, wie locker und easy ihr Leben doch ist und dass sie alle Freiheiten der Welt hätten. In Wirklichkeit sind sie eingemauert in ihren Vorurteilen von der Außenwelt, in ihrem stetigen Kampf, sich ihr Zeugnis erhalten zu müssen und in ihrer sinnlosen Tätigkeit für die Sekte, die ihnen keinen Raum mehr zum Leben lässt. Aber dafür winkt ja der Lohn in der Ewigkeit.

Ich verabscheue alle diejenigen in einer Sekte, die mehr oder weniger an der Spitze stehen und genau wissen was sie da tun, denen es primär um Machtausübung, finanziellen Gewinn und Ansehen geht, und darum, ihre absurden Wahnideen anderen aufzuzwingen. Lauter kleine Möchtegern-Napoleons, die ihr Ziel der perversen Machtausübung nur über solche Sekten erreichen können, weil sie dieses Potential an Macht im realem Leben niemals erreichen würden. Es ist ihnen entweder völlig egal, was sie ihren Opfern antun, oder sie sind zu gefühlskalt und zu egozentrisch um das zu bemerken.

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