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Verfasser: lennard
Datum: Montag, den 3. Januar 2005, um 17:03 Uhr
Betrifft: Ich weiß, dass ...

>Also hat Galilei gelogen, als er behauptete, daß sich die Erde um die Sonne dreht, denn die meisten des Adressatenkreises weigerte sich, dies anzuerkennen geschweige denn durch ein Fernrohr zu gucken.

Warum sollte er gelogen haben? Lügen tut nur derjenige, der etwas behauptet, von dem er aber weiß, dass es so nicht der Wahrheit entspricht. Nur der (endgültige) Beweis für seine Behauptung wurde erst viel später erbracht, nämlich, als andere seine Behauptungen nachvollziehen konnten. Aber darum geht es ja bei uns gar nicht. Hier geht es doch darum, dass Moroni11 davon spricht, er wisse Gott existiere und die Kirche sei wahr zuzüglich dem ganzen Joseph Smith Kram. Und wenn er schon eine von der Kirche vorgefertigte Formulierung (damit meine ich die Phrase: "Ich weiß …") wählt, dann muss er sich auch bitterböse Kritik um die Ohren hauen lassen, von denjenigen, die meinen, der Ausdruck (ich weiß) sei nur in dem Falle angebracht, man könne dies auch objektiv, zweifelsfrei und plausibel belegen. Irgendwie stört mich zusätzlich an der Phrase, dass sie so ziemlich arrogant rüberkommt. Man weiß plötzlich all die Dinge, über die sich die Menschheit über Jahrhunderte Gedanken gemacht hat. Vielleicht wäre für manche Mormonen auch der Spruch des Sokrates hilfreich: „Ich weiß, dass ich nichts weiß."

Weiterhin ist es auch lächerlich, dass Mitglieder von Sekten eine Autosuggestion von der vermeintlichen „Antwort Gottes" abgrenzen können. Aber man kann es den Mitgliedern nicht übel nehmen, da die Kirche ausdrücklich die Beschäftigung mit Hypnose und Suggestionstechniken verbietet. Warum wohl? Wer sich mit diesen Themen näher beschäftigt hat, wird mit Sicherheit nicht mehr sagen können „ich weiß, dass …", denn man muss zwischen zwei-Möglichkeiten entscheiden. Nämlich entweder Suggestion oder Gott. Folglich ist ein erheblicher Unsicherheitsfaktor entstanden, der nicht mehr die Möglichkeit der Formulierung des, ich weiß zu 100%, dass, zulässt. Man kann nur noch sagen, dass man glaubt. So sieht es auch der Volksmund: Glauben heißt nicht Wissen. Warum spricht der Volksmund wohl von den Gläubigen einer Religion und nicht von den Wissenden? Warum spricht Jesus vom Glauben an Gott und nicht vom Wissen von Gott? Wissen geht schon deswegen nicht, da die zehn Gebote eine Vorstellung von Gott nicht zulassen (du sollst dir kein Bildnis von Gott machen). Dieses Bild wird aber unweigerlich dann im Kopfe des „Wissenden" hervorgerufen, da er ja weiß um die Existenz Gottes. Da er weiß, macht er sich ein Bild; stellt sich Gott also im Geiste so vor, wie er denkt zu wissen was und wie Gott ist.

Beim Beten zu Gott handelt es sich um ein Ritual, welches nach ähnlichen Regeln funktioniert, wie man sie von der Meditation kennt. Dieses Ritual dient dazu, die suggestive Funktion des Gebetes zu verstärken. Die Augen werden geschlossen, damit die Wahrnehmung auf das „Innere" beschränkt wird. Das Hinknien soll die Unterordnung suggerieren; man soll bereits auf die Existenz Gottes vorbereitet werden, folglich wird die Antwort zugunsten der Kirche antizipiert. Ebenso das Kopfsenken.

Komisch finde ich auch das Verhalten folgender Mitglieder. Mitglied A gibt im Februar sein Zeugnis am Fastensonntag mit der Phrase „ich weiß“. Im März gibt Mitglied B sein Zeugnis mit der gleichen Phrase. Nach der Zeugnisversammlung spricht Mitglied A das Mitglied B an und sagt zu ihm: Mensch Bruder B, dein Zeugnis war toll, du hast damit absolut mein Zeugnis wieder einmal gestärkt.“
Der genaue Leser wird schnell merken, wie lächerlich die Aussage von Mitglied A ist. Wie kann ein Zeugnis gestärkt werden, dessen Inhalt im Februar davon ausging bereits zu wissen? Hat Mitglied A innerhalb eines Monats sein gesamtes Wissen hinsichtlich der Wahrheit der Kirche verloren bzw. vergessen? Oder wie kann man sich erklären, dass ein Zeugnis, welches davon spricht man wüsste etwas, noch gestärkt werden kann? Wenn man etwas weiß und nicht glaubt, dann hat man schon 100%ige Sicherheit. Das ist nun mal die Natur des Wissens. Wenn man etwas glaubt, weiß man es eben gerade nicht mit 100%iger Sicherheit. Also können wir nur zu dem Ergebnis kommen, dass das Zeugnis des A im Februar wahrheitswidrig war oder hat den B im März angelogen, um ihm zu schmeicheln. Aber mal ganz ehrlich, jeder müsste doch erkennen, wie schwachsinnig die Formulierung ICH WEISS, DASS ist.

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