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Beitrag 107 von 143
zum Thema Würde es was bringen?
Seite erstellt am 29.3.24 um 7:48 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Donnerstag, den 1. März 2001, um 1:11 Uhr
Betrifft: apologetische Metallurgie taugt nichts

> Gerade aufgrund meiner akademischen Ausbildung wurde ich darauf geschult, mir gestellte Themen erstmal in ihrer Komplexität zu verstehen, bevor ich mich daransetze, sie zu bearbeiten. Das mag für die Kritiker hier zu viel verlangt sein.

Gerade unter den Aussteigern aus der HLT-Gemeinschaft gibt es sehr viele, die das wissenschaftliche Arbeiten gut beherrschen und auch oft anwenden. Dies ist im Übrigen oft ein entscheidender Grund dafür, daß sie den Ausstieg überhaupt vollziehen konnten. Ich frage mich, wie Dir dies bisher entgehen konnte.

Was mich allerdings sehr nachdenklich stimmt ist Deine offen zur Schau getragene „better-than-thou“-Attitüde, die weder von Wissenschaftlichkeit noch von Demut zeugt.

> Eine fundierte Meinung hat sich allerdings hier noch keiner gebildet, der sich nur mit den Argumenten der "Kritiker der Kirche" auseinadergesetzt hat.

Hättest Du das hier weggelassen, könnte ich Dir sogar prinzipiell zustimmen, Mark. Da Du Dich aber direkt auf die Teilnehmer am Forum beziehst, muß ich Dich darauf hinweisen, daß sich kein einziges Mitglied – und schon gar nicht die langjährigen – „nur mit den Argumenten der "Kritiker der Kirche" auseinadergesetzt“ haben. Die kennen Lehre und Praxis sehr genau aus dem eigenen HLT-mormonischen Erleben. Das Studium der HLT-Apologetik gehört nicht zum HLT-mormonischen Alltag und ist somit für die Beurteilung der HLT-Gemeinschaft von sehr untergeordneter Bedeutung. Abgesehen davon haben sich prozentual mehr Aussteiger mit FARMS-Apologetik beschäftigt als dieser Anteil im HLT-mormonischen Durchschnitt beträgt. Somit kann Deine Äußerung hier nur als Propaganda gewertet werden.

> Steel in ancient America?

Ich finde es ziemlich schade, daß Du uns hier unreflektiert mit US-amerikanischer HLT-mormonischer Apologetik zuschüttest. Ein wenig Recherche in deutschsprachige Spezifika hätten Dir die folgenden Kritiken erspart:

> 2 Sam. 22:35 (which refers to a steel bow, perhaps similar to the one Nephi had)

Luther- und Einheitsübersetzung sprechen dagegen von einem „ehernen Bogen“, was bekanntlich aus Eisen bestehend bedeutet, und nicht aus Stahl. Die Herstellung von Eisen ist bekanntlich weit weniger anspruchsvoll als die von Stahl. Kommen die HLT-Apologeten also nur dazu, einen Bogen aus Eisen mit einem aus Stahl (so immerhin „das richtigste Buch auf Erden“) zu vergleichen, weil die Übersetzung von König Jakob I. das Wort „steel“ benutzt?

> Psalms 18:34

Dito (für Psalm 18:35).

> Job 20:24

LÜ: „der eherne Bogen“
EÜ: „Bogen aus Bronze“

> Jeremiah 15:12

LÜ: „Kann man Eisen zerbrechen, Eisen und Kupfer aus dem Norden?“
EÜ: „Kann man Eisen zerbrechen - Eisen aus dem Norden - und Bronze zerbrechen?“

Man findet in der Bibel in keinem einzigen historischen Zusammenhang den Begriff „Stahl“. Daß der Begriff aber in der Joseph Smith vertrauten Bibelübersetzung von König Jakob I. benutzt wird, ist für mich eher ein Indiz für den Betrug durch Joseph Smith, der sein Buch Mormon auf Grundlage der Aussagen der König-Jakob-Bibel entworfen hat.

Alles weitere ist eben nur Apologetik, die sich aufgrund dieser Tatsachen erübrigt. Dennoch lesen wir – für uns nun gar nicht mehr überraschend – weiter:

> Hugh Nibley has pointed out that scholars are uncertain about the meaning of "steel" in several ancient texts from the Old World. Steel is mentioned in the Old Testament under conditions where it seems out of place - perhaps the King James translators should have used the word "bronze" instead of "steel" in those places.

Was dem Leser bewußt vorenthalten wird ist die Tatsache, daß dies nicht im Geringsten in Bezug zum Buch Mormon gesetzt werden kann, denn darin ist die Unterscheidung zwischen den Metallen außerordentlich deutlich. So sagt z.B. Nephi: Und ich lehrte mein Volk, Gebäude zu errichten und allerart Holz zu bearbeiten, ebenso Eisen und Kupfer und Messing und Stahl und Gold und Silber und kostbares Erz, die alle überreichlich vorhanden waren. (2. Nephi 5:15). Wir sehen, daß das Buch Mormon das Bild vermittelt, daß die Nephiten den Unterschied zwischen Eisen, Stahl, Kupfer und Messing kannten (siehe auch Jarom 1:8).

> The point is that at least some meteoric metals can be called steel with technical accuracy, and could certainly be called steel by ancient peoples or modern translators, who might easily call a broad range of iron alloys "steel."

Interessant scheint mir hierbei die Tatsache, daß John L. Sorenson diese Argumentation in seinem A New Evaluation of the Smithsonian Institution "Statement Regarding the Book of Mormon" führt, obwohl dieses "Statement" das Nichtvorhandensein von Stahl in Amerika ausdrücklich einschränkt um die „gelegentliche Nutzung von ungeschmolzenem meteoritischem Eisen“. Somit kann er absolut keine Punkte gegen das "Statement" für sich verbuchen.

Andererseits impliziert er die Produktion von z.B. Millionen von Stahlschwerten aus meteoritischem Eisen, das Stahl sehr nahe kommt, ohne jedoch ein einziges archäologisches Artefakt hinterlassen zu haben, weshalb die Wissenschaftler des Smithsonian Instituts auch nur von einer „gelegentlichen Nutzung“, nicht jedoch von einer massenproduktionsmäßigen Nutzung ausgehen.

Was kann man unter „massenproduktionsmäßigen Nutzung“ verstehen? Ein Beispiel zu dem kleineren Volk der Jarediten soll es uns veranschaulichen: Darum ging er zum Hügel Efraim, und er schmolz aus dem Hügel und machte Schwerter aus Stahl ... (Ether 7:9). Der jareditische Endkampf wird dann mit folgenden Worten geschildert: Er sah, daß schon fast zwei Millionen seines Volkes durch das Schwert getötet worden waren, und er fing an, im Herzen zu trauern; ja, es waren zwei Millionen mächtige Männer getötet worden, und auch ihre Frauen und Kinder. (Ether 15:2). Das erfordert in der Tat eine Menge Schwerter.

Was bleibt nun von all der Apologetik an wissenschaftlich haltbaren Fakten übrig?

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