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Verfasser: Martin007
Datum: Mittwoch, den 15. Dezember 2004, um 14:16 Uhr
Betrifft: Mehrheit

In dem von Dir zitierten Artikel wird deutlich, wie sehr es nötig ist, eine Geselschaftsform zu beurteilen, wenn sie die Mehrheit der Bevölkerung stellt. In Parallelgesellschaften stellen kleinere Gruppen die Mehrheit der Gesellschaft, indem sie sich ihre eigene kleine Welt zaubern. Wenn solche Kleingruppen sogar in der Minderheit zur Gewalt neigt, dann kann man sich vorstellen, wie ein Staat aussieht, in dem diese Gruppe die Bevölkerungsmehrheit besitzt.

Das Gewaltpotential einer Gesellschaft ist aber nur in der Mehrheitsform zu sehen. Besonders kraß wird es, wenn die Parallelgesellschaft erst klein ist und dann ihr Gesicht schnell verändert, wenn sie eine Stimme über der absoluten Mehrheit hat.

Gustl’s Fehler ist es, daß er den Mormonismus in der Form beurteilt, die er hier in der Diasopra hat. Hier ist er handzahm und sehr artig, wie das dritte Reich und die DDR gezeigt haben. Aber zur Zeit Joseph Smith’s in Nauvoo, Brigham Youngs und seiner Nachfolgekönige in Deseret und dann den Chefs in Utah, Idaho zeigen den Mormonismus in einem anderen Licht, in dem Gewalt durchaus ernstzunehmende Züge annimmt.

Ein gewisses Gewaltpotential kann strukturell nicht ausgeschlossen werden, da die Gesellschaft zentralistisch um eine Führungsperson angeordnet ist. Die Aufgaben dieses Führes beschränken sich nicht nur auf Lehrmeinungen, sondern auch auf Sachentscheidungen und dem Heranzüchten des Nachfolgers. Auf diese Weise können sich Persönlichkeitsmeinungen zu Lehrmeinungen verfestigen.

Dazu ein Beispiel: Was gehört alles zum Abendmahl in der Kirche Jesu Christi HLT?

1. Wo steht der Abendmahlstisch, links oder rechts von der Führungsperson?
2. Die Tischdecken sollen weiß sein.
3. Muß die weiße Tischdecke über  den Tischrand schauen und wenn, wie weit?
4. Verwendet werden Brot und Wasser.
4a. Welche Art Brot und welches Wasser?
5. Muß man jeweils ein eigenes Bedeckungstuch für Brot und Wasser haben?
6. Müssen Brot und Wasser hintereinander oder nebeneinander auf dem Tisch stehen?
7. Wo sitzt der Brotbeter und der Wasserbeter relativ zur präsidierenden Person?
8. Müssen die beiden Beter ihre Hände sichtbar vor der Gemeinde mit am Tisch stehendem Wasser waschen?
9. Darf nur der Brotbeter das Brot brechen?
7. Der Brotbeter betet das erste von zwei vorgeschriebenen Gebeten im Knien. (Dies sind eigentlich drei Fragen!)
8. Während der Brotbeter betet, muß dann der Wasserbeter aufstehen?
9. Während der Brotbeter betet, müssen dann die Austeiler aufstehen?
10. Während der Wasserbeter betet, muß dann der Brotbeter stehen bleiben?
11. Während der Wasserbeter betet, müssen dann die Austeiler stehen bleiben?
12. Die präsidierende Person bekommt zuerst.
... (fällt jemandem noch was ein?)

Von der Oberkirche festgelegt sind m. E. nur die Punkte 2, 4, 7 und 12. Der Rest sind sog. Tatsachenentscheidungen des örtlichen Bischofs - und hier setzt das Problem an.
Was passiert, wenn durchgeknallter "heiliger" Bischof A aus Gemeinde B nach Gemeinde C fährt, die womöglich noch in einem anderen Pfahl liegt, und dem dortigen Bischof D vorhält, daß das Abendmahl in Gemeinde B viel würdiger ist, weil D seinem Abendmahlsbediensteten andere Sachen gestattet?
Punkt 8 hat hier im östlichen Osten genau aus dem o. a. Grund zu großer Verwirrung geführt, weil die hohen Herren kraft der Tradition (ihrer Wassersuppe?) das öffentliche Händewaschen für alle Gemeinden verbindlich vorschreiben wollten - was diesem Wassertopf in meiner Familie den Spitznamen Weihwasserbehälter eingebracht hat. Und das alles nur, weil ein Bischof dem anderen vorschreiben wollte, was dieser in seiner eigenen Gemeinde tun soll! Die Sache ging glaube ich bis auf Apostelebene hoch und wurde abgeschmettert, was hier aber nicht dazu geführt hat, die Kraft der Tradition zu brechen, sondern sie wird fröhlich weiter als heiliges Element des Abendmahls fortgeführt!
Auf diese Weise wird m. E. aus einer "Tradition" eine "falsche Tradition"!

Diese falschen Traditionen knechten dann die Mitglieder, weil aus Unsinn Lehre wird.

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