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Verfasser: Renate
Datum: Donnerstag, den 25. November 2004, um 21:00 Uhr
Betrifft: Lukas kontra Lapide

> Nichtsdestotrotz steht in der Apostelgeschichte, daß der "tägliche" Tempelaufenthalt zum normalen Alltag der Heiligen zur zeit der Apostel nach dem Pfinstereignis gehörte.

Nichtsdestotrotz waren die Leute zu dieser Zeit Juden, also ist es nur natürlich, dass sie den Tempel besuchten. Als christliche Sekte gilt die neue Bewegung, die sich rund um die Figur Jesu aufgebaut hatte, erst nach der Zerstörung des Tempels, also frühestens 70 n. Chr.

> Nach Lapide hätte Lukas also gelogen. War Lapide etwa zugegen, daß er ein alltägliches Benehmen der Mitglieder leugnet?

Was hat Lapide geleugnet? Oder wo hat er behauptet, dass Lukas gelogen hat?

> Ist er glaubwürdiger als Lukas, der dieses Verhalten vielleicht noch mit eigenen Augen gesehen hat?

Für mich schon. Denn über Lapide habe ich genügend Infos um zu erkennen, dass er weiß wovon er spricht. Hingegen weiß man über den Autor des Lukas-Evangeliums nicht viel. Das Evangelium nach Lukas - wobei nicht einmal feststeht, ob der Autor den Namen Lukas getragen hat - wurde irgendwann zwischen 70 und 90 n. Chr. niedergeschrieben, und der Autor war genau wie alle anderen Evangelisten kein Zeitzeuge von Jesus.

Pinchas Lapide hat übrigens in dem selben Buch auch sehr gut erklärt weshalb man auch das NT - wie die gesamte Bibel - nicht wörtlich nehmen soll/darf/kann:

(Zitat)
Nicht zuletzt geht es um das Ungesagte. Um die Worte Jesu richtig zu verstehen, bedarf es zweier Dinge: des Textes, den man sorgfältig, oft auch kritisch lesen muß - und all dessen, was Jesus nicht zu sagen brauchte, da es jüdisches Geistesgut war, mit dem er und alle seine Zuhörer völlig vertraut waren.

Während für den Text gute Augen genügen, bedarf das Ungesagte eines hellhörigen Gespürs, oder, wie Jesus wiederholt betonte: Wer Ohren hat, der möge es hören! Auf gut hebräisch heißt das: Bitte nehmt mich keinesfalls wortwörtlich, sondern lauscht in die Sinntiefe hinter dem Wortlaut!

All das Selbstverständliche an jüdisch-biblischen Vorkenntnissen, das Jesus mit Recht voraussetzt, gleicht jenen sechs Siebentel eines Eisberges, die verborgen unter Wasser bleiben - aber Vorbedingung sind für jene sichtbare Spitze, die aus dem Wasser hervorragt. (Zitat Ende)

Die Bibel - und da vor allem auch das NT -  zu deuten ohne das Wissen über den jüdischen Hintergrund, ist also reine Spekulation, nicht mehr. Jesus war Jude und ist auch als Jude gestorben. Was dann seine Anhänger aus ihm und seinem Leben gemacht haben, darauf hatte er leider keinen Einfluss mehr.

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