Keine Antworten auf diesen Beitrag. |
Seite erstellt am 23.4.24 um 15:45 Uhr |
Verfasser: Gunar Datum: Montag, den 26. Juli 2004, um 23:31 Uhr Betrifft: Hübener kämpfte nicht wegen sondern trotz seiner Sektenzugehörigkeit gegen Nazis
25.07.04
Leserbrief in der Frankfurter Rundschau von Ulrich Sander
Ich war beeindruckt von dem, was ich in Ihrer Zeitung nicht nur über den 20. Juli, sondern auch über die EdelweiÃpiraten las (17.7.04). Sie beanspruchen auch für die anderen Widerstandskämpfer einen Platz im Gedächtnis und im Angebot an Vorbildern für die Jugend.
Ich habe gut 45 Jahre zur Helmuth Hübener Gruppe geforscht, und vor eineinhalb Jahren dazu ein Buch vorgelegt. (Ulrich Sander "Jugendwiderstand im Krieg - Die Helmuth-Hübener-Gruppe 1941/1942", Verlag Pahl-Rugenstein Bonn, 2002, 208 Seiten, 14,90 Eur.)
Der ermordete 17jährige Helmuth Hübener aus Hamburg wäre sicher noch weit unbekannter geblieben, wenn ich mich nicht angestrengt hätte. (Dies in aller Bescheidenheit.) Er wäre aber vermutlich in der Ãffentlichkeit bekannter, wenn sein Tod schon vor Kriegsende - wie im Falle der Geschwister Scholl und des Obersten Stauffenberg - in der internationalen Ãffentlichkeit publik geworden wäre. Dann hätte man ihn nicht übersehen können. Wie es leider geschah.
Denn die ganz jungen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer (auch die EdelweiÃpiraten und auch Helmuth Hübener) hatten den Nachteil, Beweis dafür zu sein, dass man wissen und auch handeln konnte. Wer im Alter Helmuth Hübeners war, wurde nach dem Krieg die Generation mit der "Gnade der späten Geburt" (Helmut Kohl) genannt. Die Generationen der bis 1930 Geborenen hatte wenig Interesse daran, Gleichaltrige, die gegen Hitler aufgestanden waren, zu ehren. Das ist meine Erfahrung. Auch das ist der Grund für die Diffamierungen der EdelweiÃpiraten und der Nichtbeachtung eines Menschen wie Helmuth Hübener.
Ist es ein Zufall, dass es (zum Glück) einige Filme über die WeiÃe Rose und sehr viele Beiträge über den 20. Juli gab, aber keinen über Helmuth Hübener?
Dieser Hübener kämpfte nicht wegen sondern trotz seiner Zugehörigkeit zur Mormonenkirche und schöpfte viele Anregungen aus der Anpassung der Mormonen an die Nazis. Er wurde am 27. Oktober 1942 als jüngster vom Volksgerichtshof zum Tode Verurteilter hingerichtet. Er hat beachtliche Texte hinterlassen.
Ulrich Sander
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0066_huebener.htm