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Seite erstellt am 29.3.24 um 14:29 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: hltobi
Datum: Dienstag, den 29. Juni 2004, um 14:08 Uhr
Betrifft: Ein klares jain

Hallo Gunnar,

Danke erst mal für die genaueren Angaben zu der Checkliste. Das ist immer sehr hilfreich, da solch Dinge immer im Kontext ihrer intendierten Anwendung beurteilt werden sollten. Zu den einzelnen Anwendungsbereichen habe ich noch die ein oder andere Bemerkung wie auch Frage.

Beurteilung von unbekannten Gruppen:

Liege ich da richtig, wenn ich annehme, dass die Formulierung „unbekannte Gruppen“ zunächst einmal aus der Sicht des Betroffenen gemeint ist. Also,  jemand, der die Zeugen Jehovas nicht kennt, von ihnen aber kontaktiert wird und erstes Interesse hat, sollte sich diese Liste zunutzen machen.  Dies wäre dann aber sozusagen unabhängig von dem allgemeinen Bekanntheitsgrad der Gruppe, so dass die Liste potenziell auf alle religiösen Gruppierungen angewandt werden könnte.

Ferner schreibst Du:

>Klare Definitionen, wie du sie forderst, würden einer Allgemeingültigkeit entgegen stehen.

Etwas später dann:

>Ich halte die durchaus nicht für schwammig, sondern für allgemein gültig. Es ist schließlich nicht so, dass die Sektencheckliste für die Mormonen erfunden oder angepasst wurde.

Vielleicht haben wir uns missverstanden. Es ist mir natürlich schon klar, dass die Liste nicht nur für eine Klassifikation der Mormonen konstruiert wurde,  sondern für einen allgemeineren Zweck, was ja auch nur Sinn macht.

Allerdings tut dies meiner Forderung nach genaueren Definitionen keinen Abbruch, denn ein Konzept kann durchaus klar definiert sein und gleichzeitig auf einen breiten Bereich von Phänomenen zutreffen. Genaue Definitionen und eine weites Anwendungsfeld schließen sich nicht grundsätzlich gegenseitig aus.

Zum Thema der Objektivität:

>Die Beantwortung der Fragen stellt natürlich immer eine besondere Hürde dar. Wobei die Qualität der Fragen dadurch nicht beeinflusst wird.

Ja und nein. Es kommt darauf an was man unter “Qualität der Frage“ versteht. Eine Waage (für Körpergewicht) mag als Beispiel sehr sensible auf Wetter, Temperatur und anderen Dinge reagieren, was zu einer Verzerrung der tatsächlichen Ergebnisse um +/-10 Kg führt (nur fiktives Beispiel). Ihre Messgenauigkeit (Reliabilität) ist also sehr schlecht, aber dennoch ist ihr Ergebnis immer noch eine Maßangabe für Gewicht und misst deswegen nicht plötzlich etwas völlig anderes als eigentlich intendiert (Validität). Man kann also sagen die Qualität der Waage, was ihre Messgenauigkeit betrifft, ist ehr schlecht während ihre Validität nur wenig darunter leidet.

Analog würde ich die Geschichte für die Sektenliste beurteilen ihre Messgenauigkeit ist ehr schlecht bedingt durch die mangelnde Objektivität, während ihre inhaltliche Validität nur weniger darunter zu leiden hat. 

Daraus wird deutlich, dass Objektivität, eine Eigenschaft des Messinstrumentes ist und in diesem Fall nichts mit der Person zu tun hat.

Um bei dem Beispiel mit dem charismatischen Führer, Meister ... zu bleiben:

>Die Gruppe hat einen Meister, ein Medium, einen Führer oder Guru, der allein im Besitz der ganzen Wahrheit ist ... oder [allein?] direkten Zugriff auf die Quelle aller Wahrheit hat.

Du kommst mit dieser Definition zum Schluss dies wäre für Mormonen zutreffend. Ich nicht.  Hat nicht jeder Zugriff auf Gott (die Quelle aller Wahrheit) auch bei den Mormonen?. Glauben Mormonen wirklich das der Prophet alle Wahrheit hat? Selbst wenn all diese Dinge z.b. auf JS zutreffen würden und heute nun nicht mehr relevant sind ist der Punkt dann immer noch zu bejahen? Und wenn ja was soll das bedeuten (die Gruppierung  hatte mal sektiererische Tendenzen, also mit Vorsicht genießen).

Dies bringt mich zum letzten Punkt prüft man die Listen gegen Gruppen von denen zumindest die Mehrheit des Christentums ausgeht, dass sie nicht sektenhaft sind (frühe Christentum, kath. Kirche) so kommen auch diese nicht immer ungeschoren davon. Sowohl Jesus als auch die Päpste beanspruchten direkten Zugriff auf die Quelle aller Wahrheit zu haben. Jesus zog mit seinem Charisma Fischer und andere in seinen Bann. Ist deshalb das Christentum dann auch mit Vorsicht zu genießen, denn ihre Anfänge waren auch nicht bedenkenlos! Dies mag für Dich oder scheinbar auch SvenB nicht zu einer problematischen Situation führen, tut es aber sicher für die meisten Christen und somit auch für die Autoren der Listen selbst (die in der Regel ja selbst Christen sind), deren Wunsch oft nichts anderes ist als so gut wie möglich die Urkirche zu simulieren.

LG

Tobias

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