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Verfasser: Gunar
Datum: Freitag, den 11. Juni 2004, um 12:04 Uhr
Betrifft: Die Mormonen - eine Sekte im Aufwind

Die Informationen in diesem Artikel sind nicht gerade topaktuell und basieren zum Teil auf HLT-Propaganda, dennoch ist er interessant als Sichtweise eines lutherischen Pfarrers in Utah.

Witzig finde ich es schon, wenn noch immer Rodney Stark oder James Enstrom genannt werden. Inzwischen sollte doch auch dem Letzten klar sein, dass sowohl die Prämissen für diese Thesen unzulänglich und die landläufigen Schlussfolgerungen daraus aberwitzig sind. Na ja, Dummheit kennt halt keine Grenzen, insbesondere da, wo sie sich mit fanatischem Glauben vermischt - oder ist das gar das Gleiche?

IDEA Evangelische Nachrichtenagentur
10.06.2004

Je strenger, umso erfolgreicher?

Die Mormonen - eine Sekte im Aufwind

Für Christen gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht über die Mormonen, die nach Berechnungen des US-Soziologen Rodney Stark auf dem Wege sind, zur nächsten Weltreligion anzuschwellen. In ihrer Hochburg St. George im US-Bundesstaat Utah (2,3 Mio. Einwohner) sind zwei Drittel der Bevölkerung Anhänger der Mormonen. Der mächtige Tempel beherrscht das Stadtbild (s. Foto). Uwe-Siemon Netto berichtet über die aktuelle Lage der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage", wie sich die Mormonen auch nennen.

Die gute Nachricht: Mormonen sind, wie der lutherische Pfarrer George Mather einräumt, mustergültige Nachbarn. Sie sind fleißig und ehrlich und zuverlässige Streiter im Kampf gegen die Perversionen unserer Zeit – zumal den Massenmord an Ungeborenen und die Schwulerei. Mather weiß, wovon er spricht. In St. George (US-Bundesstaat Utah), wo er eine kleine Gemeinde hat, gehören 67% der Einwohner dieser urständig amerikanischen Glaubensgemeinschaft an. Die schlechte Nachricht lautet: Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“, wie die Mormonen sich nennen, ist nach Ansicht aller Kirchen nicht christlich. Zu andersartig ist die Mormonen-Lehre. Zwar taufen auch sie „im Namen des Vaters, des Sohns und des Heiligen Geistes.“ Aber hinter dieser vertrauten Formel verbirgt sich kein Glaube an den dreieinigen Gott, sondern an „drei Götter“, wie der Mormonen-Theologe Robert Millet unumwunden zugibt.

Jeder kann göttlich werden
Sie glauben, daß der Vater und der Sohn Körper haben und im Grunde Menschen sind, freilich solche, die unendlich weit über uns Sterblichen stehen. Die Mormonen lehren aber, daß jeder von uns göttlich werden kann. Andererseits bestreiten sie die elementare jüdisch-christliche Doktrin, daß Gott die Welt „ex nihilo“, also aus dem Nichts geschaffen habe; vielmehr habe er sie aus bereits vorhandener Materie geformt. Wer aber war deren Schöpfer? Womöglich andere Götter, die dem gegenwärtigen Herrn des Universums – wie gesagt: einem hochentwickelten Menschen – vorausgegangen seien; nur wisse man nichts über sie. Mormonen glauben auch an eine himmlische Mutter, mit der Gott pausenlos Geistkinder zeugt, aber auch von ihr ist nicht viel die Rede, wie Millet mir erklärt.

400 neue Gebetshäuser
Die LDS, wie die englischen Initiale dieser Gemeinschaft lauten, wächst schneller selbst als der Soziologe Stark 1984 prognostiziert hatte. Schon jetzt gehören ihr weltweit 12 Millionen an (Deutschland: 36.000). Alle drei Jahre kommt mindestens eine weitere Million hinzu. Im Jahr 2080 soll es 267 Millionen geben. Jedes Jahr baut die LDS 400 neue Gebetshäuser. Am 13. Juni wird sie in New York, direkt gegenüber der städtischen Oper ihren 119. Tempel einweihen. Nur Mormonen dürfen diese Tempel betreten, von denen auch zwei in Deutschland stehen – einer in Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main und einer in Freiberg in Sachsen. In ihnen zelebrieren sie ihre geheimnisvollen Rituale, darunter die Totentaufe. Zu ihren Gebetshäusern ist hingegen jeder zugelassen. Dieses phänomenale Wachstum hat nach Ansicht prominenter Theologen und Religionswissenschaftler fünf Gründe. 1. Die LDS „evangelisiert aggressiver als alle anderen“, sagt der anglikanische Professor Gerald R. McDermott es. Zur Zeit sind etwa 60.000 ihrer Missionare in der Welt unterwegs. Jeder junge Mann verpflichtet sich auf zwei Jahre für diesen Dienst, den ausschließlich er oder seine Familie finanzieren. Mädchen schenken ihrer Kirche 18 Monate ihres Lebens.

Mehr Depressionen ...
2.
Postmoderne Menschen dürsten nach einem geistlich-moralischen Korsett, das ihm liberale Kirchen vorenthalten, wie McDermott betont. Je strenger eine Glaubensgemeinschaft desto größer ist heute ihr Zulauf. Der Mormonismus ist – allerdings mit Einschränkungen – eine Gesetzesreligion, die ihren Mitgliedern strenge Verhaltensregeln auferlegt: Tabak-, Alkohol-, Kaffee- und Teegenuß sind verboten; nicht einmal Coca Cola darf getrunken werden. Ehebruch, homosexuelle Beziehungen und Abtreibung werden nicht geduldet. „Sünde ist kein Gesprächsthema in ihren Gemeinden; sie streben Perfektionismus an“, erläutert Mather. Wer sich nicht an diese und viele andere Regeln hält – oder wer gar zu einer anderen Glaubensgemeinschaft übertritt, der wird gemieden. In einer Stadt wie St. George, wo die Mormonen eine Zweidrittelmehrheit haben, sind die Folgen für den Betroffenen katastrophal, berichtet Mather. Der Abtrünnige verliert seinen Familienanschluß, seine Freunde, oft auch seine Stelle. Es ist daher das kleine, schmutzige Geheimnis der Mormonen, daß sie vielfach unter Depressionen leiden und zu Psychopharmaka greifen. Mather: „Im Mormonenstaat Utah ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Antidepressiva viermal so hoch wie in New York.“

... weniger Krebs
3.
Andererseits stimmt aber auch, daß die Mormonen gesünder sind als ihre anderen Landsleute. Sie haben eine um 11 Jahre höhere Lebenserwartung als andere Amerikaner. Der Epidemologe James Enstrom, von der Universität von Kalifornien hat bei einer Studie von 5.231 LDS-Hohenpriestern und 4.613 Ehefrauen festgestellt, daß bei ihnen unheilbarer Krebs oder andere tödliche Krankheiten um 53% seltener vorkommen als im US-Bevölkerungsdurchschnitt; die Gefahr, an einem Herzleiden zu sterben, ist bei ihnen halb so groß. Mormonen sehen gesund aus und haben gesunde Familien – oft mit acht oder mehr Kindern; auch dies weckt bei vielen Außenseitern eine Neugier an dieser Religion.
4. Die LDS wächst – wie übrigens auch der evangelikale Protestantismus – vor allem in Lateinamerika rasant. Stark rechnet damit, daß es dort im Jahre 2010 um die 60 Millionen Mormonen geben wird. Der Grund ist offensichtlich: Es gefällt den Indios, daß nach dem „Buch Mormon“ der auferstandene Jesus einer früheren amerikanischen Zivilisation erschienen ist. Dieses Buch und zwei andere gehören neben der Bibel zu den heiligen Schriften dieser Religion. Es entstand angeblich 1827, nachdem ein Engel namens Maroni den Religionsgründer Joseph Smith zu einer vergrabenen Goldtafel geführt und ihm befohlen hatte, die darauf eingravierten Texte zu übersetzen. Russell Ballard, ein Mormonenapostel, bezeichnet es als „unfehlbar“.

Immenser Reichtum
5.
Die LDS ist immens reich, weil ihre arbeitsamen Mitglieder den Zehnten von allem geben, was sie verdienen. Riesige Konzerne sind entweder direkt in LDS-Besitz oder werden von ihren Gläubigen geführt. Dazu gehören einige der bedeutendsten Elektronik-Unternehmen, Hotel- und Warenhausketten, Versicherungs-, Kosmetik- und Mediengesellschaften. Die LDS ist Herrin über 400.000 Hektar Weideland in Nordamerika. Vor sieben Jahren schon hat das Nachrichtenmagazin Time das LDS-Vermögen auf 30 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro) geschätzt. Zur Zeit sind die Mormonen emsig bemüht, als Christen akzeptiert zu werden. „Wir sind Christen, warum nehmt ihr uns das nicht ab?“ fragte mich einmal der mächtige Senator und Mormone Orrin Hatch aus Utah. In einer großangelegten Kampagne suchen Mormonen momentan gezielt die Freundschaft ihrer christlichen Nachbarn. Pfarrer Mather zahlt’s den Mormonen zum Beispiel gern heim, indem er – wie ihre Missionare – an ihren Haustüren anklopft, um ihnen das Evangelium zu bringen. „Das finden sie aber überhaupt nicht gut“, sagt Mather vergnügt. Denn dabei treten schnell die großen theologischen Unterschiede zu Tage.

Jeder kommt in den Himmel
Mit ihren drei separaten Göttern, von denen zwei – Vater und Sohn – noch dazu Körper haben und letztlich Menschen höchsten Ranges sind, hat die LDS völlig andere Gottesvorstellungen als die Christen. Auch das, was sie über das Leben nach dem Tode glauben, ist ganz anders. Abgesehen von einer winzigen Gruppe, „Sons of Perdition“ (Söhne der ewigen Verdammnis) genannt, kommt jeder irgendwie in einen Himmel – entweder ins höchste Paradies, wo sie bei Gott sein und selbst immer göttlicher werden, oder auf zwei niedrigeren Ebenen, „paradiesische Stadtrandgebiete“, wie ihr Spitzentheologe Millet es selbstironisch formuliert. Allerdings, so räumt der Anglikaner McDermott ein, ist es denkbar, daß die Mormonen ihre Theologie auf lange Sicht der christlichen anpassen könnten. Ihr jeweiliger Prophet hat das Recht, ihre Lehre radikal zu ändern, und Millet betont, daß schon jetzt ein wesentlicher Unterschied zwischen dem besteht, „was die hohe Theologie aussagt und was in den Gemeinden gepredigt wird.“ Das zeigt sich etwa an ihrer Gnadenlehre, die auf den ersten Blick „werkegerecht“ wirkt und im Widerspruch zu der christlichen Grundaussage steht, daß Sünder „ohne Verdienst gerecht (werden) aus seiner (Gottes) Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist“ (Römer 3,24). Im Buch Mormon steht hingegen: „Denn wir wissen, daß wir durch Gnade errettet werden – nach allem, was wir tun können“ (2. Nephi 25,23). Mit anderen Worten: Erst kommen die guten Werke, dann hilft Gott mit Gnade nach – oder? Millet, der führende theologische Sprecher der LDS, interpretiert diesen Text völlig anderes, will sagen: christlicher. „Dies heißt: Durch Gnade werden wir errettet – ungeachtet all dessen, was wir tun können“, sagt er. Man wartet gespannt auf die weiteren theologische Sensationen aus Utah – so sie denn kommen.

Quelle

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