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Verfasser: Gunar Datum: Donnerstag, den 15. April 2004, um 0:37 Uhr Betrifft: Schuldspruch schon am ersten Prozesstag?
Strauà sieht in Wabag-Affäre kurzem Prozess entgegen
München (AP) Dem Politikersohn Max Strauà steht in der Anlegerbetrugsaffäre um das Münchner Unternehmen Wabag ein kurzer Prozess bevor. Sein Anwalt Wolfgang Dingfelder sagte der Münchner «Abendzeitung» (Donnerstagausgabe), er rechne mit einem Schuldspruch noch am ersten Verhandlungstag vor dem Münchner Landgericht am Freitag. «Ich gehe davon aus, will aber aber dem Verfahren nicht vorgreifen», sagte der Strafverteidiger.
Im Gegensatz zum Augsburger Schreiber-Prozess will Strauà dem Bericht zufolge in einem Geständnis seine Schuld einräumen und Reue zeigen, um mit einer Bewährungsstrafe davon zu kommen. Die Anklage in dem Münchner Verfahren ist 650 Seiten stark. Strauà soll mitgewirkt haben, tausende Anleger um insgesamt 120 Millionen Euro gebracht zu haben. Laut «Abendzeitung» gehört auch seine Schwester, die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier als ehemalige Wabag-Aktionärin zu den Geschädigten. Ihr Mann Michael war kurzzeitig auf Vermittlung des StrauÃ-Sohns als Controller bei Wabag beschäftigt.
Strauà soll laut Staatsanwaltschaft wider besseren Wissens gegenüber Anlegern den Eindruck erweckt haben, die Wabag (Wirtschaftsanalyse und Beratung AG) sei ein vertrauenswürdiges Unternehmen. Von 1995 bis zur Pleite des Unternehmens soll er von der Firma als Rechtsberater 650.000 Euro Honorar kassiert haben.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Strauà Kenntnis von den Betrugsabsichten der Wabag-Geschäftsführung hatte. Das Unternehmen hatte in den 90er Jahren Beteiligungen an angeblich sicheren Umweltprojekten in den neuen Bundesländern verkauft, doch die Gelder der Anleger versickern lassen. Die Wabag-Chefs wurden bereits zu Strafen von jeweils achteinhalb Jahren verurteilt.
Im parallelen Verfahren in Augsburg muss sich Strauà wegen Steuerhinterziehung verantworten. Ihm wird vorgeworfen, er habe über das Tarnkonto «Maxwell» des nach Kanada geflohenen Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber rund 2,66 Millionen Euro aus Airbus- und Panzer-Geschäften kassiert und nicht versteuert.
Nicht ganz ahnungslos
Morgen beginnt der nächste Prozess gegen Max StrauÃ. Die Verteidiger überraschen mit einem Strategiewechsel
MÃNCHEN taz Ganz schnell soll jetzt alles gehen. Wie aus Justizkreisen bekannt wurde, soll das neue Verfahren gegen Max Strauà wegen Beihilfe zum Anlagebetrug in zwei Verhandlungstagen vor dem Münchner Landgericht abgewickelt werden. Offenbar haben sich Verteidigung und Staatsanwälte bereits darauf geeinigt, dass Strauà eine Mitschuld einräumt und dafür möglicherweise mit einer Bewährungsstrafe davonkommt.
Die neue Strategie überrascht - denn bislang hatten die Anwälte von Strauà stets darauf hingewiesen, dass ihr Mandant wegen massiver psychischer Probleme seine Tätigkeit als Rechtsanwalt für die Münchner Anlage- und Beratungsfirma Wabag seit Jahren gar nicht mehr überblickt habe und nur eingeschränkt schuldfähig sei.
Max Strauà hätte das nur recht sein können. Denn die Wabag, für die er seit 1995 arbeitete, hat mehrere tausend Anleger um insgesamt etwa 120 Millionen Euro betrogen. Dabei sollten die Kunden in Recyclinganlagen investieren, die zum Teil gar nicht existierten. Die Firmenchefs sitzen bereits hinter Gittern. In mindestens neun Fällen soll Strauà aktiv an den Machenschaften beteiligt gewesen sein. Seine Anwälte argumentierten darüber hinaus, dass Strauà ohnehin nur beratend für die Wabag tätig war. Dagegen spricht, dass Strauà 1998 Dietrich Marquardt, den Vorstand einer Wabag-Projektgesellschaft, eigenhändig gefeuert haben soll. Obwohl für die fristlose Kündigung kein Aufsichtsratsbeschluss vorlag, musste Marquardt sofort das Feld räumen. AuÃerdem intervenierte Strauà persönlich beim sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf, damit der als Vorstandsmitglied der Landesbank Sachsen Einfluss auf eine Kreditvergabe zugunsten der Wabag nehmen sollte. Die These vom ahnungslosen Rechtsberater Max Strauà lieà sich also kaum halten.