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Verfasser: sjh
Datum: Mittwoch, den 18. Februar 2004, um 13:55 Uhr
Betrifft: Eure Schuhe

Woher willst Du wissen, dass ich nicht so weit war wie ihr? Ich bin 28 Jahre alt und erst ein Jahr wieder aktiv. Ich war inaktiv seit meinem 13 Lebensjahr. Das heißt ich habe mich davon verabschiedet als andere Jugendliche noch brav mitgegangen sind. Ich habe mich nicht schuldig gefühlt, weil ich nicht mehr daran geglaubt habe, was meine Eltern mir lehrten. Außerdem haben meine Eltern mich auch so geliebt, und vertreten beide die Meinung man soll niemanden zwingen. Mit 17 war ich kurz wieder aktiv wegen meinem damaligen Freund, der sich sehr ins Zeug legte mich zu bekehren, doch ich fühlte nicht wirklich etwas. Und so wurde ich wieder inaktiv. Ich würde sagen, ich gehöre in beide Kategorien. Viele haben mich in der Tat verurteilt, die Mutter meines damaligen Freundes behauptete ich sei der Teufel, der Teufel käme in verschiedenen Gestalten. Meine Liebe zu ihm wurde systematisch zerstört. Die Mutter setzte sogar den Bischof so lange unter Druck bis er meinen Freund drei Monate früher als geplant auf Mission schickte. Er rief an und sagte mir, er gehe nächste Woche, und bis dahin habe er Hausarrest. Naja, seine Mutter war alles andere als eine Heilige, gelinde ausgedrückt. Mal abgesehen davon, dass ich heute noch die Stories zu hören bekomme, die sie damals über mich erzählt hat. Aber ich verzeihe ihr. Wenn ich auch dabei mit den Zähnen knirschen muss und meine Nägel in den Schreibtisch bohre.
Ansonsten hatte ich wirklich viele Gegner. Und ich habe immer über die HLTs gelästert und gehetzt. Habe auch viele Beweise gehabt für den Irrglauben. Ich habe viele Jahre in einer intakten Beziehung gelebt, und daraus ist ein Kind entstanden. Mein Leben verlief ganz gut, und meine Eltern waren zufrieden. Nie haben sie versucht zu missionieren. Es gab gar keinen Grund für mich zurückzukehren. Sowieso bin ich zwar auf der einen Seite sensibel aber auf der anderen störrisch wie ein Esel. Versucht mir einer Schuldgefühle einzureden, werde ich sauer und blocke ab. Naja, wie auch immer, ich habe eines Tages meine Meinung geändert und mir sind die Mitglieder sofern sie über mich lästern sollten, echt egal. Es gibt Leute in der Kirche die nach wie vor glauben, ich sei suspekt. Ich sitze in der FHV und wirke wie ein Freak, weil ich weder die Interessen noch die Modevorlieben meiner Schwestern teile. Aber wäre es von mir nicht oberflächlich würde ich sie deswegen verspotten? Ich bin genau wie Du ein Zyniker in vieler Hinsicht, das macht einen nicht umbedingt glücklich. Aber was den Glauben angeht bin ich nicht zynisch. Der wärmt mein Herz und macht mich wirklich glücklich.

Ãœbrigens, der abgelutschte Kaugummi hat letzten September im Tempel geheiratet. Und zwar aus freien Stücken. Und einen an dem auch viele andere Interesse hatten. Aber er wollte mich. Ich weiß dass es bestimmt Leute gibt die eine solche wie mich  nicht heiraten würden, aber bitte, was sind das für Deppen?:-)
Ich habe mich nie in die Schublade reumütige Sünderin stecken lassen. Ich BIN reumütig Gott gegenüber, aber ich weiß auch dass das ein Gang durch das Leben war, der mir viel Erkenntnis gebracht hat und mich auch zum Glauben zurückgeführt hat. Insofern, Gottes Wege sind unergründlich, ich vertraue auf Gott und habe mich ansonsten nur vor dem Bischof zu rechtfertigen, wenn ich mich falsch verhalte.
Ich will Dir mal ein Beispiel nennen, bei dem sich bei manchen Mitgliedern die Zehennägel rollen. Ich sage oft, dass ich es nicht bereue mein Kind bekommen zu haben, und dass ich glaube, es sollte so sein. Da solltest Du mal die Augen sehen! Aber es ist wahr, und warum sollte Gott nicht individuell handeln? Ich weiß dass es sein sollte, Schluß aus. Das interessiert nur mich und Gott. Es war nie ein Thema mich auszuschließen. Warum wohl? Weil der Bischof inspiriert ist.

Weißt Du, ich passe nicht in das Bild einer willenlosen Fanatischen. Ich hatte immer meinen eigenen Kopf. Und ich habe auch gar kein Problem zu sagen, dass ich es absolut für möglich halte dass Propheten Fehler machen, somit auch J.Smith. Schließlich sind sie ja Menschen und nicht vollkommen. Ich kann mir vortsellen dass J.Smith mit Allüren zu kämpfen hatte. Aber er war auch in einer Situation wo man echt aufpassen muss nicht abzuheben. Er hat ja die Gabe zu übersetzen eine Zeit lang verloren, weil er nicht gemäß Gottes handelte. Es ändert nichts daran dass ich das Buch Mormon für richtig halte.
Ich glaube auch, dass rassistische Sprüche unter Mitgliedern und Führern vorkamen. Aber es ist ja keiner vollkommen.  Die Zeit war so, und Gott ist nicht rassistisch und seine Lehre auch nicht. Das waren also verirrte Aussagen, die der persönliche Schwäche zuzuschreiben sind und nicht der Lehre.

Ich war inaktiv und zu faul auszutreten. Meine Freundin ist ausgetreten, ohne Probleme übrigens. Mir war es einfach egal. Ich bin aber heute natürlich froh, dass ich zu faul war.

LG,
Sara

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