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Verfasser: lennard
Datum: Donnerstag, den 22. Januar 2004, um 14:47 Uhr
Betrifft: Mord an Laban?

War Nephi ein Mörder nach heutiger Sicht?
Würde man heutzutage Nephi den Prozess machen kommt ein erstaunliches Ergebnis heraus:
Zunächst jedoch erst mal die Sachlage:

>1. Nephi 4. Kapitel 7-23
>7 Ich ging aber weiter, und als ich nahe an das Haus Labans gekommen war, sah ich vor mir einen Mann, der zu Boden gefallen war, denn er war vom Wein trunken.
>8 Und als ich zu ihm hinkam, sah ich, dass es Laban war.
>9 Und ich erblickte sein Schwert und zog es aus der Scheide. Das Heft war aus purem Gold, und es war auf eine überaus feine Weise gearbeitet. Ich sah auch, dass die Klinge aus höchst kostbarem Stahl war.
>10 Und es begab sich: Ich wurde vom Geist gedrängt, Laban umzubringen; aber ich sprach in meinem Herzen: Noch nie habe ich das Blut eines Menschen vergossen. Und ich schreckte zurück und wünschte, ich brauchte ihn nicht zu töten.
>11 Und der Geist sprach weiter zu mir: Siehe, der Herr hat ihn in deine Hand gegeben. Ja, und ich wusste auch, dass er mir nach dem Leben getrachtet hatte. Ja, und er wollte auch nicht auf die Gebote des Herrn hören; und er hatte uns auch unser Gut weggenommen.
>12 Und es begab sich: Der Geist sprach abermals zu mir: Töte ihn, denn der Herr hat ihn in deine Hand gegeben.
>13 Siehe, der Herr tötet die Schlechten, um seine rechtschaffenen Absichten zu verwirklichen. Es ist besser, ein einzelner Mensch geht zugrunde, als dass ein ganzes Volk in Unglauben verfällt und zugrunde geht.
>14 Und als ich, Nephi, diese Wort hörte, dachte ich an das, was der Herr zu mir in der Wildnis geredet hatte, nämlich: Wenn deine Nachkommen meine Gebote halten, wird es ihnen wohl ergehen im Lande der Verheißung. [1Ne 2:20]
>15 Ja, und ich dachte auch, dass sie die Gebote des Herrn - gemäß dem Gesetz des Mose - gar nicht würden halten können, wenn sie das Gesetz nicht hätten.
>16 Und ich wußte auch, daß das Gesetz auf Platten aus Messing eingraviert war.
>17 Außerdem wußte ich, daß der Herr den Laban deshalb in meine Hand gegeben hatte, damit ich, gemäß seinem Gebot, die Aufzeichnungen erlangen könne.
>18 Darum gehorchte ich der Stimme des Geistes, ergriff Laban beim Haupthaar und schlug ihm mit seinem eigenen Schwert den Kopf ab.
>19 Nachdem ich ihm mit seinem eigenen Schwert den Kopf abgeschlagen hatte, nahm ich die Kleider Labans und zog sie mir selbst an; ja, jedes kleinste Stück; und ich gürtete mir seine Waffen um die Lenden.
>20 Nachdem ich das getan hatte, ging ich weiter, zur Schatzkammer Labans. Und als ich zur Schatzkammer Labans ging, siehe, da erblickte ich den Knecht Labans, der die Schlüssel zur Schatzkammer hatte. Und ich gebot ihm mit der Stimme Labans, mit mir in die Schatzkammer zu gehen.
>21 Und er meinte, ich sei sein Herr, nämlich Laban; denn er sah die Kleider und auch das Schwert, das ich mir um die Lenden gegürtet hatte.
>22 Und er redete mit mir über die Ältesten der Juden; denn er wußte, daß Laban, sein Herr, diesen Abend bei ihnen gewesen war.
>23 Und ich redete mit ihm, als sei ich Laban.

1. Was ist ein Mörder nach unserem heutigen Verständnis und ist Nephi ein Mörder?

Nach dem Strafgesetzbuch ist derjenige Mörder, wer
-      aus Mordlust
-      zur Befriedigung des Geschlechtstriebes
-      aus Habgier
-      aus sonst niedrigen Beweggründen
-      heimtückisch
-      grausam
-      mit gemeingefährlichen Mitteln
-      versucht dadurch eine Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken
einen Menschen tötet.
Um diesen Tatbestand zu erfüllen, muss mindestens eines dieser Mordmerkmale vom Täter verwirklicht werden.

Bei Nephis Tat kommen gleich mehrere Mordmerkmale in Betracht

a) Habgier: Darunter versteht man: in den Besitz eines anderen dem Opfer zustehenden Vermögensgegenstandes zu kommen.
Nephi wollte durch die Tötung in den Besitz der Platten Labans kommen.

b) heimtückisch: handelt, wer die Arg- u. Wehrlosigkeit des Opfers bewusst zur Tat ausnutzt.
Nephi nutzte es aus, dass Laban betrunken war und somit sich nicht wehren konnte.

c) Verdeckung oder Ermöglichung einer anderen Tat:
Durch die Tötung wurde der Diebstahl der Platten Labans ermöglicht.

Den Tatbestand des Mordes hat Nephi also erfüllt.

2. War Nephi gerechtfertigt?

Nephi wendet ein er sei gerechtfertigt gewesen.
Nephi kann sich möglicher Weise auf Notwehr berufen, denn Laban hatte vor einiger Zeit einmal versucht ihn zu töten. Damit sich jemand auf die Rechtfertigung der Notwehr berufen kann, ist es erforderlich, dass zunächst einmal ein Angriff auf den Notwehrausübenden stattfindet. Dieser Angriff muss gegenwärtig und rechtswidrig sein. Laban hatte ihn jedoch nur bei Nephis ersten Besuch bedroht und nicht diesmal. Demnach besteht kein Angriff und folglich kann sich Nephi nicht die Rechtfertigung der Notwehr berufen.

Vielleicht könnte sich Nephi auf den Rechtfertigungsgrund der „rechtfertigenden Pflichtenkollision“ berufen.
Darunter versteht man wenn jemand von mehreren sich ausschließenden Pflichten nur eine erfüllen kann.
„Du musst töten, denn es ist besser als dass ein einzelner stirbt, als dass ein ganzes Volk in Unglauben fällt“.
Es steht also ein Menschenleben gegen den Glauben eines ganzes Volkes. Nephi wäre gerechtfertigt, wenn eine Interessenabwägung zu dem Ergebnis kommen würde, dass die Wahrung des Glaubens eines ganzen Volkes höherwertig als das Leben eines Menschen erachtet wird.
Im Ergebnis steht das Rechtsgut Leben oberster Stelle und demnach ist Nephi aufgrund der rechtfertigenden Pflichtenkollision nicht gerechtfertigt.

3. Ist Nephi schuldig?
Vielleicht kann Nephi doch noch straffrei aus dem Prozess kommen. Dies wäre der Fall wenn er entschuldigt wäre. Entschuldigt wäre Nephi zum Beispiel dann, wenn er nach seiner Vorstellung angenommen hat, dass er gerechtfertigt sei. Der Täter nimmt also irrig eine Rechtfertigungslage an, die jedoch in Wirklichkeit gar nicht besteht. Nephi beging also einen Fehleinschätzung hinsichtlich der Interessenabwägung zwischen Menschenleben und dem Glauben eines ganzen Volkes. Dazu kommt, dass er annahm der Herr sei der gleichen Überzeugung, dass der Glauben eines Volkes als höherrangig zu sehen sei.
Nephis Irrtum dürfte jedoch nicht vermeidbar gewesen sein, damit Nephi entschuldigt wäre. Der Irrtum war aber vermeidbar, denn auch Nephi wusste, dass das Gut Leben an erster Stelle steht.
Somit ist Nephi ist schuldig des Mordes an Laban.

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