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Beitrag 7 von 31
zum Thema Ralfs Zweigpräsidentschaft - mal anders gesehen !
Seite erstellt am 19.4.24 um 19:57 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Henning
Datum: Samstag, den 20. Januar 2001, um 12:07 Uhr
Betrifft: Da wurde ja wohl etwas missverstanden...

Hallo Vadma, Gunnar und die anderen,

ich danke Euch für Eure, wie ich hoffe, ernst gemeinten Empfehlungen und Wünsche.
Aber lasst mich einmal ausführlich auf meine Meinung zu Euren Äusserungen eingehen.

Aber zunächst einmal:
Es ist sicherlich wahr, dass ich der Kirche nicht alles abkaufe, was sie mir und meiner Familie erzählt, nur deshalb weil "die Kirche" es sagt. Das dürfte durch meine letzte mail ja sicherlich klar geworden sein.
Und es ist auch wahr, dass ich mich auf einem "Weg" befinde. Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, wohin dieser "Weg" führen wird, aber ich hoffe, dass es nicht der grosse und breite und einfache Weg ist.
Tatsächlich habe ich es mir nicht sehr einfach gemacht, sowohl innerhalb als auch ausserhalb dieser Kirche.

Aber erst einmal zu dem, was Vedma geschrieben hat.

"Und ich wünsche euch noch viele aufregende und befreiende Erkenntnisse beim erfolgreichen Studieren dieser Website und vielleicht weitergehender Informationen. Und natürlich alles Gute für euch drei!!!"
Vielen Dank nochmal für Deine Wünsche für uns als Familie. Aber was bedeutet denn bitte sehr "erfolgreiches Studieren"?
Wenn Du mit "erfolgreichem Studieren der Website" meinst, dass ich besser verstehe, was Euch, die ihr Euch von dieser Kirche losgesagt habt, so bewegt und was Ihr denkt und worauf Ihr Euer Denken gründet, dann habe ich sicherlich schon erfolgreich studiert. Denn das weiss ich nun und es gibt einiges, womit ich überein stimme und einiges, womit ich nicht überein stimme.

Wenn Du, Varma, allerdings mit "erfolgreichem Studieren" meinen solltest, dass ich "lerne" grundsätzlich mit dem überein zu stimmen, was Gunar hier schreibt, dann tust Du mir bereits leid. Diesen Gefallen kann ich Dir leider nicht tun.
Sicherlich war in dem Artikel über "liberale Mitglieder" einiges enthalten, was von der Sicht eines Aussenstehenden auch auf mich zutrifft. Als ich dann jedoch weiterlas, und mich an den Artikel zur Ersten Vision wandte, entsprach z.B. die Schlussfolgerung auf den ersten Teil, wo die drei Versionen der Ersten Vision besprochen wurden überhaupt nicht meiner Meinung und Erkenntnis. Fakten oder Umstände werden doch immer nur in uns selbst zu Wahrheiten, wenn es keinen Heiligen Geist gibt, der interveniert.
Nochmal: Wahrheiten, Wunder oder Erkenntnisse liegen im Auge des Betrachters - jedes Einzelnen. Wenn es so etwas wie "ewige Wahrheiten" gibt, so liegt es an jedem Einzelnen diese zu entdecken und mit Gott abzustimmen (oder es zu vermeiden) und daraus schliesslich sein Weltbild zu formen.
Aber noch einmal in Bezug auf die Erste Vision. Ich glaube schon, dass im jugendlichen Leben Joseph Smiths etwas geschehen ist, dass der Ersten Vision gleichkommt, dieses jedoch zu Beginn sehr persönlich war. Die Umstände unter denen diese Erfahrung stattfand mögen nicht in allen Punkten stimmen (z.B. Ort und Zeitpunkt - jedoch nicht Kern der Aussage) Die Widersprüche im Kern der Aussage sind für mich keine Widersprüche, sondern nur Ergänzungen.
All die Dinge, von denen Joseph Smith hier in diesen drei genannten Versionen erzählt, kann ich nachempfinden. Ich selber habe noch nie Jesus Christus gesehen, auch wenn ich Menschen kenne, die bereits persönlich den Herrn oder Engel in einer Vision oder tatsächlich gesehen haben.
Das Gefühl, von einer Macht befallen zu sein, die sich auf die Seele legt, so dass man das Gefühl hat, "einer plötzlichen Vernichtung anheim zu fallen" kenne ich aus eigener Erfahrung. Ebenso die Erlösung, die man empfindet, wenn der Heilige Geist einen aus dieser Macht befreit und Erlösung verschafft, gefolgt von einer Kundgebung. Auch wenn der Heilige Geist einem von Dingen Zeugnis gibt, die wahr sind und die vielleicht sogar in der Zukunft liegen.

Das führt mich zu Dir Gunar. Du sagtest hier:

"Willkommen auf dem Weg in die geistige Freiheit, Henning. Immerhin weißt Du schon, daß es so etwas wie eine Bestätigung von Wahrheit „durch den Geist“ nicht gibt,.."

Was für eine traurige Lüge. Ich muss mir mal die Alternative zum Leben im Geist vorstellen, Gunar. Das würde für mich bedeuten, dass ich auf einen Schlag mein ganzes verifiziertes Zeugnis umwerfen müsste. Die Bestätigung durch den Geist, als meine Chantal und ich im Siegelungsraum des Tempels durch unsere Liebe gesiegelt wurden. Die Verheissungen, die ich durch den Heiligen Geist erfuhr, die für mich realer sind als das Licht der Sonne noch bis zum heutigen Tage. Die Kundgebungen des Heiligen Geistes vor meiner Taufe, die mir Zeugnis davon gaben, dass ich für ihn sein Sohn bin.
Deine Lehre, Gunar, würde ja mein ganzes Sein negieren. Wenn ich unmissverständlich begreifen würde, dass das, was du da eben verkündet hast wirklich wahr ist, dann wäre ich nur noch eine leere Hülle, die auf Erden wandelt.
Du magst entgegnen: Da bist Du aber ein ganz armer Schlumpf.
Aber ich sage: Mein Glaube und meine Bereitschaft, daraufhin gegen den Strom zu schwimmen, macht mich überhaupt erst zu einem Menschen.

Des weiteren schreibst Du:
"...Du wirst lernen, daß ein Festhalten am Zeugnis um des Zeugnisses willen völlig widersinnig ist..."

Wenn ich an einem Zeugnis um des Zeugnisses festhalte, habe ich bereits gar kein Zeugnis mehr. Denn ein Zeugnis von etwas, das ich subjektiv für wahr halte, ist ja der Grund, den ich habe, danach zu leben.
Vielleicht solltest Du Dir darüber im klaren werden, was Du hier eigentlich mit dieser Website tust und mit Deinen "historischen Wahrheiten". Du hast doch ein "Zeugnis" davon, dass diese Dinge wahr sind, oder? Wenn Du nun dieses nicht mehr glaubst, weil, was weiss ich, der Engel Almas des Älteren dann eines Tages, einem Donnergrollen gleich, Dir die Leviten liest ;-) , lebst Du dieses "Zeugnis" auch nicht mehr um des Zeugnisses willen, weil Du ja keines mehr hast und stattdessen ein Zeugnis von einer anderen Sache bekommen hast, nämlich zumindestens, dass der Engel ziemlich sauer gewesen sein muss.

Du schriebst:
"...Du wirst lernen, daß Du die Zeit der sonntäglichen Versammlungen viel besser mit Deiner Familie verbringen kannst..."

Wieso? Ich gehe doch mit meiner Familie hin!

Du schreibst:
" ...Den Weg hast Du bereits eingeschlagen. Ich wünsche Dir, daß Du die persönliche Kraft und die familiäre Unterstützung findest, diesen – anfänglich sehr harten – Weg zu geistiger Freiheit konsequent gehen zu können..."

Den Weg, den Du meinst, habe ich meiner Meinung nach soweit abgeschlossen. Mir ist klar, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nur die Aufgabe und die Kraft hat, eine generelle Richtung vorzugeben und Rahmenbedingungen zu bieten, nach denen ich den wahren Weg gehe.
Und dieser Weg ist und bleibt meine wahre Herausforderung. Zu lieben - bedingungslos. Zu lernen, am Glauben an Christus auch dann festzuhalten, wenn ich Stress kriege. Meinen Mitmenschen zu vergeben, auch wenn die Umstände es schwer machen. Selber keinen Anlass zu bieten, dass andere mir vergeben müssen. Und, dies soll erst einmal reichen.., eine geistig gesunde Familie durch die nächsten Jahrzehnte führen, soviel Zeit uns auch immer bleibt.

Diese Rahmenbedingungen bietet mir diese Kirche besser als jede andere Religion oder Institution, weil sie uns auch geistig fordert. Eine von Gemeinschaft losgelöste Einstellung reicht da nicht, weil dann der regelmässige Austausch mit Gleichgesinnten fehlt und die geistige Tankstelle.

Dies ist mein geistiger work-out, ein Leben in Christus zu leben und ihn zu lieben.

Was liebst Du, Gunar? Ich bin mir sicher, Du liebst Deine Familie. Nun, ich liebe halt einfach noch ein paar Dinge mehr, z.B. den Herrn und seinen Heiligen Geist.

Es gibt viele Menschen in den Kirchen, oder religiösen Institutionen, heutzutage (dazu gehört auch diese Website und ihr Dunstkreis), die meinen, dass Ihr Weltbild allgemeingültig ist. Das ist jedoch falsch. Gott allein hat dieses Recht und Aufgabe, allgemeingültige Gesetze aufzustellen - und jene, denen er dieses Recht gegeben hat.

Man hat es Dir bestimmt schon einmal gesagt, Gunar. Aber hier noch einmal.
Du trägst eine unglaubliche Verantwortung für die Dinge, die Du hier im Internet über die Kirche Jesu Christi veröffentlichst. Es mag durchaus sein, dass das eine oder andere historisch wahr ist. Aber diese Kirche hat primär ( !  - letztlich schon ) keine historische oder wissenschaftliche Verantwortung. Sondern eine Verantwortung, Grundsätze zu lehren, die dieser Rahmenbedingung, von der ich gesprochen habe gerecht werden.

Nehmen wir einmal an, Gott gibt es. Nehmen wir weiter an, Kirchen haben einen gottgewollten Sinn und die Mitglieder der Kirchen, die ein Zeugnis durch den Heiligen Geist ( Ja, den HEILIGEN GEIST !!! ) haben, das sie in ihren jeweiligen Kirchen sind, weil Gott sie dahingeführt hat.
Und nun gehst Du hin und verbaust Leuten die Möglichkeit durch ein weiches Herz auf ihrem Weg in eine (ja nicht ganz unbedeutende) dieser Kirchen durch diesen Heiligen Geist geführt zu werden, weil sie durch Deine vorgefasste Meinung davon abgehalten werden, ein weiches Herz zu haben, das ein Wirken Gottes begünstigt.
Du weisst ja, Wunder liegen immer zunächst im Auge des Betrachters.
Oder noch was anderes: was wäre, wenn Du durch dieses Mittel hier Leute darin begünstigst, abzufallen.
Nehmen wir einmal an, die Kirche ist eine Herde, gleich einer Familie (mit Fehlern zwar, aber immerhin). Welche Rolle kommt Dir dann zu? Die des Hirten, oder die des Wolfs, der die Schafe zerstreut, anstatt sie einzusammeln?

Cheers, Henning

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