Das Exmo-Diskussionsforum

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Verfasser: Renate
Datum: Dienstag, den 30. Dezember 2003, um 13:46 Uhr
Betrifft: Wie ich das sehe

Hallo Sara,

>ich habe das Gefühl, ich werde hier vollkommen missverstanden! Ich komme mir vor wie ein Fundamentalist in euren Augen, dabei bin ich als ziemlich toleranter Mensch bekannt.

Weisst du, es ist so, dass das alle HLTs von sich denken, denn so wird es ihnen von Geburt an gelehrt: Ein echter gesegneter HLT besitzt Nächstenliebe, Verständnis, Ehrlichkeit, Toleranz, freie Entscheidungsfähigkeit. Gleichzeitig aber fördert die Kirche Intoleranz, Elitebewusstsein und Ausgrenzung für Andersdenkende, sofern sie nicht mehr "errettbar" sind. "Errettbar" sind nur solche, die entweder die Kirche noch nicht kennen und deshalb potenzielle Mitglieder sind, oder solche, die durch Reue und "Einsicht" wieder zurück kommen. Allein schon die Ansicht, dass HLTs die Andersgläubigen oder Ungläubigen erretten müssen, ist Elitedenken und Absolutheitsanspruch.

Ich verstehe dich wirklich, weil ich mal genau so wie du gehandelt, gedacht und davon überzeugt war, für jeden nur das Beste zu tun, wenn ich ihn zur Kirche bringe. Man merkt nicht wir intolerant man sich eigentlich gibt, es ist einem nicht bewusst.

Beispiel: Du kommst hier ins Forum und beginnst hier zwar mit freundlichen Worten und sicher aus deiner ehrlichen Überzeugung heraus, zu pauschalieren: "Alle hier haben Schuldgefühle wegen ihres Verlassens der Kirche, haben etwas gegen die Mitglieder, alle hier übertragen ihre Wut auf ihre Eltern auf die Kirche, sind seelische Krüppel, die die Kirche aus Enttäuschung verlassen haben. Aus Enttäuschung, weil sie mit den Mitgliedern, den Geboten, der Lehre nicht klar gekommen sind." Das ist ein Vorurteil, auch das wird dir nicht bewusst sein.

Weiteres Beispiel:

>Wir glauben dass wir die kompletteste Wahrheit haben, was nicht ausschließt, dass andere auch Wahrheit haben.

Mit diesem Glauben zählst du dich zu einer Elite, ob du das nun wahr haben willst oder nicht. So lange HLTs das für sich behalten, wäre es auch nur ihr Problem, sie grenzen sich dadurch nur selbst vom Rest der Menschheit aus, doch sie behalten es nun mal nicht für sich, sondern versuchen mit freundlicher Überheblichkeit andere zu "retten", lassen Freunde fallen, wenn die sich von dieser "perfekten Wahrheit" abwenden, bestrafen Mitglieder durch Liebesentzug und Androhung langfristiger Verdammung, wenn sie sich nicht an die Gebote halten und verletzen dadurch die Menschenwürde. Das alles bemerken HLTs nicht, oder nur in den seltensten Fällen. Das beruht auf der Manipulation durch dieses System.

>Wenn ich sage, von der Masse anheben, dann meine ich nicht, ich wolle etwas Besseres sein. Absolut nicht. Ich weiß, dass ich nichts Besseres bin als andere.

Mag sein, dass du es in deinem Herzen weißt. Aber wenn du von der Wahrheit deiner Kirche überzeugt bist, dann nimmst du gleichzeitig auch an, etwas Besseres zu sein. Denn du gehörst dann zu den Auserwählten, die sich schon im Vorherdasein für Gott entschieden haben, die deshalb privilegiert sind, die einmal durch diese besonderen Segnungen in den höchsten Himmel gelangen können, ja selbst Götter werden können. 

>Was ich sagen wollte war, dass ich zeigen möchte, dass ich einen inneren Frieden habe(natürlich nicht immer!) und mich wertschätze, und andere das auch erreichen können.

Und wieso denkst du, dass Andere das nicht auch ohne Mormonismus erreicht haben? Mit deiner Aussage implizierst du doch, dass Nichtmitglieder und da vor allem Ex-Mitglieder unglückliche, verzweifelte, ruhelose Geschöpfe sind. Auch ein Vorurteil, eines der Märchen, die in HLT-Gemeinden ihre Runde machen.

>Mormonen versuchen auch ein gutes Beispiel zu sein, ja und? Das ist doch mal eine sympathische Art sich abzugrenzen, betrachtet man manch andere Glaubensbewegungen oder die Gesellschaft allgemein.

Wieder so eine Elitedenken. Besonders der zweite Satzteil beinhaltet eine Herabwürdigung Andersdenkender. Denkst du wirklich Mormonen heben sich von der Masse ab? Ich kenne weitaus mehr Nichtmormonen, die mit gutem Beispiel vorangegangen sind, ohne sich dafür täglich selbst auf die Schulter zu klopfen, als Mormonen. Ich erinnere mich an keinen einzigen bekannten Mormonen, der sich auf diese Art, wie eine Mutter Teresa, ein Albert Schweitzer, eine Shirin Ebadi etc. eingesetzt hat. Das sind jetzt nur Beispiele, die für tausende Menschen stehen, die auch in den vielen Hilforganisationen, oder einfach nur stillschweigend privat,  Großes leisten. Ohne den Hintergedanken im Kopf, damit ihre Religion repräsentieren und für sie werben zu müssen, oder etwas Besonderes zu sein. Damit du mich jetzt nicht missverstehst - ja ich weiß, dass es auch unter den Mormonen Einzelne gibt, die Großes leisten, unabhängig von ihrem Glauben. Doch das ist allein ihrer eigenen Persönlichkeit zuzuschreiben und hat nichts mit dem Glauben an und für sich zu tun. Was ich damit sagen will ist, dass sich Mormonen keineswegs von der Masse der anderen Menschen abheben. Sie bilden sich das nur ein.

>Die Menschen werden einfach immer egoistischer und selbstverliebter, warum ist es dann verwerflich zusagen, wir machen da nicht mit?

So und noch viel krasser argumentieren ZJ, die NAK, etc. : "Wir sind die Gotteskinder, ihr seid die Weltmenschen. Wir sind die Guten, die Welt da draußen ist ja ach so böse." Genau dieses Denken ist nicht nur völlig falsch, sondern fördert auch den Auserwähltheitswahn. Auch bei den Mormonen gibt es Betrüger, Lügner, Mörder, Sadisten, Diebe, etc. Wenn manche von ihnen deshalb, wenn es zu offensichtlich wird, ausgeschlossen werden, ändert das nichts an der Tatsache. Viele von ihnen bleiben aber trotzdem und mit Wissen des zuständigen Bischofs, Mitglieder. Das hat vor allem innerpolitische Gründe. Kommt darauf an, wie gut die jeweilige Gemeinde solche Mitglieder in vielerlei Hinsicht brauchen kann, oder wie gut solche Mitglieder ihr Doppelspiel beherrschen.

>Es gibt auch Leute, die hören dass man Mormone ist, und sagen, ach da hatte ich mal einen sehr hilfsbereiten Nachbarn. Das ist doch schön, oder?

Klar. Ich habe auch einige sehr nette und hilfsbereite Nachbarn um mich herum, auch wenn sie keine Mormonen sind. Was hat also Religion mit dem Charakter eines Menschen zu tun? Prinzipiell nichts. Obwohl mir persönlich Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aus eigener innerer Überzeugung und ohne für etwas zu werben, tausendmal lieber ist, als die geheuchelte Freundlichkeit und Sympathie, die Sektenangehörige "auf Befehl" zur Schau stellen. Jawohl, Sektenangehörigen wird befohlen lieb und nett zu sein, es gibt keinen Unterschied zwischen Gebot und Befehl. In beiden Fällen wird aus Angst vor Betrafung Gehorsam geleistet.

>Wenn ihr euch schuldig fühlt, ist immer die Kirche daran Schuld. Vielleicht solltet ihr mal daran denken, dass ihr euch deswegen schuldig fühlt, weil ihr nicht mit euch selbst im Reinen seid. Egal in welcher Hinsicht.

Wieder so ein überhebliches Denken. Kennst du alle hier Schreibenden so gut, dass du dir dieses Urteil erlauben kannst?

>Selbstvertrauen ist einfach wichtig! Ich hatte früher auch keins, aber wie gesagt, ich bin über eure Stufe hinausgekommen. Versteht mich nicht falsch, damit sage ich NICHT, dass ich auf einer höheren Stufe stehe als ihr, das wäre in Gottes Augen auch eine Sünde, ich meine damit, dass ich genauso gezweifelt und gehasst habe wie ihr.

Wieder eine Pauschalverurteilung. Du machst dir ein Bild aufgrund von nichts weiter, als der Annahme, dass Ex-Mormonen so sein müssen. Ich weiß, das wird so im Kreis der Mitglieder argumentiert wird, denn irgendwie müssen sie sich ja erklären, wieso es Ex-Mormonen gibt. Das kommt einer Verurteilung ohne Verhandlung und der Möglichkeit sich zu verteidigen gleich. Das ist tiefstes Mittelalter und entwürdigend.

>Ich habe gefragt ohne jeglichen Zynismus und in ehrlicher Absicht, weil ich viele beobachtet habe, bei denen es so ist.

Ich glaube dir unbenommen, dass du in ehrlicher Absicht gefragt hast, mit dem Wunsch im Herzen, uns zum Nachdenken zu bringen. Vielleicht den Einen oder Anderen zur Buße und zur Rückkehr zu bewegen. Ich verstehe auch das. Wie gesagt, so habe ich vor noch nicht gar zu langer Zeit auch gehandelt und gedacht.

>Das ist ein Problem in der Kirche, das bekannt ist, und der Kirchenführung Sorgen macht.

Ja, klar. Es ist das Trostpflaster für die Mitglieder. Sie sollen nicht darüber nachdenken, weshalb jemand gegangen ist, sondern Mitleid empfinden, weil der Jenige versagt hat. Und natürlich macht sich die Kirchenführung Sorgen, denn die ehemaligen Mitglieder recherchieren, finden die Leichen im Keller der Kirche und das hat die Kirche verständlicherweise nicht so gern.

>Es gibt einen Unterschied zwischen Gebot und Befehl. Definitionssache natürlich, aber warum sagen wir wohl Gebote und nicht Befehle? Weil Befehl negativ behaftet ist, und nach totalen Wegnahme des freien Willens klingt.

Es gibt keinen Unterschied. Gebot oder Befehl bedeutet immer die "Wegnahme des freien Willens", wenn sie mit Strafe verbunden sind. In der Kirche lautet die Strafe Ausgrenzung, Entwürdigung, Segensentzug, sehr oft Trennung von der Familie und den Freunden, Stigmatisierung als Sünder, Versager, Erzeugung von Schuldgefühlen und Drohung mit dem Verlust des ewigen Lebens. Das erzeugt genügend Druck um die Gebote einzuhalten.

>Bei den Geboten ist es ja so, dass sie uns u.a. schützen sollen und glücklichmachen.

*lach* Das ist eine der Standardbeschönigungen der Sekten.

>Eltern geben Kindern auch Regeln, die sie gerne eingehalten haben möchten. Und vorallem verstanden haben.

Aber gute Eltern bestrafen ihre Kinder auch nicht, grenzen sie weder aus der Familie aus, noch drohen sie ihnen. Eltern, die das tun, sind in nichts besser als solche Sekten, wie die HLTs.

>Das mache ich als Mutter auch so. Aber ich befehle meinem Kind nichts. Das klingt einfach nur schlecht, finde ich. Nach Miltärdrill. Ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Betreffenden. Und das will, so meine ich, nicht zu meinem Bild von Gott als einem liebenden Vater passen.

Dem kann ich nur zustimmen. Und das freut mich für dein Kind.

>Die Geschichte über Joseph Smith, also, darauf will ich noch nicht einmal näher eingehen. Ich bin informiert.

Informiert sein ist gut. Allerdings ist es auch wichtig, die Quellen der Information zu überprüfen und in wie weit man ihnen vertrauen kann. Wenn ich über etwas ausschließlich nur vom Hörensagen informiert bin, dann würde mir das nicht genügen um mir ein echtes Bild machen zu können. 

>Und diese Freimaurergeschichten, die hängen mir wirklich zum Hals heraus. Das ist so ein Quatsch.

Hast du diesen Quatsch denn überprüft? Wenn nicht, dann bist du eben nicht wirklich informiert, sondern hast auf Tratsch gehört.

>Joseph Smith wurde ermordert weil den Leuten es nicht passte was er sagte, ganz einfach. Ist schon öfter in der Geschichte vorgekommen. Lasst uns bitte nicht weltverschwörungstheorethisch werden.

Joseph Smith wurde erschossen, weil er den Leuten durch seine polygame, egozentrische und größenwahsinnige Lebensweise schon lange Zeit gehörig auf die Nerven gegangen ist. Dass er in einem Anfall von Größenwahn und Wut dann auch noch die Redaktion des Nauvoo Expositor kurz und klein schlagen ließ, nur weil die seine Leichen aus dem Keller geholt hatten, hat ihn dann ins Gefängnis gebracht und somit seine Macht eingeschränkt. Als die aufgebrachten Leute dann das Gefängnis zu stürmen begannen, hat Jospeh Smith mit einer hinein geschmuggelten Waffe in die Menge geschossen und mindestens zwei Menschen getötet und andere verletzt, bevor er selbst erschossen wurde. Sieht so ein Märtyrer aus? Er war ein größenwahnsinniger, betrügerischer Despot, kein Prophet, kein Märtyrer. In unseren Zeiten wäre er wahrscheinlich in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung gelandet.

>Wenn Du wissen willst was wirklich gefährlich ist, dann ist das sich diesen esoterischen Lehren zuviel hinzugeben. Inspirieren lassen ist okay, aber das ist nun wirklich nicht Fakt was in diesen ganzen Büchern drinsteht oder was Freunde einem in Emails ständig forwarden.

Wieso erwähnst du immer wieder die Esoterik? Ist das vielleicht auch so ein Märchen, das in HLT-Kreisen zirkuliert, dass Exmos automatisch Esoteriker werden?

>Wie erklärt ihr euch dass in der Kirche sehr viele Belesene und Gebildete Menschen sind?

Einerseits braucht die Kirche gebildete Menschen, denn eine gute Ausbildung bedeutet auch einen besseren Job, der wieder bedeutet einen höheren Zehnten und weitere rentable Spenden für die Kirche. Andererseits verbessern gebildete Mitglieder natürlich auch das Image einer Religionsgemeinschaft, das ist doch klar. Wieso belesene und gebildete Menschen in so einer Glaubensgemeinschaft verbleiben, hat viel mit Berechnung oder mit zweigleisigen Denken zu tun. Dazu hat George Orwell mit seinem Roman 1984 ein tolles Beispiel geliefert. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, weil das für mich Selbstbetrug ist, aber jedem das Seine.
>Wie erklärt ihr auch Geschichtsproffesoren auf der BYU? Meint ihr solche Menschen bildeten sich ohne Kehrseiten unter die Lupe zu nehmen?

Siehe oben. Außerdem gibt es auch sicher einige BYU-Professoren, die sehr wohl wissen, was tatsächlich gespielt wird. Man weiß aber auch, dass die Kirche überdurchschnittlich gut bezahlt und das nicht nur an der BYU. Dem können sicher nur Wenige oder ganz Ehrliche widerstehen.;-) Das fällt dann in den Bereich Berechnung.

>Zuletzt, weise Menschen und Genies aller Art in der Geschichte haben sich schon aus Verzweiflung umgebracht. Das ist doch so. Und daran sieht man doch, dass Weisheit allein keine Lösung ist, man muss sie auch anzuwenden verstehen. Intelligenz und Grübeln ist gut, aber was bringt es einem wenn man es nicht optimal nutzen kann?

Wenn du damit sagen willst, man solle weniger nachdenken, weil man sonst in Gefahr kommen könnte, sich umbringen zu wollen, finde ich das sehr traurig. So etwas kann doch nur von einem System kommen, dass etwas zu verbergen hat. Mag sein, dass sich auch weise Menschen ab und zu das Leben nehmen, aber das hat sicher nichts damit zu tun, dass sie sich Wissen angeeignet haben, sondern mit ihren ganz persönlichen Problemen. Wieder eine unhaltbare Pauschalierung.

>Ich kam nicht in diese Forum um gegen auch zu hetzen, sondern weil es mich aufrichtig interessiert was ihr fühlt,

Dann solltest du ohne Pauschalierung und Vorurteile auf den Einzelnen eingehen.

>obwohl ich die Quellen eurer Fakten für zweifelhaft halte.

Diese Behauptung müsstest du schon begründen. Vorzugeben, sich mit anderen austauschen zu wollen und dann die Basis des Austausches ohne Prüfung anzuzweifeln und deshalb nicht ernst zu nehmen, ist die schlechteste Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis.

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