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der Beitrag:
Verfasser: sjh
Datum: Dienstag, den 30. Dezember 2003, um 1:11 Uhr
Betrifft: an euch

Hallo,

ich habe das Gefühl, ich werde hier vollkommen missverstanden! Ich komme mir vor wie ein Fundamentalist in euren Augen, dabei bin ich als ziemlich toleranter Mensch bekannt. Ich bin z.B. mit Moslems befreundet und wir reden ganz locker über unseren Glauben. Außerdem sind die wenigsten in meinem Bekannenkreis Mormonen.
Klar kann jemand anfangen zu weinen, wenn sich jemand gegen die Kirche entscheidet, warum sollte er sich auch für ihn freuen? Wenn er doch der Überzeugung ist dem wahren Glauben anzugehören. Es ist ja nicht so dass ein Mitgliederkollektiv nach einer Verordnung von der Kirchenspitze anfängt bei einem Kirchenaustritt zu weinen, oder?

Natürlich gibt es auch Liebe in anderen Glaubensrichtungen. Unser Prophet sagt selbst, dass Menschen anderer Glaubensrichtungen herzlich dazu eingeladen sind ihre Wahrheiten mit uns zu teilen. Wir glauben dass wir die kompletteste Wahrheit haben, was nicht ausschließt, dass andere auch Wahrheit haben.
Es tut mir leid, wenn Mitglieder Dich enttäuscht haben, und Deine Freunde Dich nicht mehr sehen wollen. Es kann natürlich sein, dass ihnen Belehrungen von Dir auf den Wecker gegangen sind. Aber wenn Du nicht versucht hast sie permanent von der Unwahrheit der Kirche zu überzeugen, und sie haben sich trotzdem abgewendet, dann waren sie vielleicht keine guten Freunde. Wo steht geschrieben, dass wir Mormonen vollkommener sind als andere? Faule Eier gibt es überall. Oberflächlichkeit ist außerdem eine Charaktereigenschaft die allgemein sehr häufig anzutreffen ist, warum auch nicht bei uns.

Wenn ich sage, von der Masse anheben, dann meine ich nicht, ich wolle etwas Besseres sein. Absolut nicht. Ich weiß, dass ich nichts Besseres bin als andere. Was ich sagen wollte war, dass ich zeigen möchte, dass ich einen inneren Frieden habe(natürlich nicht immer!) und mich wertschätze, und andere das auch erreichen können. Ganz einfach. Ich habe keine Ambitionen ins Detail zu gehen, was ich früher gemacht habe, aber ich habe wirklich die Kehrseite gesehen, und nach all den Jahren bin ich zurückgegangen, nicht weil ich mich schuldig gefühlt habe, denn das habe ich nicht. Sondern weil ich diese Erfahrung in der Kirche, die so positiv sein können, nicht mehr aus meinem Leben ausschließen mochte. Zwei Freunde von mir sind von Kopf bis Fuß tätowiert und gepierct und machen das auch beruflich, und ich halte sie für wundervolle und wertvolle Menschen.

Jesus war genauso wie Du sagst, er hielt sich für nichts Besseres und war mit den Ärmsten und Berüchtigsten zusammen, doch er hob sich dennoch von der Masse ab, sonst würden wir ja nicht heute noch davon sprechen, wie gut er war, oder?

Mormonen versuchen auch ein gutes Beispiel zu sein, ja und? Das ist doch mal eine sympathische Art sich abzugrenzen, betrachtet man manch andere Glaubensbewegungen oder die Gesellschaft allgemein. Die Menschen werden einfach immer egoistischer und selbstverliebter, warum ist es dann verwerflich zusagen, wir machen da nicht mit? Es gibt auch Leute, die hören dass man Mormone ist, und sagen, ach da hatte ich mal einen sehr hilfsbereiten Nachbarn. Das ist doch schön, oder?

Wenn Du meinst wir wären so intolerant, warum kommst Du dann selbst mit dem Spruch:“ denn ein echter Christ beschaeftigt sich damit Anderen zu helfen
und nicht sich von ihnen abzugrenzen...“. Du sagst Du weißt was ein echter Christ ist? Du kennst also die Wahrheit?

Wenn ihr euch schuldig fühlt, ist immer die Kirche daran Schuld. Vielleicht solltet ihr mal daran denken, dass ihr euch deswegen schuldig fühlt, weil ihr nicht mit euch selbst im Reinen seid. Egal in welcher Hinsicht.
Wenn ich mich schlecht fühle, und das Abendmahl nicht nehme, und irgendjemand guckt blöd, na dann lasse ich ihn gucken. Was hat der damit zu tun, was zwischen mir und Gott abläuft? Selbstvertrauen ist einfach wichtig! Ich hatte früher auch keins, aber wie gesagt, ich bin über eure Stufe hinausgekommen. Versteht mich nicht falsch, damit sage ich NICHT, dass ich auf einer höheren Stufe stehe als ihr, das wäre in Gottes Augen auch eine Sünde, ich meine damit, dass ich genauso gezweifelt und gehasst habe wie ihr. Und wie schon erwähnt, auch etwas getan, was weit über Lästern hinausgeht und ich zutiefst bereue. Doch ich wurde trotzdem ohne Wenn und Aber wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Ich würde sagen, nach all dem Mist den ich gebaut habe, fange ich jetzt erst an mich selbst zu verwirklichen. Nicht nur im Glauben sondern auch in allen anderen Bereichen.
Schuldgefühle lässt man selbst zu. Wer von euch Schuldgefühle gegenüber Mitgliedern wegen seines Austrittes hat, der irrt. Man rechtfertig sich später beim jüngsten Gericht schließlich vor Gott und nicht vor den Mitgliedern. Wer sein Glück finden will, muss sich mit seinen Schuldgefühlen auseinadersetzen und verstehen woher sie rühren, und was man dagegen tun kann.

Übrigens, ich bin keine Pseudopsychologin, Du brauchst nicht versuchen mich so anzugreifen. Ich habe gefragt ohne jeglichen Zynismus und in ehrlicher Absicht, weil ich viele beobachtet habe, bei denen es so ist. Das ist ein Problem in der Kirche, das bekannt ist, und der Kirchenführung Sorgen macht. Der Prophet hielt dazu eine Ansprache. Wenn Dein Mann und sein Bruder Supereltern hatten, dann beglückwünsche ich sie. Andere hatten vielleicht nicht so viel Glück auf der Welt, nicht nur in der Kirche, sondern allgemein. Mein Eltern sind auch ganz liebe Leute, sie waren nur sehr jung und wollten alles richtig machen. Zu richtig, vielleicht. Wir haben aber ein Superverhältnis und ich kann mit meinem Vater über Alles reden, auch über Zweifel, die jeder mal hat, obwohl er sogar sieben Jahre Bischof war. Es ist keine Theorie, die Du entkräften kannst. Es ist ein Gedanke über genau jene Mormonen. Über konvertierte Mormonen habe ich gar nichts gesagt, oder?

Was die Utahmauerblümchen anbelangt, Utah hat allgemein nicht so die Modemetropolen, oder? Wie sieht denn die Mode bei uns in Deutschland in ländlichen Gebieten aus. Katastrophal, oder? Ich laufe herum wie alle anderen Großstadtfrauen, abgesehen davon, dass ich keinen Ultraminirock trage, oder Tops die gar nichts mehr verdecken. Man darf auch den üblichen Mama-Chic bei Frauen überall auf der Welt nicht vergessen, den gibt es auch bei den Mormonen. Blümchenkleider formlos. Das ist eben so. Aber schaut man sich die Frauen der Generalautoritäten an, sind die oft topmodern. Kurze moderne Haare, extravaganter Schmuck und auffällige und elegante Kleidung, die zeigt, sie fühlen sich als Frauen wohl. Diese Frauen könnten auch Businessladies sein. Sie sind das krasse Gegenteil zum Mauerblümchen. Wie auch immer, ich bin jedenfalls keins im herkömmlichen Sinne. 

Es gibt einen Unterschied zwischen Gebot und Befehl. Definitionssache natürlich, aber warum sagen wir wohl Gebote und nicht Befehle? Weil Befehl negativ behaftet ist, und nach totalen Wegnahme des freien Willens klingt. Bei den Geboten ist es ja so, dass sie uns u.a. schützen sollen und glücklichmachen. Eltern geben Kindern auch Regeln, die sie gerne eingehalten haben möchten. Und vorallem verstanden haben. Das mache ich als Mutter auch so. Aber ich befehle meinem Kind nichts. Das klingt einfach nur schlecht, finde ich. Nach Miltärdrill. Ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Betreffenden. Und das will, so meine ich, nicht zu meinem Bild von Gott als einem liebenden Vater passen.

Dein Bischof wird sicherlich kaum gesagt haben, Dein Sohn käme wegen Dir in die Hölle. Hätte er es so gesagt, wäre das gegen die Kirchenlehre, denn Erbsünde gibt es nicht. Ich glaube eher, dass er Dich darauf hinweisen wollte, dass es einfach schade ist, dass Deinem Sohn jetzt das Aufwachsen in der Kirchen entgeht. Ist ja auch schade. Manchmal sind Männer auch nicht talentiert im Ausdrücken einer Frau gegenüber, das weißt Du ja sicher auc. Und wir Frauen unterstellen ihnen dann sonst etwas gesagt zu haben, weil wir wild interpretieren. Mir passiert das zumindest recht häufig. Jedenfalls, wird Dein Sohn ja mal erwachsen und kann sich selbst ein Bild machen von dem was er glauben will. Vielleicht findet er ja von selbst den Weg. Wenn nicht, kann er ja nichts dafür. Und ob Du jetzt ausgetreten bist, ändert ja nichts an der Liebe Gottesfür Dich und Deine Familie.

Die Geschichte über Joseph Smith, also, darauf will ich noch nicht einmal näher eingehen. Ich bin informiert. Und diese Freimaurergeschichten, die hängen mir wirklich zum Hals heraus. Das ist so ein Quatsch. Joseph Smith wurde ermordert weil den Leuten es nicht passte was er sagte, ganz einfach. Ist schon öfter in der Geschichte vorgekommen. Lasst uns bitte nicht weltverschwörungstheorethisch werden. Wenn Du wissen willst was wirklich gefährlich ist, dann ist das sich diesen esoterischen Lehren zuviel hinzugeben. Inspirieren lassen ist okay, aber das ist nun wirklich nicht Fakt was in diesen ganzen Büchern drinsteht oder was Freunde einem in Emails ständig forwarden.

Elder Uchtdorf habe ich schon als Kind gekannt. Das ist doch ein ganz lieber Kerl. Der hat mir und anderen Mädchen von den Jungen Damen mal die Lufthansa gezeigt und durch Flugzeuge geführt. Von Arroganz merkte ich nichts. Aber bei Generalautorotäten ist es oft so, dass sie von tausenden Leuten angequatscht werden, und einfach den Überblick verlieren. Vielleicht könnte das arrogant wirken. Überleg mal, denen will schließlich jeder die Lebensgeschichte erzählen. Sie behandeln sie wie Stars, obwohl sie das absolut nicht wollen. Weil es nicht richtig wäre.
Aber wo wir gerade beim Elder Uchtdorf sind, meinst Du der wäre all die Jahre im Lufthanse-Fernsehspot gewesen, wenn die Lufthansa uns als Sekte sehen würde? Man würde wohl kaum so ein Risiko eingehen!
Und Johannes Rau, wie gesagt, ich wollte darauf hinaus, dass ein Politiker, im Allgemeinen haben die sogar Imageberater, sich mit einem Sektenanhänger treffen würde.

Letztens habe ich mit einem anderen Siebziger gesprochen. Meine Schwester kam hinzu und fragte ihn wer er sei, und er antwortete nur mit seinem Vornamen. Das fand ich äußerst symphatisch.

Wie erklärt ihr euch dass in der Kirche sehr viele Belesene und Gebildete Menschen sind? Wie erklärt ihr auch Geschichtsproffesoren auf der BYU? Meint ihr solche Menschen bildeten sich ohne Kehrseiten unter die Lupe zu nehmen?

Zuletzt, weise Menschen und Genies aller Art in der Geschichte haben sich schon aus Verzweiflung umgebracht. Das ist doch so. Und daran sieht man doch, dass Weisheit allein keine Lösung ist, man muss sie auch anzuwenden verstehen. Intelligenz und Grübeln ist gut, aber was bringt es einem wenn man es nicht optimal nutzen kann?

Lieben Gruß,
Sara

PS. Ich kam nicht in diese Forum um gegen auch zu hetzen, sondern weil es mich aufrichtig interessiert was ihr fühlt, obwohl ich die Quellen eurer Fakten für zweifelhaft halte. Und ich gehe auch nicht so schnell, außer es wird beleidigend, dann habe ich bestimmt keine Lust mehr.

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