Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 38 von 48 Beiträgen.
Seite erstellt am 25.4.24 um 8:01 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Elvira
Datum: Sonntag, den 21. Dezember 2003, um 19:40 Uhr
Betrifft: Noch ein paar persönliche Gedanken dazu

Tobias:
>> Wie beurteilst Du dann dies Zahlosen Riten der Juden des Alten Testaments, die, so unwahrscheilich es scheint, von Gott eingeführt wurden. Die frage ist Doch nicht ob es Bedingungen, wie bestimmte Riten, Verordnungen gibt, die wesentlich sind um zu Gott zurückzukommen, sondern ob diese die Bedinungen die Gott stellt allen erreichbar sind.
Nyu:
>Elvira hat ja bereits entgegnet, dass sie diese Dinge für sich nicht als bindend ansieht, sondern nur das Gebot der Liebe.

Die Riten im AT die im übrigen nie vom gesamten Volk Israel  vollzogen und gelebt wurden, dienten in erster Linie der Entschuldung des Volkes und damit immer wieder der Ãœberwindung der Barriere zwischen Gott und Mensch. Wer einmal tatsächlich Schuld auf sich geladen hat, der weiß wie lebensnotwenig Entschuldung ist.( Schuld hier niemals mit den gerade im Mormonismus so häufig provozierten Schuldgefühlen verwechseln.)
Die Riten haben also eine heilsbringende Funktion, auch wenn sie nach außen sehr grausam sind, weil dabei Tiere abgeschlachtet werden.
All diese Riten sind in der Person von Jesus Christus überflüssig geworden, weil er fortan die Entschuldung--- nicht nur die des Volkes Israel übernahm. Wozu also Riten, wozu weitere Gebote, außer dem der Liebe ja sogar der Feindesliebe? Wer nach Jesus Christus wieder ein Gesetz und Riten einführt, zeigt, dass er ihn nicht verstanden hat.

Tobias:
>> Sicher, da hast Du recht, ich bin sicher der erste der gestehen würde, dass es einige Probleme in der Kirche gibt.
Nyu:
>nd ich bin der erste, der eingesteht, dass "die Exmos" auch einige Probleme mit sich selbst haben.

Sehr witzig wie Ihr beiden da voll ins Netz des Mormonismus gegangen seid.;-)Ein Mormone/die Kirche hat niemals Probleme, da er ja die rechte Lehre gefunden hat. Ein Exmo hat keine Probleme, weil der die wahre Lehre entlarvt hat. Und beide seid Ihr so klug zuzugeben, dass beide Gruppen doch ab und an Probleme haben.;-)

Das Leben ist gekennzeichnet davon, dass es zuweilen große und kleine Probleme darin gibt. Die wollen bewältigt und ausgehalten sein. Mormonen negieren dies Probleme einfach, übersehen sie, nehmen sie schlicht nicht wahr und deshalb ziehen sie den Schluss, dass es sie eben nicht gibt, nicht für Mormonen. Hat ein Mormone dann doch mal Probleme, dann wird meßerschaft geschlossen, dass er in seinem Leben etwas falsch gemacht hat, dass er diese Form von Problemen= Strafe auf ihn gezogen hat. Mormonen die ständig auf dem Weg zur Vollkommenheit sind, können sich Probleme, Fehler, Schwierigkeiten nicht leisten, weil es sie in ihrem Prozess der Selbsterlösung zurück wirft.

Es geht aber noch tiefer. Mormonen ist es verboten, bestimmte als negativ ausgezeichnete Gefühle und Emotionen überhaupt zu haben. Wut, Zorn, Neid, Hass, Verzweiflung, Schmerz, Trauer dürfen wenn überhaupt nur verhalten und kurz gezeigt werden. (Beispiele fallen mir dazu viele ein, Euch mit Sicherheit auch). Dann hat man sich wieder zu beherrschen und auf den Weg zu machen. Ein Gott, hier der Mormonengott, der selbst nicht gerade zimperlich im bestrafen ist, erlaubt seinen Kindern nicht die volle Bandbreite der von ihm gegebenen Gefühle wahr zu  nehmen oder gar zu leben.
Emotionen als nicht zulässig zu betrachten, kann nur ausgehalten werden in dem diese von der eigenen Persönlichkeit abgespalten werden. (Und Tobias Du als angehender Psychologe dürftest wissen, dass das abspalten von Emotionen oft in Depressionen und Persönlichkeitsstörungen mündet.)

Wenn Mormonen an Exmos Probleme und Schwierigkeiten, die diese haben, entdecken ist es für sie ein klarer Hinweis darauf, dass man unweigerlich Probleme bekommt, sobald man sich von der Kirche abwendet. (Und nur am Rande: das ist einer der Psychotricks mit denen die Kirche sehr erfolgreich arbeitet.)

Tatsächlich ist es so, dass wohl Mormonen, als auch Exmormonen, Christen und Gläubiger anderer Religionen und Atheisten, im Schnitt mit der selben Anzahl von Schwierigkeiten im Leben zu tun haben dürften, weil Leben in seiner Fülle neben Glück und Liebe, eben auch Konflikte, Fehlentscheidungen, Schwäche, Unglück, Tod, Trauer, Wut, Schmerz, Schuld mit sich bringt.

Und was mir noch gekommen ist im Laufe der Diskussion um die Gottwerdung des Menschen, ist dass man sich ehe, man sich dem zuwendet, erst einmal ganz klar benennen muss WER Gott ist.

Und als allerletzte Anmerkung: Wenn man gerade im AT eine Änderung des Gottesbildes feststellt, dann ist das noch lange kein Hinweis auf einen „veränderlichen Gott“, sondern nur auf eine veränderte Rezeption dieses Gottes.

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