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Beitrag 29 von 48 Beiträgen.
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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Montag, den 15. Dezember 2003, um 22:38 Uhr
Betrifft: Das Gesamtbild

Hallo Tobias,

schön, dass die Diskussion weiter geht. Ich habe Deine letzte lange e-Mail noch immer halb beantwortet in meiner Inbox auf der Arbeit. Vielleicht komme ich ja irgendwann noch einmal dazu, diese vollständig zu beantworten. Dennoch vermisse ich den Diskurs mit Dir und hoffe, dass wir den vielleicht hier oder gerne auch via e-Mail fortsetzen können.... sozusagen als "supramormonische Ökumene", hehe.
Wie Du hier und an anderer Stelle sehen kannst, habe ich mich halt im Laufe der Zeit immer weiter von der Kirche und der Konsensfähigkeit mit ihr entfernt. Dennoch muss ich leider auch sagen, dass mich die "Christen" - egal ob katholisch oder protestantisch - in ihren verschiedenen Formen der Religionsausübung sehr befremden. Ich möchte niemandes Gefühle diesbezüglich verletzen und von daher nicht ins Detail gehen.

Du schreibst:
> "Die Kirche" hat zu der Geographie des Buch Mormon (also wo genau und in welchen geographischen Dimensionen sich die Geschichte des BM abspielt) noch nie eine offizielle Meinung gehabt. Natürlich haben vereinzelte Mitglieder dazu Meinungen und Theorien entwickelt, aber keine von diesen war offiziell sanktioniert oder sonstwas.

Wenn ich mein Buch Mormon aufschlage, lese ich in der Einführung im zweiten Absatz: "...Nach tausenden von Jahren wurden alle vernichtet, ausgenommen die Lamaniten, und diese sind im wesentlichen die Vorfahren der Indianer".
Sorry, dass ich jetzt gerade zu faul bin, noch viele weitere solcher Hinweise zu finden, aber ich bin mir sicher, dass Du mir zustimmen wirst, wenn ich schreibe, dass Die HLT-Kirche seit ihrer Gründung davon ausgegangen ist, dass die Lamaniten die Vorfahren der Indianer sind - "im wesentlichen" wurde hier immer eher so verstanden, dass es natürlich auch Vermischungen, u.a. mit Weissen oder Nephiten oder kleiner Gruppen anderer Völker gegeben haben mag, dass aber dennoch die Lamaniten als DIE Hauptvorfahren der Indianer verstanden wurden. Joseph Fielding Smith schreibt in Lehren der Erlösung, Band 1, Deutsche Ausgabe, Seite 157: "...Vor Tausenden von Jahren blühte in Amerika eine Kultur, die zumindest auf gleichem Niveau stand wie die damals in Ägypten oder Asien bestehenden Reiche, wenn sie ihnen nicht sogar überlegen war. Diese Menschen entwickelten im Altertum die Künste und waren vor allem in der Landwirtschaft auffallend geschickt... Aber auch dieses Volk wandte sich vom Herrn ab und wurde den mit ihm geschlossenen Bündnissen untreu. So entstanden Streitigkeiten, worauf blutige Konflikte folgten, bis schiesslich das ganze Volk umkam [...] (Es folgen einige "Beweise" für die Existenz jenes grossen Volkes der Nephiten. Der Author fährt dann fort, die uns bekannte Geschichte der Jarediten und Nephiten sowie deren Untergang aufgrund von Ungehorsam zu erzählen. Du schreibst, dass "diese Lehre nicht offiziell sanktioniert" sei "oder sonstwas".
Tobias, schreibt hier ein Prophet, Seher und Offenbarer, oder tut er es nicht? Wenn alle Mitglieder, und sei es nur für eine Phase, etwas glauben, reicht Dir das dann als "offizielle Kirchenlehre"? Oder was muss geschehen, damit etwas offiziell wird?

> Daraus wurde sein Buch "An ancient American setting for the Book of Mormon" in dem er eine geographisch begrenzte Sicht des BM propagiert, weil nur solche eine Sicht des BM und seiner Ereignisse, im Einklang mit den Text des BM selbst zu bringen ist.
Okay, das hat ja auch schon B.H. Roberts nach der Jahrhunderwende (bis 1922) versucht darzustellen. Oder besser gesagt, er kam wohl argumentativ nicht so weit wie Sorenson. Er versuchte wohl eher, die Erkenntnis, dass es wahrscheinlich nie Nephiten gegeben hat, mit seiner Rolle als Siebziger zu vereinbaren. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass Du und andere (vielleicht von FARMS und FAIR und so weiter) versuchen, eine Vereinbarkeit in der Unvereinbarkeit zu suchen. Bitte verliere nicht den Gesamtüberblick über das entstehende Bild indem Du Dich im (von mir aus) wissenschaftlichen Detail verlierst. Der Mikrokosmos hilft uns nicht weiter - nicht hier, wo Religion doch aufgrund der gebotenen Achtung eine Frage des schwächsten Glieds in der Kette der Glaubenden ist. Das Gesamtbild entscheidet.
> Dies ist das Problem mit Murphy’s DNA Kritik, die von einem Modell des BM ausgeht, welches sich über ganz Amerika erstreckt.
Zugegeben, die DNA-Forschung am Buch Mormon beweist nicht, dass Nephiten nie existiert haben. Wir wissen ja 1. angeblich nicht, welche DNA Lehi und Ischmael hatten. Die Apologeten meinen ja 2. auch, dass die Nephiten ja schliesslich nicht in ganz Amerika besiedelt hätten (entgegen der Aussagen und Annahmen aller Generalauthoritäten des 19. Jahrhunderts). Argumente 3 und 4 habe ich vergessen - ich bin mir sicher, Du kannst da aushelfen ;-D

Henning vorher:
> > - Die Lehre, dass Joseph Smith tatsächlich die Entscheidung trifft, welche Menschen in den Himmel kommen, habe ich nur noch sehr vereinzelt gehört:
Tobias:
> 28 Jesus erwiderte ihnen: Amen, ich sage euch: Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.
> Man hört auch wenig darüber, das die 12 Apostel Christi es sein werden die darüber Richten wer aus den 12 Stämmen erhöht wird.
Nun, Punkt für Dich. Dann muss man aber die Lehre anders auslegen: Dann wird jeder, der zu irgendeinem Zeitpunkt für sein Volk, seine Gruppe, seine Kirche, seine Religion von Jesus, Gott, Allah, dem grossen Geist dazu berufen oder erwählt wurde, Wahrheiten auszusprechen und diese Gruppe zu führen, am letzten Tag als Zeugnis (Neudeutsch "Benchmark") für oder gegen die Mitglieder der Gruppe auftreten, die an ihn, den Religionsgründer, geglaubt haben. Also: die Religionsgründer erhalten ihre Verbindlichkeit dadurch, dass die Mitglieder dieser Gruppe an sie glauben. Oder, wie im Fall der Apostel und Israel: Gott hat das Evangelium Jesu und der Apostel als Vollendung des alten Bundes vorgesehen und somit die Apostel als Richter über die zwölf Stämme Israels gestellt.
Ob die mormonischen Apostel auch diese Rolle für das Zeitalter der vielfachen (christlichen) Religionen spielen sollen, wage ich hier zu bezweifeln.

Deinem anderen Beitrag werde ich hoffentlich auch bald antworten können.

Liebe Grüsse,
Henning

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