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Verfasser: Elvira
Datum: Freitag, den 5. Dezember 2003, um 20:20 Uhr
Betrifft: Wir haben einen Alptraum gelebt

Hallo Henning,

>Ist ja schon so eine Art Selbsthilfegruppe, hier.

Hey das ist ja ein Riesenkompliment und ehrt uns.:-D

>, dann stellt man fest, dass die Auswirkungen der jahrelangen mormonischen Identität einen einfach nicht los lasst.

Das ist in gewisser Weise richtig und eigentlich auch vollkommen natürlich. Ein Leben als HLT hat doch so viele enge Vorgaben in denen man sich ausschließlich bewegen soll, das hinterlässt tiefe Spuren.Gleichzeitig fehlen einem über weite Strecken des Lebens aber andere Erfahrungen, die die unerlaubt oder verpönt sind oder zu denen man auf Grund der stetigen Arbeitsbelastung in der Kirche erst gar nicht kommt.
Bestätigt werde ich in dieser Ansicht, von einem der führenden Neurobiologen Manfred Spitzer, der in seinem neuesten Buch „Selbstbestimmung“ auf sich immer wiederholende Erfahrungen und die damit verbundenen morphologischen Veränderungen im Gehirn eingeht.

So ist es auch heute noch für mich so, dass ich wenn ich von Euerem Kampf hier lese, ganz genau nachvollziehen kann wie Ihr Euch fühlt, was Ihr durchmacht. Es ist auch immer noch, so, dass es im Leben teilweise Situationen gibt, die einem ganz einfach in irgendeiner Weise an die Kirche erinnern und dann diverse Gedankengänge frei setzt.

Aber aus der Erfahrung kann ich Dir auch sagen, dass irgendwann der Schmerz verschwindet. Ich weiß nicht, ob die Kirche erst dann keine Macht mehr über einem mehr hat, wenn man keinen Schmerz mehr spürt, wenn man was gewesen ist, gelassen annehmen kann.

>. Ich glaube, wir müssen alle die Dinge, die uns in der Kirche passiert sind, auf unsere eigene Art und Weise verarbeiten, was vielleicht manchmal recht Extrem anmutet, aber doch normal ist.

>. Egal, wohin man sich aber wenden wird, die Schuldgefühle, gehen nicht weg.

Mormonismus ist eine Form subtiler Gewaltausübung über Menschen. Gewalt ist die tiefster Form von Eingriff in die Psyche des Menschen und sollte nie unverarbeitet bleiben.
Wie extrem Mormonen leben ist mir erst kürzlich wieder klar geworden.
Durch private Gespräche mit Renate über meine Tempelhochzeit, wurde ich angeregt dieses Ereignis nach über 20 Jahren aufzuschreiben. Ich hatte es stets beiseite geschoben, weil dieser Tag einer der entsetzlichsten meines Lebens war. Daraus ist das entstanden:
http://www.mormonentum.at/frauen/gastbericht.htm

Neulich gab ich diese Geschichte einer guten Freundin zu lesen, die zwar wusste, dass ich Mormonin war, sich aber nichts konkretes darunter vorstellen konnte. Sie las es und bekam Alpträume. Ihr Entsetzen hat mir mal wieder klar gemacht, was wir da gelebt haben und noch dazu als die einzige von Gott gewollte und akzeptierte Lebensform. Wir haben einen Alptraum gelebt!!! Wie sollten wir da nicht traumatisiert sein?

Dennoch, der Kampf lohnt sich, auch wenn es für Dich gerade noch nicht so aussieht.

Liebe Grüße,

Elvira

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