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Beitrag 10 von 15 Beiträgen.
Seite erstellt am 18.4.24 um 10:28 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Donnerstag, den 4. Dezember 2003, um 15:12 Uhr
Betrifft: Vielen Dank für die Unterstützung

Euch allen.
Es tut gut, auch mal ein bischen aus sich raus zu können.
Ist ja schon so eine Art Selbsthilfegruppe, hier.
Klar, die Sprüche in anderen Beiträgen gehen einem locker von der Hand weg. Aber wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist (wie in diesem Thread), dann stellt man fest, dass die Auswirkungen der jahrelangen mormonischen Identität einen einfach nicht los lasst.
Mary Ann Benson, Frau eines Enkels von Ezra Taft Benson, schreibt 12 Jahre nach ihrem Austritt und nach Jahren der Verarbeitung, der Tablettenbehandlung, der Psychoanalyse, dass sie irgendwann nach neun Jahren immernoch nicht in der Lage zu sein schien, die "ganze Sache" abzulegen.
Irgendwann, im Gespräch mit einem Nichtmitglied, kramte sie ihre Tempelkleidung aus dem Schrank hervor und war wieder in der Lage, alle Details des Gesprächs am Vorhang nachzustellen, was den vorher recht neutral gestimmten "Untersucher" zu der Aussage bewegte, "Mann, das ist wirklich ein Kult." Sie meinte, dass ihr dieses Erlebnis geholfen habe, auch das Tempelerlebnis, dem Zentrum der mormonischen Erfahrung, zu verarbeiten.
Wie auch immer. Ich glaube, wir müssen alle die Dinge, die uns in der Kirche passiert sind, auf unsere eigene Art und Weise verarbeiten, was vielleicht manchmal recht Extrem anmutet, aber doch normal ist.
Bei mir gestaltet sich dieser Prozess besonders schwierig, wenn ich abends von meinem nicht mal 4 Jahre alten Sohn nach der Arbeit mit dem netten Liedelein "...Folgt dem Propheten, folgt dem Propheten, folgt dem Propheten, weicht nicht vom Weg ab...." begrüsst werde und meine Frau mir anbietet, dass man doch mal die "Geschwister" zu Gast haben könne, die doch so gerne (so ein Zufall) eine "Aktivität" bei uns veranstalten wollen, weil man sich ja so selten trifft"
(......)
Dennoch ist beschlossen, dass ich nicht mehr die HLT-Versammlungen besuchen werde. Ich habe kaum noch Erwartungshaltung, wie mir auch an anderer Stelle hier geraten wird.
Ich glaube, irgendwann wandere ich nach Nordaustralien aus und mache eine Strandbar auf. Egal, wohin man sich aber wenden wird, die Schuldgefühle, gehen nicht weg.
Auch nach all Euren guten Beiträgen sind sie noch da.
Irgendein Teil von dir wird sich selbst und die Welt immer durch die Mormonenbrille wahrnehmen.

Burkhardt:

> Mein persönlicher Schluss:
> Ich glaube an einen Gott.
> Ich weis nicht wie er ist, ich weis nicht wer er ist , ich weis nicht wie er wirkt.
> Ich mache mir kein BILD von Ihm.
> Ich traue Ihm .
> Ich suche Ihn.
> Ich vermisse Ihn oft.
> Das liegt bei mir.
> Aber meine Hoffnung ist groß für die persönliche Begnung.

Deine Lebensgeschichte gleicht einem Drama und einer Tragödie in wenigen Sätzen.
Wenn der Herr Dich eines grossen Tages fragen wird, "Was hast Du mit der Zeit, die ich Dir gegeben habe, gemacht", dann wirst Du ihm nichts sagen, sondern ihm einfach Dein Leben zeigen. Das wird als Zeugnis gegen die Kirchen und die "Frommen" da stehen. Das mag kein grosser Trost sein und auch geht es Dir wohl kaum um Rache oder Wiedergutmachung, aber vielleicht vermittelt Dir dieser Gedanke schon jetzt ein wenig Frieden im Herrn.

Alles Liebe,
Henning

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