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Verfasser: Burkard
Datum: Montag, den 1. Dezember 2003, um 12:40 Uhr
Betrifft: Zerrissenheit

Hallo Nyu ,

Erstmal;; Ich finde es beneidenswert wie Du und andere ihre Gefühle beschreiben können.
              Wie froh wäre ich , das auch zu können.
              Bei mir kommt immer nur Rudimentäres heraus , weil bei jedem von mir Beschriebenen bleibt das    meiste     Emfundene , Gedachte zurück
              .Hinzu kommt , dass alleine beim Schreiben sich mein Denken , mein Gefühl ändert.
               So das sich schon aus diesen Gründen  alles immer wieder verschiebt.

wie gut kann ich Deine Situation nach empfinden.(Natürlich mit Einschränkungen , keiner ’steckt’ in dem Anderen.)
Vor ca. 25 Jahren steckte ich in einer ähnlichen Situation.

Vielleicht hilft Dir die Beschreibung eines Teiles meines Lebens weiter.

Meine Familie und ich (Jetzt Exfrau und 2 Töchter) wurden nach ca. 3 jähriger "Kündigungszeit" aus der Kirche ausgeschlossen.

Auf den Tag genau gab es keinen Kontakt mehr von irgendeinem aus dem sogenannten Freundeskreis (der vormals riesig groß war) und meiner Familie im Mormonentum.

Es war , als währe ich auf einem anderen Planeten gelandet ohne mögliche Komunikation.
100% tote Hose.

Nach ca. 3 Monaten der Traurigkeit darüber stellte ich mich Sonntagmorgens auf die Strasse und versuchte heraus zu finden aus welcher Richtung das Glockengeläut kam.

Es stellte sich heraus , das es nur ca. 700m entfernt eine kleine evangelische Kirche war. (Klein auf das Gebäude bezogen.)

Am gleichen Tag habe ich viele Menschen kennen gelernt , die mich weitere Jahre meines Lebens begleitet hatten.
Kirchenchor , Gemeindearbeit , Begegnung waren nun an der Tagesordung.

Mein damaliges Weltbild wurde völlig auf den Kopf gestellt.
Mormonendarstellung: Alle Weltkirchen dämmern dahin, weil sich niemand der Mitglieder einsetzt für die Anderen , nur oberflächlich sich mit dem "Evangelium "  auseinandersetzen, usw. (Aus Zeugnissen und Botschaften von mir wahrgenommen.)
Merkwürdigerweise ist mir der Inhalt oder anders die Lehre der protestantischen Kirche nie näher gekommen.
Genau so wie bei den Mormonen. (Nie freiwillig Zehnten gezahlt , nie im Tempel gewesen ausser als Kind)
Das war meine erste für mich völlig neue Lebenserfahrung. (im geistig-seelischem Bereich.)

Dann lernte ich eine Frau kennen , die mir so etwas ungeheuerliches und so unwahrscheinliches wie Liebe SCHENKTE. Urvertrauen , Schmetterlinge , Licht , Stille , Urgewallt , Hoffnung , Lebensmut , Charisma , Weitsicht , Hellsicht , Traurigkeit , Schmerzen , Wohlfühlen , Reden können , Wieder im Traum fliegen können , Geduld , Zuhöhren können , Ertragen können, Erleben , Miteinander , Füreinander , Träumen , Realität , Mich erkennen , Andere erkennen , usw.

Das war mein einschneidendes Erlebnis schlechthin.

Es währte ca. 1Jahr.

Jetzt kommt bestimmt die Frage auf ; warum so kurz ?

Glück zu behalten oder es zu erzwingen ist wie haschen nach dem Wind .
Ich spüre Ihn , aber ich kann ihn nicht einfangen.

Danach war ich ein par Jahre in Göttingen und suchte unter anderem auch eine Gemeinschaft , die meinem damaligem  Verständnis von Begegnung und "Lehre" entgegen kam.

Ca. 2 Jahre habe ich alle mir bekannten Kirchen und Sekten im Umfeld besucht , auch die dortigen Mormonen.
Bei jeder Gemeinschaft war ich mindestens 3 mal um nicht einer meiner zuschnellen Vorverurteilung zu unterliegen.

Es gab von der trockenen Indoktrination bis zur "Sehligen" Allumfassenden Umarmung aller Anwesenden alles.
Ich brauchte aber immer nur kuze Zeit warten , bis die "Geldeintreibung" los ging.

Das brachte michauf die Idee etwas Anderes zu versuchen.
Wenn schon Alle das Gleiche machen , warum nicht dein eigenes Umfeldt von früher (Mormonen) mit meinen gewonnenen Erkenntnissen verändern ?
Liebe , Vertrauen , usw. zu vermitteln.

Gesagt , getan.

Ich ließ mich ein zweites mal taufen.
Ich wurde gleich in die Gemeinschaft integriert.
Ich erlebte die gleichen Menschen von früher , die fast jeden Fastensonntag ihre sogenannten Fortschritte feiern wie 20 Jahre davor , ohne das ich selbst eine geringste innerliche Veränderung  an ihnen spürte.

Nichts desto Trotz ließ ich mich auf Alles ein.
Ein Gemeindechor entstand wieder.
Die Sportaktivitäten kamen voran..
Ich nam zum ersten mal an der Tempelvorbereitungsklasse teil.
Meine öffentlichen Gebete fielen immer aus dem Rahmen , weil die Anwesenden die allgemeinen Formullirungen vermissten.(Vermissten ist nicht richtig , aber sie wunderten sich)
Das warfür mich immer der Aufhänger etwas über mein Sein , mein Denken zu erzählen.

Dann bekam ich mal den Auftrag , eine Hauptbotschaft zu geben.
Ich hatte ein freies Thema und sprach über üble Nachrede.
Den Abend zu vor bis weit in die Nacht flossen nur die Worte und Sätze in meinem Computer.
Ich war voller Elan , voller Begeisterung und das konnte ich auch in meiner Ansprache rüberbringen.

Als nach dem Gottesdienst mir der damalige Bischof jovial mit einem Grinsen im Gesicht sagte ,;
"Das musste ja wohl mal gesagt werden" ,
Würdigte ich ihn keines weiteren Wortes.
Ich war entsetzt .
Ich ging weg und war wieder "Allein".

Eine Zeit später passierte mir genau das , was ich in meine Ansprache nahebringen wollte , ich wurde denunziert von einer alten Schwester die in der Nähe meiner jetzigen Frau wohnte und beobachtet hatte , wie ich bei Ihr Ãœbernachtete  , und auch später wohnte , das dann zu meinem  (unserem) Ausschluss führte.

Mindestens seitdem weis ich das die sogenannte Wahre Kirche  keine guten Absichten hat.

Hätte ich Die Informationen von Dieser und anderen SITES vorher gehabt , währe mir einiges erspart geblieben.

Andererseits habe ich dort meine jetzige Frau kenengelernt und das hat was.

Schicksal eben.

Und  sich dagegen zu wehren kann zur schweren Arbeit werden.

Mein persönlicher Schluss:
Ich glaube an einen Gott.
Ich weis nicht wie er ist , ich weis nicht wer er ist , ich weis nicht wie er wirkt.
Ich mache mir kein BILD von Ihm.
Ich traue Ihm .
Ich suche Ihn.
Ich vermisse Ihn oft.
Das liegt bei mir.

Aber meine Hoffnung ist groß für die persönliche Begnung.

Alles Liebe und vielHoffnung für Dich Nyu.

Gruß Burkard.
 
 
 
 

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