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zum Thema Mormonen und Geschichte
Seite erstellt am 18.4.24 um 3:20 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Mittwoch, den 10. Januar 2001, um 19:24 Uhr
Betrifft: Mormonen und Geschichte

Nazis und Viktoria: Mormonen und Geschichte

Zur Packer/Hitler Animation von gestern, zu finden u.a. unter:

http://www.latterdaylampoon.com/slamtoons/slamtoons.htm

Mußte ich gestern drüber nachdenken. Das Hakenkreuz erinnerte mich an frühere Missionierungsmethoden der Mormonen. Wir kennen ja die Zeit der "Baseball-Taufen". Sprich, die Zeit der frühen 60er wo die Kirche ihre "Jugend Tauf Programm" hatte. Präsident Kimball nannte es später das "Kiddie Tauf Programm."

Pubertierende Jungs waren das Ziel, besser, sie ins Taufwasser zu kriegen. Zielgebiet insbesondere Großbritannien. Gleichzeitig setzte die Zeit der auswendig erlernten "Diskussionen" der Missionare, Ziele, Quoten ets. ein. Leistung wurde gefordert. Die Teens wurden zum Baseball animiert, Taufzahlen stiegen rapide. Missionare die Bedenken über die Methode hatten wurden zum Schweigen gebracht. Anpassung. Die Missionare wurden z.B. von einem Apostel
darüber belehrt, die Jungs zum Mitspielen zu bewegen, anschließend zu taufen (!), die Belehrung (!) und Eingliederung war Sache der Gemeinden. So einfach. 1959 erbrachten Großbritannien und Europa 9% aller Neugetauften der Kirche, ein Jahr später, nach Einführung des "Kiddie Tauf Proramms", 32%! Oft tat es auch das Versprechen eines Eis (aber erst die Taufe bitte, ohne Belehrung). Eltern wurden belogen, es handelt sich "nur" um die Mitgliedschaft in einem "Baseballclub." Oder sie wurden überhaupt nicht
gefragt. Der Riesenanteil an Taufen natürlich unter Britanniens Creme de la Creme, die Arbeiterunterschicht, meist ohnen Job, Kinder streunten umher. Erklärt z.T. warum Mormonen, insbesondere die Missionare bei vielen Briten
bis zum heutigen Tag nicht den besten Ruf haben. Recht so.

Gleichzeitig stand die Kirche ja kurz vor dem finanziellen Kollaps (kurz danach wurden ja auch keine Bilanzen und Zahlen auf den Tisch gelegt). Hat sich mittlerweile natürlich radikal geändert ... Big Business ... ach was, ... Megabusiness. Mitte der 60er begriff (? wohl eher auf Druck von Eltern von
Missionaren denen das Ganze unethisch war und sich beschwerten und weil einige Apostel noch einen Funken von Anstand hatten, wurde die Art des kirchlichen Mißbrauches gestoppt). Mark E. Petersen kriegte den Auftrag "aufzuräumen," Annährend 100.000 Baseball Kiddies wurden wieder exkommuniziert. Pervers? Kirche.

Kommt noch besser. Gestern Abend erinnerte ich mich an andere Missionierungspraktiken:

Das Basketballprogramm.

!936 meldete das offizielle Kirchenmagazin Improvement Era:

"Missionary "Attention Getters"
Basketball un Germany
by  Melvyn Cowan
Of the German-Austrian Mission"

Wie also die Elder "Aufmerksamkeit erregten."

Na denn. Wir erinnern uns: 1936, die Nazis reiten auf der Welle ihres "Erfolges", die "Jugend der Welt" kommt nach Nazideutschland um die Olympiade in Berlin zu erleben ... und die Blüte der Menschheit, die reinrassigen "Ariar." Die Kirche macht was? Beschreitet einen "neuen Weg" der Missionsarbeit. War "erfolgreich!" Der denkende Mensch wußte worauf Hitler
zumarschierte. Jemand der sich hauptsächlich auf den "Geist" verläßt offensichtlich nicht.

"The old truths are still the same, but missionaries find that new ways must be bring them to the attention of busy, indifferent people. Here ist the story of a new method that was projected succesfully several months ago in
Germany. The methods of approach utilized by the missionaries of the Church ... in carrying the restored Gospel to the peoples of the world are as diverse and varied as the multipilicity of fields in which they labor."

Im "grossen und aktiven "Dritten Reich" (engl. great and active "dritten Reich") startet die Kirche die "Basketball Aktivität." Oberflächlich wird den Deutschen Basketball und olyimpische Begeisterung vermittelt, das wahre Ziel jedoch ...

"And now in Germany’s great and active "dritten Reich," "Mormonism" is being proclaimed in the wake of the basketball activities of the  widely renowned and respected Mormonen quintet, because of the assistance that missionaries
in various sections of Germany are lending in the introduction and instruction of this tremendously popular American game. In other words, Olympic enthusiasm is proselyting Mormonismus."

Nach der Improvement Era sprachen Vertreter des deutschen olympischen Verbandes (hießen die schon früher NOL?) spielende Mormonen in Berlin an. Diese sollten die deutschen
Basketballer unterstützen.

"Some time ago, a group of Mormon missionaries who had been playing basketball once a week in Berlin as a means of worth-while diversion, was approached by representatives of the German Olympic Association and invited to assist in the organization and instruction of likely candidates for the
German Olympic Basketball team."

Zwei Mormonen trainierten die deutschen Spieler. 1935 kam es z.b dann auch zu einem Vergleichsspiel (Gera) zwischen einer deutschen Mannschaft und den "Mormonenjungs." Ein riesiger Pressewirbel, landesweit, viele Zuschauer, Bürgermeister begrüßt die Spieler persönlich. Die Elder sind schick
gekleidet, marineblaue Sweatshirts mit "Mormonen" daruf (schick, schick).

"At 8:15 p. m. the Mormon boys, handsomely attired in navy-blue
sweat-shirts, bearing the large block-letter word Mormonen prominently displayed in white across the back, trotted onto the finely equipped floor amidst the enthusiastic applause of several hundred spectators. ... After an enthusiastic welcome at the hands of Herr Seifert, head of the Gera division of the German National Confederation of Athletics, the respective
teams marched to the center of the floor and, as is customary today in Germany, saluted each other with outstretched hands and a vigorous "Seig heill" ... "

Nicht so schick. Die Mormonen grüßen Volk und Führer mit "Seig heill", mit ausgestreckter Hand. Nach dem Spiel verteilten sie fleißig Traktate.

"But even more significant-a new means has been provided whereby the Gospel of Jesus Christ can be preached by words and actions, to the youth of a nation-a youth less available, perhaps, under ordinary circumstances, than at any other period since the establishment of the Church in Germany."

Tja, Seig heill! Was soll man da noch sagen? In der Era auch passende Photos dazu.

Teil 2 des HLT Geschichstverständnisses:

Gestern Abend habe ich bei meiner Bettlektüre meinen Schatz mit meinem Gelache mal wieder aufgeweckt ... glassiger Blick ... leises: "Na, wieder was gefunden?" ... weiterschlaf.

Ja, wieder was so nebenbei gefunden. Ich weiß jetzt endlich warum Queen Viktoria so alt geworden ist. Was bin ich froh. Ich vermute aus dem selben Grund ist Queen Mum und Elizabeth II so alt, bis zum heutige Tag. Den frühen Tod von Princess Diana kann ich mir jedoch noch nicht erklären ...

Viktoria wurde 82, war 64 Jahre Königin (meine ich, hoffe mein Gedächtnis läßt mich nicht im Stich). Kirchenführer Seymour B. Young berichtet der Generalkonferenz 1906 darüber, dass Apostel Heber C. Kimball im Jahre 1840 Viktoria am Straßenrand von Manchester, England, beim Vorbeifahren sah. Kimball "erhob seine Hände ... und erbat den Segen des Himmel auf ihr und
ihrem Volk."

"Heber C. Kimball, in 1840, lifted up his hands on the streets of Manchester, when Queen Victoria was passing, and asked the blessings of heaven upon her, and upon her people. I am satisfied that from that time the spirit of faith in the Gospel began to increase in that nation. We have gathered strong representatives of Israel from Great Britain, equally as
strong, and in greater numbers, than from any other nation. They are of Ephraim, and have accepted the Gospel and have been highly favored of the Lord."  (General Conference Reports, Elder Seymour B. Young, Okt. 1906, S. 93)

Sehr tröstlich zu wissen, dass der Herr die Briten ganz, ganz lieb hat, weil so viele von ihnen vom Stamme "Ephraim" sind.
Laut Whitney, Orson F., "The Life of Heber C. Kimball. An Apostle. The Father and Founder of the British Mission", 3. Aufl., Salt Lake City, 1945, ab S. 305, war es noch besser. Kimball kriegte die Verheißung er würde die Queen sehen! Dolle Sache! Was für ein Wunder. Übrigens, wer, wann, wo von den Royals gesehen und erlebt werden kann steht jeden Tag in der Times! Bis zum heutigen Tag! Wer möchte, dass ich ihm ohne die Macht des Priestertums und dem Heiligen Geist prophezeie, das er die Queen sehen wird, dem kann ich es gerne vorhersagen. Bitten nur um Unkostenerstattung der Times, gleich 4.-DM. Genauere Prophezeiung wann und wo genau kosten ... genausoviel. Plus Reisekosten für Euch nach Britannien.

"... prior to starting on this mission, Heber had been promised by the Prophet that he should see the Queen of England. The fulfillment occurred as follows:"

Am 26. 2. eröffnete die Queen mal wieder das Parlament, wie jedes Jahr (diese Prophezeiung kostet nothing), Kimball, Wilford Woodruff begaffen das Spektakel (engl. grand procession). Sehen Queenie vom Straßenrand, Vorbeifahrt in der Kutsche.

"On the 26th of January Victoria opened the British Parliament. Apostles Kimball and Woodruff, with Dr. Copeland and several other friends, started out for the purpose of witnessing the royal pageant. Arriving at St. James’ Park at 10 a.m., they beheld an immense concourse of people, extending in two unbroken lines from Buckingham Palace to the House of
Lords. It was estimated that from three to four hundred thousand people were assembled. Through the courtesy of one of the Queen’s lifeguards-and no small favor was it on that day-Heber and his party succeeded in getting a place in the front line, past which the grand procession was to move."

In nur 10 Fuß Entfernung ( ja der helle Wahnsinn) sehen sie Queenie und Prinz Albert gleich zweimal, Hin- und Rückfahrt.

"The royal cortege passed within ten feet of where they stood, so that they obtained a fair view of Her Majesty, both going to and returning from the Houses of Parliament. The Queen sat in a gorgeous state carriage, drawn by eight cream-colored horses, richly caparisoned. At her left hand sat Albert,
the Prince Consort. Following were six carriages, each drawn by six horses, containing members of the royal family, lords and nobles."

Laut Kimball machte die Queenie eine tiefe Verbeugung (wie macht man eine tiefe Verbeugung sitzend in der Kutsche? Und die Queen verbeugt sich vor Kimball??? Der Regent/die Regentin verbeugt sich niemals!). Kimball erwidert das "Kompliment."

"Says Heber: "We saw her, as the Prophet Joseph had told us. She made a low bow to us, and we returned the compliment. She looked pleasant, small of stature, with blue eyes, an innocent looking woman. Prince Albert is a fine looking man. All things went on pleasantly. No accidents."

Laut Whitney erwidert Kimball mit einem Segen (engl. God bless you), einer "Tradition, die so vielen der Heiligen bekannt ist." Ihre "Majestät ist sich nicht der Tatsache gewahr, dass sie an jenem Tag eine apostolische Segnung erhielt." Woher auch?

"It was on this occasion that Heber C. Kimball blessed Queen Victoria, with the tradition of which so many of the Saints are familiar. Passing so close to them, and seemingly bowing directly and personally to the Apostles, Heber returned the royal salute with a hearty "God bless you," addressed to the
Queen as she passed. Her Majesty of course is not aware of the fact that on that day she received an Apostle’s benediction,"

Aber niemand, der gläubig (wer sonst?) die "prophetische Potenz von Heber C. Kimballs Worten vernommen hat ... wird die "Wirksamkeit eines solchen Segens zweifeln."

"but no one who has noted in faith the prophetic potency of Heber C. Kimball’s words uttered on less occasions, will doubt the efficacy of such a blessing, even on the head of a queen of England.

Bin sprachlos in Gegenwart solch prophetischer Potenz. Kimball hatte 43 Frauen, 45 Söhne, 20 Töchter, 16 Frauen ließen sich von ihm scheiden. Übrigens, bei Scheidung mußte man an Brigham Young pro Scheidung $10 zahlen (richtig Kohle damals!) Schlau! Young hat insgesamt 1600 Scheidungszertifikate ausgestellt, machte .......uhhhmmm ...... $16.000. Superschlau!

Ach ja, zu anderer Gelegenheit besuchen Kimball, Woodruff und George A. Smith Westminster Abbey in London. Kimball beschreibt in einem Bericht, publiziert in Times and Season, dass sie dort den Krönungsstuhl (Thron, engl. coronation chair) der Briten sahen, der mit Gold überzogen war (was er nicht war und nicht ist, Eiche mit einigen Bemalungen und Verzierungen, einigen, wenigen Goldrändern.) und sich ... auf ihn setzten. Amitouristen im Ausland? Ignorant.

"We saw the full stature and perfect likeness of Queens Elizabeth, Mary and Anne, Lord Nelson, Pitt and others.  We sat in the coronation chair in which Queen Victoria was crowned, and all the Kings and Queens in England for the last 800 years, it is covered with gold tissue, it contains a stone under the seat, upon which all the Scottish Chiefs and Kings were crowned ever since they were a nation, or people; they have a tradition among them that it is Jacob’s Pillar." (Times and Seasons, Vol. 2., No. 5. Nauvoo, Illinois, January 1, 1841.  Whole No. 17., S. 263)

Unterschrieben von H. C. Kimball, W. Woodruff, G. A. Smith

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass unser erster Freund, Generalautorität Seymour Young, Präsidentschaft der Siebziger, nicht der hellste Kopf war und wohl offensichtlich zu Ubertreibungen neigt. Bei ihm ist Queenie und Kimball plötzlich in Manchester, nicht London und bei ihm ist der Segen auch kein einfaches "return the compliment", also ein Verbeugen, nein, bei ihm hebt er auch noch die Hände! Beim Verbeugen die Hände hebend! Die lt. Kimball 300-400.000 Briten, genügend hätten ihn also dabei beobachten können, müssen dann gedacht haben, wenn es lt. Young so war, dass Kimball a) einen Knall hat, oder b) Moslem ist.

Mormonen und Geschichte ist immer wieder ein amüsantes Thema. Mal sehen was die Bettlektüre heute Abend wieder bringt.

Muß jetzt erst nachdenken, beten und evtl. fasten ob Young vielleicht doch recht hat und das britische Parlament in Manchester steht und nicht in London. Dann hätte ich allerdings regelmäßig Halluzinationen gehabt, wenn ich in London war. Fata Morgana?

James

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nicht möglich, da es sich um einen Legacy-Beitrag handelt

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