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Seite erstellt am 16.4.24 um 19:05 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 20. September 2003, um 18:38 Uhr
Betrifft: Was denkst Du eigentlich, wer Du bist !!!

...kommst hier einfach her und legst Zeugnis von der Wahrheit ab. Das geht doch nicht. Das ist doch bekanntlich ein Forum für Abgefallene, die vom Pfad der Wahrheit abgekommen sind und in der Hölle schmoren werden. Wie kann es denn angehen, dass Du so ganz ohne Einfluss des Priestertums dem Herrn so nah sein kannst.
Es geht doch nicht an, dass Du ausserhalb der "einzig wahren Kirche" Himmels-Manna für  Deine Seele findest.

Ich danke Dir ganz aufrichtig für Deinen Beitrag. Das war sozusagen in aller Aufrichtigkeit mein geistiges Highlight der Woche.
Mich haben verschiedene Dinge aus Deiner Biographie hier sehr berührt. Bitte verzeihe, wenn ich sie stichpunktartig aufzähle. Ich möchte dann noch meine Eindrücke hinzufügen.
- Du schreibst von Deinem Erlebnis aus dem Jahr 1955:

> Das Ganze kam mir seltsam vor, so etwas hatte ich noch nie erlebt und ich dachte eigentlich an gar nichts. Jetzt geschah etwas Unerwartetes. Ein unbeschreibliches  helles  weisses  und doch nicht blendendes Licht durchflutete den Raum in dem wir uns befanden. Dieses Licht kam von einem Wesen das ich nicht direkt sah, sondern nur seine Gegenwart stark und unmittelbar bei mir empfand. Ich empfand dieses Wesen als die direkte Verkörperung der Liebe, als sei es die Liebe selbst. Auch dies lässt sich nicht genau beschreiben. Ich kann nicht sagen wie lange dieses Licht und der intensive Eindruck dieses Wesens da war. Es muss einige  Minuten, höchstens eine Viertelstunde gedauert haben.
> Als das Licht und das Wesen zurückging und verschwanden hatte ich den Eindruck einer  sehr grosse Befreiung von Dingen in mir, die mir zuvor gar nicht so richtig bewusst waren. Zugleich empfand ich ein mir bisher unerkannte Freude.
> Aus lauter Freude und Befreiung musste ich fast die ganze Nacht einfach so heulen.

Wenn wir der Wahrheit nahe kommen, dann fühlen wir uns so. Wenn solche Dinge in der Kirche geschehen, dann - so habe ich beobachten müssen - nutzen die Mitglieder oder Kirchenführer das für ihre Interessen aus. Sie betrachten diese Vorkommnisse als Bestätigung, dass ihre Kirche WAHR ist, was auch immer das heisst.
Weil Du das fühlen und erleben durftest, konntest Du in Deinem ganzen Leben die Sicherheit in Deinem Herzen behalten, dass der Herr Dich nie ganz alleine lassen würde. Ich freue mich so sehr für Dich, dass Du so etwas erleben durftest. Ich bin sogar ein bischen neidisch. Ein bischen.

Dann schreibst Du weiter:
> Da lernte ich dann meine zukünftige Frau kennen . Wir haben drei eigene Töchter und einen Adoptivsohn (Koreaner). Von dieser Frau bin ich inzwischen seit 12 Jahren geschieden. In den letzten Jahren hatten wir hauptsächlich Streit wegen der Kirche.
> Jedesmal wenn ich ihr erklärte dies und jenes könne in dieser Kirche nicht richtig stimmen,  wurde sie fuchsteufelswild. Dies konnte auf die Dauer nicht gut ausgehen.

Es tut mir leid - wie Du weisst - wenn das heilige Band der Familie durch die Religion (bzw. die individuelle Auffassung davon) zerstört wird. Immer und immer wieder geschieht das und das ist so traurig.
Ich habe Angst, dass das auch in meiner Familie geschehen könnte. Aber ich glaube nicht. Momentan habe ich die berechtigte Hoffnung, dass wir nicht zerbrechen werden.
Ãœberleg´ mal, nachdem Du diese Erfahrung mit dieser katholischen Frau und dem Herrn hattest. Macht ein Streit und, wie Du schreibst, ein "fuchsteufelswild" werden dann überhaupt Sinn? Würde man dazu neigen und es zulassen, dass irgendeine Organisation das Gute in der Familie zerstört?’ Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen.

> In dieser Zeit gab mir eine glaubenstreue Schwester aus dieser Gemeinde zwanzigtausend Franken mit dem Auftrag, dass ich sie nach ihrem Tod im August, in Salt Lake City beerdigen müsse..
> Auf ihrem Totenbett sagte sie mir ganz plötzlich und unerwartet: "Bruder Werner, ich bin den falschen Weg gegangen". Ich wagte es noch zu fragen was ist denn richtig,  Sie sagte mir, das Einfache ist richtig und starb dann.

Das hat mich beeindruckt. Was für eine Erkenntnis hat sie erlangt? Ich glaube, dass sie verstanden haben könnte, dass komplizierte Nahrungsvorschriften, Bedingungen zur Liebe Gottes, Verordnungen usw. nicht im Sinne des Herrn sind und den Menschen eine Kulisse bieten, die sie von der Wahrheit entfernt. Natürlich kann ich das nicht wissen. Aber wenn ich auf meine innere Stimme höre, dann haben Jene, die auf Äusserlichkeiten und Sekundärtugenden setzen, in die Irre gehen.

> Die Ereignisse führten dazu, dass ich mein Amt als Gemeindeleiter aufgab, da es immer mehr Dinge gab, für die ich nicht mehr einstehen konnte, obwohl ich noch kurze Zeit so ein Hilfstempelarbeiter war. So zog ich mich immer mehr zurück und beobachte das ganze Gemeindegeschehen nur aus den hintersten Bänken. Die Pfahlbeamten mieden mich irgendwie und ich wurde links liegen gelassen .
>
> Der ganze Kirchenbetrieb begann mich zu langweilen und eher abzustossen. Es ging immer um das gleiche Theater. Neue Mitglieder finden, sie möglichst bald zu taufen sie in der Gemeinde zu integrieren sie zu motivieren den Tempel zu besuchen, die jährlichen Interviews wo es hauptsächlich auch um das Zehntenzahlen und dem Gehorsam gegenüber der Kirche ging.
So geht´s mir auch gerade.

> Am Ende der Predigt forderte der Sprecher die Zuhörer, welche jetzt Jesus Christus in ihr Leben aufnehmen wollten,  nach Vorne zu kommen um ihr Leben Christus zu übergeben. Ich sagte mir "jetzt oder nie" und ging nach Vorne, wo sich noch andere Menschen aufgereiht hatten. Der Reihe nach gingen der Redner und der Pastor der Gemeinde zu den einzelnen welche sich dort standen. Als sie zu mir kamen, fragte der Pastor der Gemeinde: "was ist dein Problem?" . Ich konnte nur sagen "ich bin ein Mormone". Der Redner legte mir die Hände auf den Kopf und der Pastor legte mir seine Hände vorne und hinten auf die Brust in der Herzgegend. Was sie alles sprachen, kann ich mich nicht erinnern. Ich weiss nur sie sagten "Öffne dein Herz für Jesus". Dann geschah etwas Seltsames.
> Es entstand plötzlich etwas Neues. Ganz unerwartete wurde mir bewusst, ich habe "ein Herz". Ich sah die Menschen um mich, ja die ganze Welt in einem neuen Licht. Es war ein ähnliches Erlebnis wie wenn man sich verliebt.
Ich weiss es ja nicht. Hast Du den Eindruck, dass Du dem Kern Deines Erlebnisses von 1955 damit näher gekommen bist? Hast Du das Gefühl, dass Du jetzt auf dem richtigen Weg bist?
Gerade dieses Erlebnis von Dir und dieses Zeugnis hat mich ganz besonders angesprochen. Ich muss zugeben, dass mich das noch ein bischen mehr neidisch gemacht hat. Ich würde gerne wissen, welche Kirche das war, wo Du eine solche Erfahrung gemacht hast. Du kannst mir wirklich einen Gefallen tun, wenn Du das mal mitteilst.

> Der Ausdruck „Herz“ war auch nicht im Stichwortverzeichnis zu finden (schaut bitte einmal selbst in Eurem Buch Mormon danach, möglicherweise hat es zwar inzwischen wieder Änderungen darin gegeben). Augenblicklich wurde mir klar: Das Buch Mormon ist absolut keine von Gott offenbartes Buch. Ich warf das ganze Buch in eine Zimmerecke.
Du hättest vielleicht Jakob 6 lesen sollen. Nach den eindrucksvollen Kapitel Jakob 5 im Buch Mormon ist es recht überraschend, dass Jakob (oder Joseph Smith) dieses Kapitel mit einem Zeugnis über das "Herz" versiegelt.

Ich danke Dir aufrichtig für Dein Zeugnis.
"Ich bin Mormone"

liebe Grüsse,
Henning

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