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zum Thema Heilig Abend 		Seite erstellt am 20.4.24 um 2:38 Uhr
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Verfasser: Ralf
Datum: Montag, den 8. Januar 2001, um 18:30 Uhr
Betrifft: Priestertumsklasse

Lieber Andreas,

ich muss nicht verallgemeinern, um den Heilig Abend "richtig" einordnen zu können. Ich war drei Jahre lang Gemeindepräsident in jener Gemeinde und könnte ein Buch über die "Einzelfälle" schreiben, die am laufenden Band auftraten. Sei es eine PV-Lehrerin, die als alleinerziehende Mutter einen Segen für ihre 8-jährige Tochter wollte, "weil der Satan durch das Kind arbeitet. Sie ist vom teufel besessen, denn sie widerspricht mir." So jemand wird als Lehrerin auf Kinder losgelassen !
Sei es eine andere Schwester, die mit mir in Sauna und Kneipe gewesen sein will; sei es ein Bruder, der einem Verstorbenen durch den Geist angesehen haben will, daß er eine gespaltene Persönlichkeit war - und dann nichts besseres zu tun hat und diese Erkenntnis am Tag nach der Beerdigung der Witwe kundtut; Sei es derselbe Bruder, der der Mutter des Verstorbenen am selben Tag mitteilt, daß sich die Kirche strafbar gemacht hat, weil sie den Verstorbenen beerdigt hat, denn er war inaktiv und evangelisch verheiratet; seien es die inspirierten Pfahlbeamten, die sich nur für die Durchsetzung ihrer Organisationsvorgaben interessierten, nicht aber für die wirklichen Probleme der Mitglieder und des Zweiges, usw. usw. usw.
Für einen Ausstehenden ist der einzelne Vorfall vielleicht amüsant oder skuril, - die schiere Fülle der Ausrutscher läßt aber nur den Schluß zu, daß der Anspruch der Kirche, Licht und Salz der Welt, und wahr, zu sein, eben nicht stimmt.
Und komm mir ja nicht mit der Plattheit: "Die Kirche ist wahr und vollkommen, aber die Mitglieder sind es nicht."
Wenn sich ein Mensch oder eine Organisation mit dem Mäntelchen der Wahrheit umgibt, kann ich erwarten, daß sich die Wahrheit (oder das Licht, oder die Erkenntnis) in ihrem Leben und Handeln widerspiegelt. "An ihren Früchten...."
Schau mal in die mormonischen Familien - besonders solche, die sehr aktiv sind. Wie oft sind die Familien durch Kirchenaktivitäten getrennt. Wie oft hat mein Sohn gesagt: "Immer bist du wegen der doofen Kirche weg." Und dann sitzt man am Samstag im Pfahl (von 9:00 bis 16:00 Uhr) und hört, wie wichtig die Familie und die gemeinsame Zeit ist; gleichzeitig weiss ich, daß die Kinder zuhause warten und mich an diesem Wochende nur stundenweise mitbekommen, weil der Rest der Zeit für den Herrn reserviert ist.
Frag Dich mal ehrlich, was Du WIRKLICH aus den vielen Versammlungen mitgenommen hast? Wieviel sinnloses Organisationspalaver, Zielesetzen und "Beraten" Du schon mitgemacht hast, und wie wenig Dein Leben bereichert wurde. Ich habe die Versammlunsgzeiten meist für das Tagebuch, zum Träumen oder Lesen verwendet, um die Zeit wenigstens für etwas Sinnvolles zu nutzen.
Schau sie dir an: die frustrierten und überforderten mormonischen Muttis mit ihren vielen Kindern, die zu Hause schreien, schimpfen und toben, weil sie die Ansprüche, die sie aufgrund der Kirche an sich selbst stellen, nicht erfüllen. Schau die die Heuchelei am Sonntag an, wenn alle ihr Sonntagsgesicht raushängen und du als Gemeindeleiter genau weißt, wie es wirklich aussieht.
"Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit".

Wahrheit, Geist und Mormonen - das passt irgendwie nicht zusammen. Der Heilige Abend ist nur Mosaiksteinchen - schau auf die anderen Steinchen in deiner eigenen und in anderen Gemeinden und versuche das ganze Bild zu erkennen - ich wünsche Dir viel Glück dabei.

Liebe Grüße,

Ralf
 

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