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Seite erstellt am 19.4.24 um 12:10 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 2. August 2003, um 19:39 Uhr
Betrifft: vielleicht habe ich das zu kompliziert ausgedrückt

Hallo Martin,

Du schreibst:
> Wie kann eine Religion jeder Mensch verstehen und doch nicht zu einfach sein? Meiner Meinung nach ist der Teufel nicht aus dem Himmel geflogen, weil er anderer Meinung mit Gott war, sondern weil er versuchte, diese Meinung mit Gewalt durchzusetzen. Verflucht wurde er auch erst, als er gemordet hatte.

Ich habe das nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass die wahre Religion einfach sein muss. Die wahre Religion kann aber keine Religion sein bei der es so viele Dogmen gibt, dass die Zahl derer, die sie aufgrunddessesn ablehnen hoch ist, so wie es bei der HLT-Kirche der Fall ist.
Ich glaube aber durchaus, dass die HLT-Kirche und die meisten anderen Kirchen eine Plattform bilden auf der sie die wichtigsten Lektionen des Lebens recht gut lernen können.
Die Sache mit dem "Teufel" würde ich genauso meinen wie Du. Wir werden eben nicht in die Hölle geworfen, weil wir anderer Meinung sind, sondern weil wir falsche Entscheidungen getroffen haben. Eben nicht unsere Religionszugehörigkeit ist hier entscheidend, sondern das Zeug aus dem wir gemacht sind, was wir durch unsere Entscheidungen zeigen.
Also: der Hindu hat die selbe Chance in den Himmel zu kommen wie der Mormone oder der Freikirchler, wenn er die wichtigsten Lektionen des Lebens lernt, nämlich: Liebe, Weisheit (so wie er kann) und das Nutzen der eigenen Ressourcen zu guten Zwecken.
Wenn es tatsächlich einen Teufel gibt, dann hat er oder sie genau das Gegenteil im Sinn. Dann können Religionen nämlich auch ein Werkzeug des Teufels werden. Aber nicht die ganze Religion, sondern die Menschen, die sich so verhalten wie Nazis, die sich aber nicht an Rassentrennung glauben sondern an eine Trennung zwischen Gläubige und Ungläubige. Wenn Du das Forum in den letzten Tagen verfolgt hast, dann wirst anhand des interessanten Beispiels eines Forumsteilnehmers feststellen können, dass es nicht die Religionen unbedingt sind, sondern Menschen, die Gott nahe oder ihm nicht nahe sind.
Meine Bitte also an Dich: sehe mir nach, dass ich mich immer ein wenig komplex ausdrücke und versuche daher, meine Beiträge sorgfältig zu lesen.

> Natürlich hat er in LuB 132 über die Vielehe gesprochen und sie geboten, aber dann hätten zur Besprechung des Gebotes nicht Verse 61 und 62 als Verfahrensregeln sondern Vers 32 - 34, wo die Gebote stehen, zitiert werden müssen
okay.

> Was hier zum Ausdruck kommt ist, daß Gott alles egal ist. Es gibt keine Vollmacht, warum sollten wir uns denn an seine Gesetze halten.
Das Problem ist nur: Wenn Gott spricht, dann sagt er was wahr ist, somit definiert er auch was falsch ist. Wenn er jemanden zu irgendetwas beruft, dann trifft er eine Wahl und die Parallelexistierenden haben Pech gehabt. War Gott ein Rassist, weil er den Stamm Levi zum Priestertum auswählte? Warum war Jesus von Nazareth der Messias und nicht xyz aus Hinterkleinkleckersdorf?

Zuerst sagst Du hier, dass Vollmacht und Gesetze einander bedingen. Zum Teil stimmt das auch. Wenn Gott die Vollmacht vieler Kirchen auf der Erde anerkennt (und zwar jeweils für die Mitglieder dieser Kirchen) hat man es wieder auch mit Vollmacht zu tun und somit mit Gesetz.

Ich hole jetzt mal ein wenig aus:
Nehmen wir mal das Haus Israel. Gott nimmt sein Volk und führt es aus Ägypten und gibt ihm Gebote. Eines dieser Gebote z.B. besagt, dass nur die Leviten den Dienst an der Bundeslade verrichten können. Ein anderes Gebot besagt, dass jener, der seine Eltern schlägt, getötet werden soll, wieder ein anderes Gebot gibt dann vor, wie man mit Frauen wärend ihrer Periode verfahren sollte usw. 
Wir lesen dann im Neuen Testament, wie der Vorhang im Tempel in zwei riss. Der Zugang zum Allerheiligsten war jetzt frei - nicht nur auch für den Leviten, sondern für alle. Später hatte Petrus dann die Vision aus der ihm klar wurde, dass das Evangelium und das Erbrecht Gottes nun für alle zugänglich war und nicht mehr nur für die Israeliten. Dass heisst, alle waren am Hochzeitsmahl des Herrn willkommen und nicht mehr nur die Kinder Israels (die der Vater ja bekanntlich selbst aus Steinen sich hätte machen können). Die Letzten wurden dann die Ersten so wie die Ersten die Letzten sein werden.
Den Zugang zum Gesetz und der Erkenntnis der Gnade wurde nun also allen zugänglich durch Jesus Christus.
Christus kam, um das Gesetz zu erfüllen und nicht, um es abzuschaffen. Was heisst das?
Christus schloss ein Kapitel in der Menschheitsgeschichte vor Gott. Wahrheit war jetzt für alle da. Nun sollte es sicherlich vor allem um den Geist des Gesetzes gehen, da der Mensch nicht die Macht hat, sich selbst durch seine Werke zu erretten. Vorher galt: Erinnert Euch an die Schuld Eurer Väter, die am Berg Sinai den grossen Verrat vor dem Herrn begannen als Gott Euch gerade Gebote zu ihrer Erlösung geben wollte.
Nach Jesus Christus galt: schaut voraus. Christus (also das, was er vorgelebt und gelehrt hat) ist der Weg, die Wahrheit und das Leben und niemand kommt zum Vater ausser durch ihn (also in Anwendung dessen, was er vorgelebt und gelehrt hat).
Die Kirche Jesu Christ der Heiligen der Letzten Tage geht wieder einen Schritt zurück. Sie verstehen nicht, dass die Mündigkeit des Einzelnen vor Gott nicht durch Propheten und Priestertümer zu erreichen sind, sondern durch Christus. Ich weiss, jeder HLT wird hier widersprechen. Es ist aber so. Bei den HLT ist das Priestertum Bedingung für die Errettung. Das, und noch viel mehr in dieser Richtung wird aus LuB eindeutig klar.
Stattdessen entmündigen sie den Einzelnen, indem sie ihm haarklein vorschreiben, was zum Weg, zur Wahrheit und zum Leben zu gehören hat. Jedes Verhalten ist durch ein Gebot gedeckelt. Die Tempelverordnungen umfassen darüberhinaus durch Bündnisse die gesamte Ethik des Individuums. Durch die Tempelverordnungen wird kein Detail vergessen: daher vier Namen, Zeichen und Kennzeichen (und symbolische Strafen - für jene, die sich an die Bündnisse vor 1990 erinnern) sowie die Bedeutungen hinter den Zeichen auf den Garments für jeden Bereich der menschlichen Ethik.
Die Heiligen der Letzten Tage entziehen dem Einzelnen seine Mündigkeit, die Christus eigentlich den Menschen gebracht hat. Kein Alkohol (nichtmal ein Glas Wein), weisse Hemden beim Abendmahlsdienst, keine Bärte für alle Ämter Bischofschaft und aufwärts (einschliesslich Tempelarbeiter), lauter Regeln und Gesetze. Dann noch die eigenmächtigen Regeln, die in keinem Handbuch stehen und die in manchen Gemeinden anders gelehrt werden als in anderen. Keine Gospellieder, keine Cola, keine Schlussansprachen für Frauen, kein Reden in Zungen (so wie es Paulus bekannt war) usw. und noch vieles mehr.
Die Frage ist, gibt es eine tief verankerte Lehre in der HLT-Kirche, die diese Rückbesinnung auf die Logik des Alten Testaments, wo es eben nur EIN verheissenes Volk gab, bedingt?
Ja, es gibt sie. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehrt, dass der Mensch aus Gnade errettet werden kann nach allem, was er tun kann. Das heisst dann, du vollbringst Werke und letztlich hoffst du auf die Gnade Gottes durch Christus als deinen Führsprecher, der Dich nach allen weiteren Bündnissen letztlich in seinem Reich willkommen heissen wird. "Leistungsevangelium".
Wenn ich aber das Neue Testament aufschlage, bekomme ich ein leicht anderes Bild. Wir wurden durch die Taufe in Christus mündige Mitbürger in seinem Reich vor Gott. Wir SIND somit errettet, weil wir in unserem Herzen eine Liebe zu ihm haben. Durch diese Liebe vollbringen wir auch Werke. Diese Werke erretten uns zwar nicht, sondern nur die Gnade Gottes, aber wir ernten die Früchte dieser Werke sowohl jetzt als auch später und vor allem zeigen wir durch unsere Werke, dass wir tatsächlich Gott und den Menschen lieben.
Das erste vermittelt Unsicherheit und die Möglichkeit des Burn-outs, da an viele Gesetze gekoppelt.
Das zweite vermittelt Dankbarkeit und Kraft, weil Sicherheit da ist.

> ...während ein Zeugnis einen Eintritt in eine Umgebung ermöglicht, in der das Gelernte angewendet und erweitert wird. Dies tritt verstärkt auf, wenn das Zeugnis höhere Abschlüsse (z.B. Diplom) bescheinigt. Ein Wirtschaftswissenschaftler wird selten in die Verlegenheit kommen, sich bei Bayer an Reagenzglas und Kolben zu versuchen und Patente zu erfinden. Hier zeigt das Stücken Papier an, was man können soll. Es ist mit der zukünftigen Umgebung verknüpft, weil es Aussagen über persönliche Eigenschaften des Zeugnisinhabers macht.

Das ist wohl wahr.
Mein Zeugnis habe ich jetzt auch. Mein Zeugnis ist, dass die Fähigkeit zu lieben und Liebe anzunehmen die grösste Gabe aller Gaben ist. Auch habe ich ein Zeugnis davon, dass es gut ist an seiner Erkenntnis zu arbeiten. Dieses Zeugnis versuche ich jetzt anzuwenden und zu erweitern.
Ein Zeugnis, dass das Buch Mormon historisch authentisch ist, habe ich verloren. Nicht nur die bisherigen Erkenntnisse der Archäologie sprechen dagegen, sondern auch mein Verstand. Es gibt einfach zu viele Probleme im Buch Mormon, die aber erst dann zum Problem werden, wenn man versucht, daran zu glauben, dass das Buch Mormon aus dem Altertum stammt und nicht ein Produkt des 19. Jahrhunderts ist. Zu allerletzt sagt mir mein Herz, dass das Buch Mormon nicht das ist, was zu sein es vorgibt. Dass ich diesbezüglich meinem Herzen trauen kann zeigt sich darin, dass es mir das schon vor Jahren mitgeteilt hat.

> Da ich in der Kirche sehr wohl aus dem Rahmen falle, bin ich schon der Meinung, daß auch ich meinem Sein als Wissenschafter folgend zur zweiten Gruppe gehöre und die Gesellschaft meiner Ethik unterordne, indem ich nicht allen Schwachsinn mitmache. Der Schwachsinn ist nämlich nicht, Ämter zu haben, wenn sie einem angetragen werden, sondern sich Ämter zu erschleimen, um sein Ego zur Schau zu stellen. das gilt übrigens auch für Professoren, die seit ihrem Ruf ihr Gehirn abgeschaltet haben.

Das spricht für Dich. Genau so habe ich auch argumentiert, als ich noch vor Jahren mal hier vorbeigeschaut habe. Ich weiss also genau, was Du meinst.
Wenn Du wirklich zu jenen gehörst, die nicht für sich denken lassen, sondern selber denken können und die gerade deswegen diese geistigen Ergüsse auch mal in der Priestertumsklasse loslassen, dann wirst Du natürlich anecken. Man will sich seinen Mund aber nicht verbieten lassen.
Wie gesagt: ich respektiere die Tatsache, dass Du daran glaubst, dass Tatsächlich ein Priestertum wiederhergestellt wurde.
Ich bin mir sicher, dass Du auch nicht glücklich darüber bist, dass die HLT-Kirche auch mal solche Typen wie "fairstyle" hervorbringt.
 
Aber: ich habe ein Zeugnis davon, das die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vor Gott ihre Legitimität hat und dass er ihre lokalen und überregionalen Führer inspirieren kann. Ich glaube auch, dass die Mitglieder, sofern ihr Gewissen ihnen nicht etwas anderes vermittelt, an die Gesetze dieser Kirchen gebunden und von Gott darin bestätigt und unterstützt sind.
Dasselbe denke ich aber auch von jeder anderen Religion, sofern ihre Gesetze und Dogmen nicht gegen den Willen Gottes (Liebe und Weisheit - darunter fallen auch z.B. Menschenwürde und Anstand und Moral) stehen.
Gott liegt nicht in dieser Kirche oder in jener Kirche. Er liegt in den Herzen der Menschen, die dann Kirchen gründen oder sich ihnen anschliessen. Somit ist nun wirklich die Wahrheit wie der Stein, der wie bei Nebukadnezzar aus dem Himmel fällt und der über die Jahrtausende hinweg die Reiche der Welt zerstört, damit letztlich die Wahrheit des Herrn die Welt füllt. Aber nicht die Wahrheit irgendeiner Religion oder bestimmter Priestertümer, sondern die Erkenntnis, dass alle durch die Liebe zu Gott und zu allen Menschen einen Zugang zu ihm haben.
Denkst Du, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sei die einzige Kirche, die meint, ihre Vollmacht und Authentität ergibt sich aus einem oder mehreren geistigen oder übernatürlichen Erlebnissen ihrer Gründer?

Gruss,
Henning

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