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Verfasser: Martin007
Datum: Donnerstag, den 19. Juni 2003, um 14:07 Uhr
Betrifft: das Hiobproblem

>- die Heiligen der Letzten Tage betrachten weltlichen Besitz als einen Segen von Gott und ein Zeichen dafür, dass Gott sie liebt. Umfangreicher weltlicher Besitz eines Heiligen der Letzten Tage, der nachweislich keinen Zehnten bezahlt, wird mit gemischten Gefühlen betrachtet und im schlimmsten Fall als ein Segen des Teufels.

Die Frage nach dem Warum sollte hier gestellt werden.
Das Prinzip der doppelten Vorherbestimmung (Calvin) ist von der Kirche verworfen worden. Dieses Prinzip sagt aus, daß der Reichtum ein sicheres Zeichen für den Segen Gottes und die Armut ein sicheres Zeichen für die Vorherbestimmung in die Hölle ist.
Der reiche Mann würde in den Himmel kommen und der arme Lazarus in die Hölle, was das Gleichnis Jesu auf den Kopf stellen würde.

Lehrmäßig wäre Armut also in der Kirche erlaubt, aber es gibt da noch den k.v.-Faktor:
k.v.: kriegs- (äh!) kirchenverwendungsfähig oder aber kannste vergessen
Diese erste Interpretation des Faktors ist in der Kirche sehr wichtig bis üüüüüberbetont, da die Gemeinden - zumindest hier in der Diaspora - auf verwendungsfähige Mitglieder angewiesen sind.

Gleichzeitig lehrt die Kirche, das man auch hier in diesem Leben sein Auskommen durch seine Arbeit haben muß, deshalb ist beständige Armut lehrmäßig mit dem Verstoß von Gottes Geboten verbunden.

Beispiele, die von/ in der Kirche zitiert werden:
- Nauvoo:  Der Kirche ist es gelungen aus einem Sumpf innerhalb weniger Jahre eine Stadt mit Steinhäuser und nicht mit Bretterbuden zu stampfen, ohne daß große Geldmengen von außen via Katastrophenfonds o.ä. nötig gewesen wären. Als die Stadt dann 1844 an eine Kommune von aus Frankreich kommenden Vorsozialisten überging, kamen von denen nur noch Hilferufe nach Geld.
- Rußland: Durch eine tausendjährige Unfreiheit der Bevölkerung unter den Mongolen, den Zaren und den Kommunisten ist das Volk auch geistig verarmt, so daß ein rohstoffreiches Land nicht in der Lage ist, sich selbst zu versorgen.
- Arbeiten von Kirchenmitgliedern aus USA in Südamerika, die die dortigen Mitglieder anleiten, mit etwa 4000 qm Land Lebensunterhalt und leichtes Sparen zu verdienen.

meine Beispiele:
- Wenn alle Menschen ehrlich wären, geht die Schlüsselindustrie pleite.
- Ein Volk, das ehrlich, friedlich und hilfbereit im Umgang unter sich ist, kann auf Dauer nicht in Armut gehalten werden, da beständige Wohnplätze geschaffen werden und dann Zeit bleibt, diese zu verschönern.
- Durch die UNO wird die Kriegswahrscheinlichkeit erhöht, da sich die Kriegsparteien nicht mehr um die Ernährung ihrer Bevölkerung kümmern muß, da dafür die UNO schon sorgt.
- Äthiopien: Man führt solange Krieg, bis einem die Soldaten ausgehen und macht dann weiter, wenn sie nachgewachsen sind.

Den Vorwurf "beständig Armut eines Volkes ist direkt mit ungerechter Herrschaft verbunden" halte ich persönlich für gerechtfertigt. Die Extrapolation auf die Individualebene halte ich jedoch für problematisch und wenn, dann nur über den Sippenverband oder für die genealogische Erbfolge gerechtfertigt, da beim Individuum dessen Vorgeschichte und persönliche Neigungen eingehen.
Aber genau das wird in den Gemeinden gemacht, weil man k.v. Mitglieder braucht.

Das soziale Engagement der Mitglieder untereinander ist defizitär, weil man gute Miene machen muß. Man muß schon ganz weit unten und es muß offensichtlich sein, um vor seinen Heimlehrer oder dem Gemeindepräsidenten seine Misere auszubreiten.

Mein Vater sagte immer, daß in der Kirche gilt: "Bist du Gottes Sohn, dann hilf dir selbst." Dieser Meinung bin ich auch, obwohl die Ratschläge der ersten Präsidentschaft bzgl. Schulden gut und auch richtig sind.

Alles in Allem haben weder Hiob noch der arme Lazarus in den Gemeinden der Kirche Platz. Dies liegt aber am Verhalten der Mitglieder untereinander als an der Kirchenlehre. Dies wird an der Wichtigkeit von Räumlichkeiten in den Gemeinden deutlich:
- Der wichtigste Raum in einer Kirchengemeide der Mormonen ist aus Anstandsgründen die Kapelle,
- gefolgt von der Küche als Vorbereitungsort der Feste.
- Dann ist aber der Flur mit weitem Abstand zu den nächstwichtigen Räumen der wichtigste Raum, um Platz für Klatsch und Tratsch zu haben.

Hier liegt das eigentliche Problem der Kirche. Die Gemeinde ist wie ein katholisches Dorf in Dunkelbayern und jeder Untersucher oder sonstige Fremdling ist wie ein Protestant in diesem katholischen Dorf, er wird geschnitten, nicht für voll genommen, nicht geliebt.

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