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Seite erstellt am 24.4.24 um 17:00 Uhr |
Verfasser: Renate Datum: Mittwoch, den 23. April 2003, um 16:56 Uhr Betrifft: Persönlichkeitsstörungen
>Dies soll natürlich keine Selbstanalyse werden.
*LOL* Das wäre dann so eine Art öffentlicher Seelen-Striptease geworden.
Ich hatte dein Posting eigentlich auch nicht so verstanden, nur habe ich keinerlei offizielle Infos zu diesem Thema. Nur meine persönliche Meinung aus meiner jahrelangen Erfahrung mit Aussteigern: Selbstverständlich fördert fundamentalistischer Glaube (genau wie jedes autoritäre System) Persönlichkeitsstörungen, und das ist ein sehr weites Feld. Da wäre schon mal der Auserwähltheitswahn. Parallel dazu verläuft das Ausgegrenztsein vom Rest der menschlichen Gesellschaft, was sicherlich von jedem verschieden stark empfunden wird. Das liegt dann wieder daran wie sehr man seine Religion lebt und sich dadurch selbst ausgrenzt. Besonders stark kommt das ja bei den ZJs zum Tragen. Das alles zieht dann wieder eine Reihe weiterer Störungen nach sich.
Je fundamentalistischer ein Glaube, umso gröÃer die Diskrepanz zwischen dem Leben in diesem Glauben und der Welt auÃerhalb. Was manche Mitglieder mehr oder weniger intensiv als Ausgrenzung empfinden wird von den Sekten ins positive Licht gerückt, indem sie die Welt auÃerhalb eben als böse deklarieren und ablehnenswert und das Leben innnerhalb der Sekte als gut und erstrebenswert. Das wieder bestärkt die Mitglieder in ihrem Auserwähltheitswahn und gibt ihnen gleichzeitig Trost und Kraft, die Ausgrenzung der Gesellschaft leichter zu ertragen.
>Also: weder habe ich Borderline Syndrom, noch bin ich bipolar, noch bin ich manisch-depressiv oder missbrauche Psychopillen.
>ICH jedenfalls nicht.Na das ist doch schon mal etwas Positives. Ich selbst bin und war kein Opfer der Kirche, denn ich hatte in meiner aktiven Zeit in der Kirche weder Druck verspürt noch sonstige negative Erfahrungen gemacht. Das liegt wohl teilweise daran, dass ich damals noch zu jung war um eine objektive Sichtweise zu entwickeln. So beinhaltet meine Erinnerung an die Kirchenzeit fast nur Schönes und Positives. So hatte ich es damals empfunden und deshalb erinnere ich mich gerne an diese Zeit zurück.
Der Grund meiner Loslösung von der Kirche lag einfach darin, dass ich mit zunehmender Reife erkannte, dass Glaubensgemeinschaften an und für sich nichts für mich sind. Ich wollte frei sein und frei mein Leben selbst gestalten, was ich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr auch tue und was ich niemals bereut habe. Da es für mich seither absolut unvorstellbar war und ist, jemals wieder einer Glaubensgemeinschaft anzugehören, habe ich nach diesen Richtlinien auch meinen Lebenspartner gesucht und wir haben in diesem Sinne auch unseren Sohn erzogen. Was wir ebenfalls niemals bereut haben. Ich finde diese aufgezwungene Religiösität im Kindesalter eigentlich als Verletzung der Menschenrechte. Wird ein Kind frei von diesem Ballast erzogen und gleichzeitig über Religionen und ihr Wirken aufgeklärt, ist es meistens auch davor geschützt, später einmal einer obskuren Sekte zum Opfer zu fallen.
Doch seit meinem Interneteinstieg, vor etwa fünf Jahren, befasse ich mich weitgehend objektiv mit dem Mormonismus allgemein und mit Aussteigern und Mitgliedern (auch anderer Sekten) und konnte dadurch sehr viel erfahren und lernen.
Ich denke, der groÃe Psychopharmaka-Verbrauch erklärt sich primär im permanenten Druck, den die Kirche ausübt. Der lässt permanenten Stress entstehen, den man irgendwann nur noch so kompensieren kann. Ãbrigens sollen auch in Deutschland schon viele Mitglieder regelmäÃig Psychopharmaka nehmen. Nur gibt es dazu anscheinend noch keine Studie. Doch kann ich mir sehr gut vorstellen, dass darin der Unterschied zu den US-HLTs nicht gravierend wäre.