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Seite erstellt am 29.3.24 um 15:11 Uhr
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Verfasser: lucky
Datum: Sonntag, den 20. April 2003, um 23:06 Uhr
Betrifft: Druckmittel

> trotzdem findet sie es völlig in Ordnung auch ihre finanziell schlecht gestellten Mitglieder auszunehmen. Und wieder setzt sie dazu unterschwellig den Druck von Segensentzug ein, den jedes Mitglied fürchtet, weil er einer Bestrafung Gottes für Ungehorsamkeit gleichkommt

Das Zahlen des ’vollen’ Zehnten ist gemäß Kirchenlehre eine Voraussetzung um später einmal wieder bei Gott leben zu können. Jedes Jahr müssen Erwachsene Kirchenmitglieder ganz formell erklären, dass Sie dieses Gebot zu 100% erfüllen. Ich würde sagen, der Druck ist nicht nur unterschwellig, sondern sogar ganz offen vorhanden. Die Gleichung ist ganz einfach: Kein Zehnter = kein Tempelschein = kein Zugang zu ewigen Bündnissen = Schluss mit Herrlichkeit.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob der Zehnte wirklich eine so freiwillige Gabe ist, wie es immer dargestellt wird. Ja, es gibt sie noch, die Mitglieder, die sich hinstellen und lehren, dass alle diejenigen, die ihren Zehnten nicht entrichten, einmal brennen werden wie Stoppeln. Noch dazu wird es dem Rest der Gemeinde nicht verborgen bleiben, wenn ein Mitglied dieses Gebot nicht mehr befolgt - zumindest bei regelmäßigen Tempelgängern fällt es auf, wenn sie plötzlich nicht mehr zum Tempel fahren, das muss ja einen Grund haben. All diese Konsequenzen müssen abgewogen werden, bevor man sich entschließt, seine finanzielle Abgabe zu kürzen oder einzustellen. Bei den Angestellten der Kirche wird die Entscheidung besonders schwer. Sie können bei finanziellen Engpässen nicht einfach den Zehnten kürzen, da sie dann nämlich ihren Job los sein könnten, was die Krise drastisch verschärfen würde.

Mehr als alles Andere stört mich jedoch die regelmäßige Kontrolle der Mitglieder durch Interviewfragen, an Hand derer die ’Würdigkeit’ festgestellt werden soll. Auch die Frage nach dem Zehnten gehört dazu und wer nicht zahlt, ist nicht würdig. In meinen Augen ist das mit den Lehren Christi nicht in Einklang zu bringen, aber ich lasse mich gerne auf eine Diskussion diesbezüglich ein. Doch nicht nur die Geldbörse wird durchleuchtet, es geht auch in die Intimsphäre. Glücklicherweise sind die Zeiten wohl vorbei, als bei Verheirateten noch nach bestimmten Sexualpraktiken gefragt wurde (ich möchte da jetzt nicht näher drauf eingehen). Aber es kann schon vorkommen, dass ein Jugendlicher mit der Frage konfrontiert wird, ob er Selbstbefriedigung betreibt (näheres hierzu unter dem Stichwort ’kleine Fabrik’ im Archiv).

Niemand hat es nötig, auf diese Weise seine Privatsphäre durchleuchten zu lassen. Die Art und Weise, wie jeder Einzelne die Gebote Gottes versteht und einhält, sollte nicht durch solche Ãœberwachungshandlungen beeinflusst werden - so etwas führt nur zu Heuchelei. Wenn die Kirche die Selbständigkeit und Selbstverantwortung ihrer Mitglieder fördern möchte, sollte sie Ihnen die Entscheidung, den Tempel zu betreten, selbst überlassen, ohne irgend etwas zu hinterfragen. Die ’Heiligkeit’ dieses Ortes würde darunter bestimmt nicht leiden, denn sicher gibt es auch solche Mitglieder, die durch eine Lüge die Eintrittskarte erlangen.

Frohe Ostern!

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