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Verfasser: Gunar Datum: Freitag, den 7. März 2003, um 4:45 Uhr Betrifft: Wabag-Betrugsprozess: Rentner verurteilt
Süddeutsche Zeitung
Freitag, 7.3.2003Wabag-Betrugsprozess: Rentner verurteilt
Im Zusammenhang mit dem millionenschweren Betrug der Wirtschaftsanalyse und Beratungs AG (Wabag) hat das Landgericht München I am Donnerstag ein weiteres Urteil gefällt. Ein 75 Jahre alter Rentner wurde zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt. Der gelernte Bauingenieur war von 1995 bis 1999 Aufsichtsratsmitglied mehrerer Projekt-Aktiengesellschaften der Wabag gewesen und hatte falsche Angaben vor dem Registergericht gemacht.
âDie Drahtzieher waren andereâ, sagte Staatsanwalt Norbert Riedmann in seinem Plädoyer. âAber ohne kleine Rädchen im System, wie der Angeklagte eines war, hätte der Komplex Wabag nicht funktioniert.â Die Wabag hatte von 1991 bis 1999 etwa 125 Millionen Euro akquiriert â angeblich, um Recycling-Anlagen und Biokraftwerke zu bauen. Die meisten Projekte wurden jedoch nie verwirklicht â und die Anleger um ihr Geld geprellt. Zwei frühere Top-Manager der Wabag wurden im April 2002 zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Staatsanwalt Riedmann und Richterin Huberta Knöringer glaubten dem geständigen Angeklagten, dass er sich nicht unrechtmäÃig bereichern wollte. âEs ging mir darum, in meinem Geburtsort Zittau Arbeitsplätze zu schaffenâ, sagte er vor Gericht. Er hatte in der sächsischen Stadt am Aufbau eines Biokraftwerks mitgewirkt und dabei selbst sein Geld verloren. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau von knapp 1000 Euro monatlicher Rente in der Nähe von München.
âWir wollten Ihnen eigentlich einen sehr hohen Betrag abknöpfenâ, sagte Knöringer in der Urteilsbegründung. âWeil wir dachten, sie seien ein reicher Mann.â Jetzt muss er als Bewährungsauflage lediglich bis Ende 2004 einen Betrag von 2000 Euro bezahlen.