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der Beitrag:
Verfasser: Elvira
Datum: Sonntag, den 16. Februar 2003, um 20:15 Uhr
Betrifft: Andere Folgerung

Eigentlich hatte ich diesen Artikel zitiert, weil an ihm schön die Parallelen zwischen mormonischer Frömmigkeit und amerikanischem Patriotismus, zwischen mormonischer Theologie und dem amerikanischen Geschichtsverständnis gezeigt wird. Weitere Parallelen lassen sich aus dem Text entnehmen.

Ich habe aber auch nichts gegen eine politische Diskussion, interpretiere den vorliegenden Text aber anders.

>Nehmen wir mal an, daß Punkt 2 eintritt und der Westen auf seine Vormachtstellung verzichtet (= aktives bewußtes Handeln), obwohl er sie wirtschaftlich und militärisch hat, dann sind Punkt 1, 3 und 4 nicht mehr durchführbar, denn ein Verzicht auf den Einsatz von Wirtschaft und Militär macht die Welt zu einem Debatierclub, in dem sich Staaten nach Gutdünken ausklinken können.
>2.Der Dominanzanspruch des Westens muss überprüft werden. Wir wissen im Westen weder ökonomisch noch politisch noch religiös immer alles besser.

Der Punkt 2. fordert nicht eine Abschaffung der Vormachtstellung des Westens sondern eine Ãœberprüfung des Dominanzanspruches. Für mich heißt das in erster Linie, dass ein Gleichgewicht zwischen den Kulturkreisen und Machtblöcken angestrebt wird. Mit der Nennung der Punkte 3-5 zeigt Steinacker ja gerade, dass es nicht zu einer einseitigen Verschiebung in eine andere Richtung kommen darf und übt Kritik sowohl an der islamisch- arabischen Welt, als auch am Gewaltpotential, das  alle Religionen mit sich bringen.
Bei der wirtschaftlichen und militärischen Vormacht des Westens wird immer vergessen, dass diese in erster Linien auf der Kolonialpolitik längst vergangener Zeiten beruht (empfehle dazu: Asit Data- Welthandel und Welthunger) und heute mittels einer ungerechten Weltwirtschaftsordung (Vergl.  Atlas der Weltverwicklungen ) aufrechterhalten wird. Es  stünde dem Westen also langsam sehr gut an, wenn er seinen Dominanzanspruch überprüfen würde.

> So kann man "den Amerikanern" vorhalten einen amerikanischen Gott anzubeten.
>Die "Europäer" beten dafür den Gott der Wissenschaften an.
>Die "Mohamedaner" beten zu einem anderen Gott. ...

Ob wohl alle Amerikaner, Europäer, Mohammedaner den Gott anbeten, den Du hier in die Diskussion gebracht hast, wage ich zu bezweifeln. Kapitalismus ist ein Gott für  viele Menschen in der Welt, ja und davon, dass die Eurokpäer die Wissenschaften verehren merke ich leider nur wenig. Es gibt z.B. in Deutschland mehr niedergelassenen Wahrsager als echte akkreditierte Psychologen.  Sieht nicht nach rationalem Denken aus.;-)

>Busch wird vorgeworfen, daß er dem "gnostischen Manichäismus" nachfolgt.
>Ich bin seit jeher Arrianer und glaube an den halbewigen Christus, auch als ich noch >Protestant war.

Falls Du Mormone sein solltest, dann liegst Du als Arrianer aber ganz schön neben der mormonischen Theologie. Denn in ihr spielt Christus von Anbeginn an eine zentrale Rolle im Heilsplan des Schöpfers, als der, der schon im Vorherdasein gegen Luzifer  kämpft und in seinem irdischen Leben diesen Kampf durch sein Sühnopfer vollendet.

>Ich entsinne mich über die große Aufregung über die angedrohte Steinigung der Frau in Nigeria, die nach den Grundsätzen des Koran Ehebruch begangen hat. - Sie gebar ein Kind später als neun Monate nach der Scheidung. Der weltweite Protest ist ein Eingriff in die religiösen Auffassungen der (Teil-)gesellschaft, die sich den religiösen Gesetzen verhaftet sieht.

Auch ich entsinne mich gut daran und das geht ja täglich weiter, nur erfahren wir zuwenig davon. Nach allem was ich gelernt habe, ist das Todesurteil bei einem solchen Vergehen nicht im Koran niedergelegt, sondern  in der Scharia, einer Gesetzgebung die in der islamischen Welt entstanden ist. Nicht alle Moslems erkennen sie für sich an.
Aber ich kann nachvollziehen, was Dir Bauchschmerzen macht. Wir sind erzogen auf der Grundlage der Aufklärung und den daraus entstandenen Vorstellungen der Menschenrechte. Islamische Staaten haben eine solche Entwicklung nicht hinter sich. Wenn wir uns nicht einmischen in andere Kulturen und  deren Verständnis von Menschenrechten, würde es bedeuten, dass man sich nicht für die Frau in Nigeria einsetzen sollte. Dazu gebe ich folgendes zu bedenken.

-Es ist schon ein Unterschied, ob man einen ganzen Staat militärisch niederwirft, wirtschaftlich ausbeutet und durch westliche Gesetze kontrolliert, oder ob man in friedlichen Protesten, gegen Praktiken einer Regierung vorgeht.

-Im vergangenen Jahrhundert gab es eine Reformbewegung im Islam die  der Aufklärung in Europa in nichts nachstand. Die Intellektuellen die die Vordenker dieser Reform waren, wurden blutig unterdrückt. Weißt Du von wem? Von den westlichen Kolonialmächten, die überhaupt kein Interesse hatten an einer quer denkenden Intelligenz in den Staaten, die sie wirtschaftlich ausbeuten wollten.

-Hilfreich empfinde ich in der Debatte, wie weit es uns erlaubt ist, uns in die Belange anderer Staaten und Religionen einzumischen, das Weltethosprojekt von Hans Küng.

>Wenn man an einen Gott der Einmischung glaubt, verändert er das Verhalten von Menschen. Meiner Meinung nach ist das richtig, denn der Gott, an den ich glaube mischt sich ein und ich kann mit ihm reden. Ergo bin ich mein eigener Prophet. Ich kann aber nicht erwarten, daß jemand anderes mich anerkennt, außer ich bekehre ihn. Dies geschieht aber immer dadurch, daß ich zeigen muß, daß mein Gott mächtiger ist als seiner. Bei einem inneren Bekehrungserlebnis zeigt Gott dem Individuum diese "Tatsache", ansonsten muß die Armee des Pharao im Meer untergehen.

Soll das heißen, dass Du andere Menschen missionierst, damit sie Deiner Meinung werden und sich dadurch schon von Gott gelenkt, Deiner Sicht der Dinge anschließen? Woher weißt Du, dass Du immer Gottes Meinung bist?  Damit wären wir mal wieder in der heilen Mormonenwelt, die nur eine einzige Weltsicht zulässt, angekommen.

(Mein Gott ist größer, er hat dem Menschen die Fähigkeit verlieren kontrovers zu denken, zu koalieren, Kompromisse zu schließen, Frieden zu schließen....... Er hat es nicht nötig, dass alle Menschen einer Meinung sind.)

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