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Verfasser: Elvira
Datum: Dienstag, den 28. Januar 2003, um 23:47 Uhr
Betrifft: Vom Glücklichsein

Hallo Celina,
während ich Dein posting gelesen habe,  habe ich überlegt, dass Du wohl noch sehr jung bist, wenig Lebenserfahrung hast, wenig nachgedacht hast und deshalb so ungehalten reagierst.

>Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage ist eine stattlich anerkannte (!) Kirche, wie ebenso die katholisch und evangelische Kirche!

Das heisst „staatlich“ anerkannt.
Das stimmt so aber nicht, denn die HLT- Kirche ist in Deutschland nur in zwei Bundesländern eine „Körperschaft des öffentlichen Rechtes“, in allen anderen Bundesländern ist sie das nicht.

>Menschen, die soviel Kritik und Ärger zu verbreiten haben,haben ihren eigenen Lebensweg und Sinn lange nicht gefunden.

Mit dieser Aussage liegst Du ziemlich daneben, was meine Lebenswirklichkeit betrifft. Ich war viele Jahre lang ein ziemlich engagiertes Mitglied der Kirche. Bis es immer mehr Fragen gab, die niemand innerhalb der Kirche beantworten konnte. Nach Jahren des intensiven Studiums und immer mehr Frage und Widersprüchlichkeiten habe ich die Kirche verlassen. Weil ich keine kein Leben voller Lügen und Selbstbetrug leben wollte. Genau aus dem Grund, den Du da ansprichts: Weil ich so endlich den Sinn und vor allem meinen mir eigenen Lebensweg beschreiten konnte.
Ich weiß was Du jetzt denkst, das was man Dich in so einem Fall zu denken gelehrt hat. Diese Frau da hat die Gebote nicht gehalten, hat nicht gebetet, hat nicht studiert, ihre Tempelbündnisse nicht gehalten ect. Aber auch damit liegst Du ganz daneben. All das habe ich  getan. Auch heute lebe ich noch in weiten Stücken so, wie man das von treuen Kirchenmitgliedern erwartet: ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich nehme keine Drogen, ich habe mehr Kinder als es dem statistischen Durchschnitt in Deutschland entspricht , ich nehme mein Aufgaben als Mutter und Heimgestalterin sehr ernst, gebe einen Teil meines Einkommens für soziale Zwecke ab, engagiere mich in verschiedenen Vereinen, Organisationen und einer Kirchengemeinde und und und......
Es waren also nicht die vermeintlich nicht gehaltenen Gebote, die mich der Kirche den Rücken kehren liessen. Es war sogar das genaue Studieren von LuB 132, das die ersten Fragen bei mir auslösten,  auf die ich von niemandem in der Kirche Antworten bekam. Und ich war mit einem Priestertumsträger und Bischof verheiratet!

>. Dann ist es seltsam, dass es viele tausende Mitglieder auf dieser Welt gibt, welche weitaus glücklicher und mit größer postiven Einstellungen dem Leben gegenüber stehen.

Als ich noch Mitglied der Kirche war, war ich immer dann mit meinem Leben zufrieden, wenn ich es geschafft hatte, alles zu tun, was man in der Kirche von mir verlangte, vom Zehntenzahlen, über eine frühe Heirat im Tempel, bis zum Besuchslehren und meinen Berufungen. Nur glücklich war ich eigentlich nie richtig, denn es gab ja immer noch etwas zu tun, es war nie alles zu schaffen, um den Mormonengott zu gefallen und seine Segnungen zu erhalten.
Ob Mormonen tatsächlich glücklicher und mit positiverer Lebenseinstellung ausgestattet sind, als Nichtmormonen, kann man so nicht einfach feststellen. Ich wage es zu bezweifelen, denn in keinem amerikanischen Bundesstaat werden soviele Antidepressiva konsumiert, wie in Utah. Ein positive Lebenseinstellung ist es für mich nicht, wenn sich die Führung der HLT Kirche in SLC nicht öffentlich gegen den drohenden Irakkrieg ausspricht und viele amerikan. Mormonen damit ihren Lebensunterhalt verdienen, dass sie lernen Krieg zu führen, zu töten.
Es ist eine große Anmaßung von Dir, den ehemaligen Mormonen zu unterstellen, dass sie nicht glücklich seien und keine positive Lebenseinstellung haben.( Dabei hättest Du, um die Sache richtig betrachten zu können, hier eigentlich schildern müssen, was Du unter glücklich sein und positiver Lebenseinstellung verstehst.)
Was glücklich sein heisst, habe ich erst postmormon erfahren. Und meine eher depressive Lebenseinstellung zu Kirchenzeiten ist einer sehr freudvollen, lebendigen, durch und durch positiven, lebenszugewandten Lebenseinstellung gewichen. Ich fühle mich sehr gesegnet,  mehr als ich es zu Mormonenzeiten je gewesen bin.
Also pass in Zukunft besser auf, wenn Du das Leben anderer Menschen beurteilst.

>Niemand ist aus nur im Kleinsten gezwungen bei der Kirche zu bleiben.
>Wir haben jeder für sich die Entscheidungsfreiheit, für das was wir tun.

Eben und ich habe mich ganz bewusst entschieden zu gehen.

>Mir stellt sich nur eine Frage, bei all dem was ich hier lesen muß:
>"Würde man so hart gegen eine Gemeinschaft/Religion kämpfen,
>wüßte man nicht ganz genau, sie währe nicht wahr und eine Konkurrenz für selbst >die "großen" Kirchen?

Wir kämpfen nicht gegen die Kirche, hier werden lediglich alle Fakten über die Kirche veröffentlicht, samt den Erfahrungen, die wir Aussteiger mit der Kirche gemacht haben. So was nennt man das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Na ja so weit ist es nicht her mit der Konkurrenz für die großen Kirchen. Du musst das mal weltweit betrachten. Es leben gegenwärtig 6 Mrd. Menschen auf der Erde,  davon sind nicht mal die Hälfte Christen. Unter den Christen ist die stärkste Fraktion die Kath. Kirche mit etwa 780 Millionen Gläubigen. Mormonen gibt es weltweit etwa 11 Millionen, davon leben  36 000 im deutschsprachigen Raum (vergl. Dazu 28,1 Mio. Katholiken). Also die Gefahr für die Großkirchen ist wohl nicht so ernsthaft. Wenn Du dazu mal die Anzahl der Bekehrtentaufen mit den Sterbedaten aus Deiner Gemeinde in den letzten zehn Jahren vergleichst, wirst Du merken, dass sich diese eher ausgleichen, als ein einen starken Anstieg der Mitgliedschaften aufweisen.( Und dabei sind noch nicht mal die Inaktiven einbezogen.)

>Ihr solltet euch Gedanken machen, wie ihr glücklich werden,
>und nicht wie ihr anderen Kritik zukommen lassen könnt, bevor ihr nicht ganz von vorne bei >euch selbst angefangen habt, die Fehler zu suchen!

Wie schon gesagt: ich war in der Kirche nicht glücklich. Und weil ich nicht glücklich war und keine sinnloses Leben führen wollte,  bin ich gegangen. Und weil ich anderen Menschen ein solches Schicksal ersparen möchte, gebe ich meine Erfahrungen mit der Kirche hier weiter.

Statt uns zu beschimpfen, weil wir berechtigte Kritik an der Kirche und ihren Praktiken üben, solltest lieber damit anfangen, dass zu tun, was Gunar geraten hat: Verschließe Deine Augen nicht vor der Wahrheit. Überprüfe selbst, ob das stimmt, was hier angesprochen wird. Besorge Dir entsprechende Literatur. Mach Dir selbst Gedanken dazu.Schau regelmäßig hier herein, da erfährst Du eine Menge Neues.

Alles Gute dabei wünscht Dir
Elvira

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