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Beitrag 13 von 18
zum Thema Sind meine Schuldgefühle berechtigt?
Seite erstellt am 18.4.24 um 19:04 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Dienstag, den 19. Dezember 2000, um 0:23 Uhr
Betrifft: der Unterschied zwischen der Vermittlung von Fakten und Schlußfolgerungen

Deine Verärgerung ist durchaus verständlich, und ich kann nur hoffen, daß Du nachsichtig bist. (Immerhin hat mal jemand ein neues Emoticon benutzt, was mich als Programmierer nun wieder freut:-D )

> Soll ich dir etwa noch den Namen meiner Freundin sagen und wenn möglich auch noch den Phal, zu dem sie gehört?

Nein, mußt Du nicht und solltest Du auch nicht tun. Wir wissen schließlich alle, welche gruppendynamischen Prozesse durch eine solche Information ausgelöst werden würden. Selbst wenn Deine Freundin an den Fakten gar kein Interesse zeigt (und von den HLT wird nun mal verlangt, treudoof zu sein), dürfte sie sich einer gesteigerten Aufmerksamkeit gegenüber wiederfinden, und das bedeutet irgendeine Kombination von intensiviertem Einfluß durch Eltern und HLT-Lehrer, Interviews mit dem Bischof u.a. Priestertumsführern und Überschüttung mit Liebe. Das HLT-Leben ist auch ohne diese besondere Aufmerksamkeit schwer genug.

Man kann nur sagen, daß man sich durch Unterbreiten von Fakten niemals schuldig machen kann. Schuld lädt man durch das Verheimlichen von Fakten und ganz besonders durch das Verdrehen der Wahrheit auf sich, ein System, das die HLT inzwischen schon mit einer gewissen Perfektion beherrscht. Schuldig macht man sich auch, wenn man jemanden anderen zwingt, die eigenen Ansichten zu übernehmen, zu glauben, und in meinen Augen nimmt es sich nicht viel, ob da ein Inquisitor mit dem Scheiterhaufen droht oder ein HLT-Apostel mit der Verbannung aus einem celestialen Reich; Idee und System sind identisch.

Hast Du Dich auf eine dieser Arten schuldig gemacht? Wenn nicht, brauchst Du auch keine Schuldgefühle haben.

Letztlich kann und darf es einzig die Entscheidung des Individuums sein, welche Ansichten es hat und vertritt. Leider schlägt sich die HLT-typische Gehirnwäsche besonders deutlich im Umgang mit den Kritikern nieder. Den HLT wird unter Androhung von Heilsverlust der Kontakt zu Kritikern untersagt, der/die HLT soll glauben und fühlen, aber nicht nachprüfen. Ein Anspruch, der einer Überprüfung nicht standhält, ist in der wissenschaftlichen Welt nichts wert, ach was, in der Praxis ist er auch nichts wert. Man kann also nur das Bedürfnis wecken, Ansprüche mit Fakten überprüfen zu wollen. Viele scheuen davor zurück, weil es Arbeit bedeutet, Anstrengung und möglicherweise ein Umdenken. Da lassen viele lieber die Scheuklappen auf. Was hinter den Scheuklappen ist, das bleibt ihnen verborgen. Aber der Mensch ist von Natur aus neugierig. Diese Neugier wird hauptsächlich durch die Angstmache der HLT-Organisation in Zaum gehalten. Angst abbauen und die Neugier wecken. Das hilft. Letztlich muß ein Mensch selbst dahinter kommen, wem er/sie mehr vertrauen kann, den Kritikern oder der HLT-Gemeinschaft. Dazu muß man wenigstens einige Fakten überprüfen, dann muß man Nachdenken, warum man wohl noch nie zuvor etwas über diese Fakten gehört hat, und dann muß man seine eigenen Schlußfolgerungen ziehen, wirklich seine eigenen, nicht basierend auf denen der HLT oder der Kritiker, aber auf der Grundlage der überprüften Fakten. Und dann kann man nämlich auch von einer fundierten Entscheidung sprechen, die nichts so leicht umstößt.

Durch die Präsentation von Fakten kannst Du Dich niemals schuldig machen. Hast Du Fakten präsentiert oder Schlußfolgerungen?

Schlußfolgerungen beinhalten immer eine Interpretation, Fakten hingegen sind wertneutral. Die Schlußfolgerung sollte man deshalb immer einer Person selbst überlassen. Ich sehe hierin übrigens eine der größten Tücken des HLT-Systems. Den HLT wird die Schlußfolgerung vorgegeben, die Fakten werden entsprechend selektiert, der Rest muß erfühlt werden. Was immer ein HLT tut, das System ist richtig, wenn etwas dagegen spricht, ist es die Schuld des HLT und natürlich die des Satans. Damit ist die vielbeschworene Gewissens- und Entscheidungsfreiheit des HLT vollständig ausgehebelt, er kann nur der HLT-Organisation oder Satan dienen. Diese Schwarz–Weiß–Malerei ist das psychische Druckmittel, mit dem die HLT gefügig gemacht werden (sollen). Um aus dem HLT–Teufelskreis ausbrechen zu können, muß ein HLT lernen, daß die Welt nicht schwarz–weiß ist, er/sie muß lernen, was tatsächliche Entscheidungsfreiheit bedeutet, darf aber gleichzeitig auch lernen, wie angenehm tatsächliche Gewissensfreiheit ist, ein Gefühl, das HLT nicht kennen. Punkt.

Wenn Du diese Ausführungen abwägst, wirst Du wahrscheinlich feststellen, daß Du Dich nicht der Manipulation schuldig gemacht hast. Falls doch, schalte einfach einen Gang zurück. Ein HLT lebt bereits unter psychischem Druck, ein Wechsel in ein gleichgeartetes System stellt nicht gerade einen Gewinn an Lebensqualität dar. Anwendung und Genuß von Entscheidungs- und Gewissenfreiheit muß der/die (ehemalige) HLT erst erlernen, das allerdings stellt (in den meisten Fällen) eine entscheidende Verbesserung der Lebensqualität dar. Und noch dazu einer, die durch unseren demokratischen Staat eigentlich grundrechtlich gewährleistet wird.

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