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Verfasser: Renate
Datum: Samstag, den 9. November 2002, um 20:14 Uhr
Betrifft: Deshalb ist Umdenken erforderlich

>Das dürfte schwierig bis unmöglich sein, Kinder die in eine Sekte hineingeboren werden, nicht mit deren Gedankengut zu beeinflussen.

Das ist mir klar. Deshalb ist da der Staat gefragt. Er hat zu denken und zu handeln. Dazu braucht es neue Gesetze. Wenn ein Kind geboren wird muss man beim zuständigen Amt eine Geburtsurkunde lösen. Dabei wird u.a. auch nach der Religionszugehörigkeit der Eltern gefragt.

Ich habe jetzt selbstverständlich keine Lösung für dieses Problem bereit, aber ich könnte mir jetzt mal ansatzweise vorstellen, dass, wenn Sekten vom Staat strenger überwacht werden, auch Familien, die einer Sekte angehören, strenger überwacht werden sollten. Besonders wenn sie Kinder in die Welt setzen. Natürlich hat das einen negativen Touch von Bevormundung und Kontrolle, aber wenn es notwendig wird, sollte man davor nicht zurückschrecken, zum Wohl der Kinder, die ja unmündige Staatsbüger sind, deren Interessen geschützt werden müssen. Was ja prinzipiell die Pflicht des Staates gegenüber seiner Bürger ist.

Noch besser wäre es natürlich, wenn extreme Sekten erst gar nicht in irgendeiner Form staatlich anerkannt werden, ja sogar verboten werden, und sie somit schon mal enorme Schwierigkeiten hätten sich zu etablieren. Vor allem müsste m.E, das Gesetz der Religionsfreiheit geändert werden, dass mittlerweile aus gegebenem Anlass ziemlich veraltet ist. Jede Glaubensgemeinschaft müsste strengstens bezüglich ihrer Gefährlichkeit überprüft, und gegebenenfalls verboten werden. Dafür könnte ich mir eine unabhängige Kommisssion von Experten als zuständig vorstellen. Schließlich mischt sich das Sozialamt ja auch in Familien ein, bei denen ein Elternteil Alkoholiker oder sonstwie krank ist, warum also nicht auch die Abhängigkeit von einer gefährlichen religiösen Gruppierung als Krankheit betrachten? Es wäre sicher im Sinne der Kinder, und eine Bewahrung ihrer Menschenrechte, für die der Staat bei Unmündigkeit einstehen müsste.

Da wären z.B., Artikel 3 und 4 der allgemeinen Menschenrechte:

Artikel 3
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.

Artikel 4
Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.

Artikel 12

Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden. Jeder hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.

Jeder Staat, der diese Menschenrechte anerkennt, sollte sich mal überlegen inwieweit Kinder, die in eine Sekte hineingeboren werden, automatisch von diesen Rechten ausgeschlossen werden.

Und vor allem, Artikel 18 ...

Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.

... sollte dahingehend überprüft werden, inwieweit sich der erste Satzteil, in Anbetracht der Sektenentwicklung heutzutage, dem zweiten widerspricht! Immerhin ist diese Proklamation schon 52 Jahre alt, also sollte man sie endlich nach den neuesten Erkenntnissen überarbeiten, damit die Menschenrechte auch tatsächlich und vor allem für die unmündigen Staatsbürger, gesichert bleiben. 

>Eine völlig wertfreie Erziehung gibt es nicht.

Nein, natürlich nicht! Aber es ist ein großer Unterschied ob diese "Werte" Kindern durch jahrenlangen Zwang indoktriniert werden oder sie ihnen "nur" ausgesetzt sind und doch selbst entscheidungsfähig bleiben. An den Beispielen anderer Familien, ja sogar anderer Familienmitglieder, lernt das Kind dann die Unterschiede der Betrachtungsweisen und hat die Freiheit zu entscheiden, was ihm besser gefällt. Wir kennen doch alle die Erzählungen von Kindern, die justament genau das, was ihnen die Eltern vorgelebt haben, nicht machen wollen, sobald sie selbständig denken und handeln lernen.

Und genau DAS muss bewahrt werden: Das selbständige Denken und daraus resultierende Handeln.  Kinder können auch unter extremsten Bedingungen im Elternhaus leichter ihren eigenen Weg finden, wenn sie nicht auch noch zusätzlich von außerhalb der Familie mit den gleichen "Werten" bedroht werden, ja gar nichts anderes kennenlernen, eben weil sie in eine autoritäre, diktatorische, dogmatische, manipulatorische Sekte hineingeboren wurden.

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