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Beitrag 28 von 35 Beiträgen.
Seite erstellt am 28.3.24 um 23:03 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: lucky
Datum: Mittwoch, den 23. Oktober 2002, um 10:36 Uhr
Betrifft: Weiteres Freiheitsgejaule

>also ehrlich gesagt ist dieses ständige Freiheitsgejaule einfach nur lächerlich. Ich bin nicht unfreier als jeder andere Mensch.
Ich glaube, du hast mich da etwas falsch verstanden. Jeder ist wohl so frei, wie er sich fühlt und es gab Zeiten in meinem Leben, wo auch ich mich durch die Kirche nicht in für mich wesentlichen Freiheiten eingeschränkt fühlte. Aber das Empfinden persönlicher Freiheit ist auch etwas subjektives und kann sich mit der Zeit ändern. Und mit der im Laufe meines Lebens gereiften persönlichen Erkenntnis dessen, was für mich richtig und bedeutend ist (wobei ich nicht von ‚wahr’ sprechen möchte), stelle ich fest, dass das ‚mormonische System’ sich nicht darauf beschränkt, die Menschen liebevoll zu Christus zu führen, sondern auch Überwachungs- und Kontrollsysteme eingeführt hat, um den persönlichen Fortschritt der Mitglieder zum Göttlichen zu sichern (‚Bekehrtentaufen-Kontrolliste’, Würdigkeitsinterviews, usw.).
In der ‚Köstlichen Perle’ ist nachzulesen, dass der ‚Satan’ danach trachtete, die „Entscheidungsfreiheit zu vernichten, die ich ,der Herr Gott dem Menschen gegeben hatte“, indem er die „ganze Menschheit erlösen [wollte], dass auch nicht eine Seele verloren gehe“ (Mose 4:1-4). Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Ähnlichkeit sehe ich in den Erlösungsanstrengungen der Kirche mit genau dieser Beschreibung. Ich sage es noch einmal: eine Religion sollte den Menschen gute Grundsätze lehren und sie liebevoll hin zu Christus führen. Sie sollte dem Menschen aber die Freiheit lassen, es auf seine Weise zu tun und niemals die Einhaltung von Vorschriften überwachen, denn das führt zu Heuchelei und hindert den Menschen daran, aus „freiem Willen und eigener Entscheidung“ zu Christus zu kommen. Aber ich glaube zum Thema Entscheidungsfreiheit gibt es im Forumsarchiv genug Beiträge, das brauchen wir nicht noch einmal aufzuwärmen.

>Jeder Mensch ist zu einem gewissen Maße unfrei, denn die Freiheit des Einen endet dort wo die des Anderen beginnt. Ob Kirche, ob Staat, ob Gesellschaft über all könnte ich Dir die Frage stellen "Bist Du frei?" und überall müßtest Du antworten "Ja, aber mit der Einschränkung das...".
Natürlich sind Gesetze in einer Gesellschaft erforderlich. Aber könntest du dir ernsthaft vorstellen, dass unser Bundeskanzler sich vor das Parlament stellt und z.B. ein Gesetz gegen Oralverkehr und jegliche Form von Piercing erlässt (mit genau definierten Ausnahmen) und auch Strafen dafür festlegt? Das ist sicher schwer vorstellbar. Mal ganz abgesehen davon, dass wir in einer Demokratie leben, sind diese Dinge für ein gesellschaftliches Zusammenleben völlig unwichtig. Außerdem bin ich der Meinung, dass solche Angelegenheiten sehr persönliche bzw. intime Bereiche tangieren, die niemanden etwas angehen und auch keiner Regelung bedürfen.
>Und erzähl mir jetzt nicht diese Einschränkungen seien "Vernünftiger" oder "Sinnvoller" nur weil es ein Gesetzgeber oder Philosoph ist der sie verkündet statt ein Prophet oder Pfarrer oder was weiß ich.
Doch, genau das erzähle ich dir jetzt. Es macht schon einen großen Unterschied, ob ein „Prophet oder Pfarrer oder was weiß ich“ eine Einschränkung verkündet, die ihren Ursprung in seinem ganz persönlichen moralischen oder ästhetischen Empfinden hat. Wenn er dieser Einschränkung bewusst den Status eines Gesetzes verleiht, dessen Übertretung eine imaginäre Strafe Gottes nach sich zieht, die, wie wir wissen, eine ewige Strafe ist. Ob das Gesetz in erster Instanz wirklich von Gott kam, ist objektiv leider nicht nachprüfbar, erst nach diesem Leben. Da es aber sein könnte, halten wir uns lieber daran, obwohl wir vielleicht selbst eigentlich eine andere Meinung haben. Denk nur einmal an die Stelle im Tempel, an der der Satan sich direkt an die Versammelten richtet; ist das nicht eindrucksvoll genug? Mir lief dabei jedes Mal ein Schauer über den Rücken, aber nicht vor Angst. Und –deinem Argument folgend - ob eine Übertretung dieser Gesetze in irgendeiner Weise die Freiheit eines anderen beschneidet, darf wohl bezweifelt werden.
Wenn ich, wie gestern geschehen, mit 70 in der Ortschaft geblitzt werde, dann folgt eine Strafe, die objektiv messbar ist, nämlich 35 Euro. Wenn mir das nicht passt und ich der Meinung bin, man sollte in der Ortschaft 70 fahren dürfen, dann gibt es in einer Demokratie Mittel und Wege, mit denen man versuchen kann, dieses auch durchzusetzen. Eines der obersten Prinzipien ist dabei die Meinungsfreiheit. Ich kann hingehen und lautstark verkünden, dass 70 besser und richtiger wäre und versuchen, alle davon zu überzeugen. Dabei muss ich keine staatlichen Sanktionen oder sogar einen Rausschmiss befürchten, nein, diese Art der Meinungsbildung ist sogar erwünscht und wird gefördert. Hat man diese Freiheiten in der Kirche auch, wenn es z.B. um oben genannte Themen geht, oder sind die Reaktionen dort etwas empfindlicher?

>Gerade das Anführen von Tabak und Alkohol ist nen dicker Schuß ins Knie, denn selbst die "aufgeklärte" Wissenschaft schreibt der Ausnutzung dieser Freiheiten Schaden zu und damit Konsequenzen die Du (so Du ein Mindestmaß an Intelligenz besitzt) vor Augen hast wenn Du Deine Freiheit zur "Übertretung" nutzt. Also bitte wo ist Dein Punkt?
Da hast du dir aber selbst „nen dicken Schuss“ gesetzt. Die „aufgeklärte Wissenschaft“ schreibt nicht der „Ausnutzung dieser Freiheiten“ Schaden zu, sondern doch wohl vielmehr dem unkontrollierten bzw. übermäßigen Gebrauch dieser Dinge. Und der aufgeklärte erwachsene Mensch sollte in der Lage sein, die damit zweifellos verbundenen Gefahren selbst zu beurteilen und abzuwägen.

>Der Kandidat hat 100 Punkte... aber glaube mir, auch Du hast diese Erkenntnis zum nicht unwesentlichen Teil durch den Einfluß Anderer erhalten die Dir erzählt haben dies oder jenes sei gut/schlecht für Dich, oder dies oder jenes schränke Dich in Deiner "Freiheit" ein. [...] beanspruche ich für mich das Recht die Hilfe anderer anzunehmen und das auch offen zu tun und dazu zu stehen, statt anderen und mir selbst einzureden ich wäre zu aller Weisheit meines Lebens selbst gelangt. Ich denke mal so eine Aussage ist an Prahlerei nicht zu überbieten.

Warum reagierst du mit Arroganz und Hochmut, teilweise sogar aggressiv? Du beziehst dich dabei auf Dinge, die ich überhaupt nicht gesagt habe. Wenn ich nicht bereit wäre, Rat und Hilfe von anderen anzunehmen, und das Für und Wider von Meinungen abzuwägen, wäre ich wohl heute nicht hier. Aber ich nehme für mich die Freiheit in Anspruch, einen Rat anzunehmen oder eben nicht. Frei nach dem Motto, alles zu prüfen und das Beste zu behalten.

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