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Seite erstellt am 29.3.24 um 10:35 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Harkyde
Datum: Dienstag, den 22. Oktober 2002, um 23:38 Uhr
Betrifft: woher wußte ich nur...

>Die Wissenschaft weiss aber heutzutage auch, dass der mäßige Genuß von Alkohol - und da primär Rotwein - gesundheitsfördernd ist.

das das jetzt kommt?

Der Schlüssel um das Dilemma aufzulösen liegt in Deiner eigenen Aussage. Nämlich in dem Wort "mäßig". Wenn jeder sich ohne weiteres an das medizinisch anerkannt förderliche Maß halten könnte ohne dabei in die Gefahren zu geraten die dieses (unbestritten erwiesen) Suchtmittel birgt wäre das WdW in diesem Bezug sicherlich nicht so streng. Der Punkt ist nur der: Wenn ich sage "Da es gesundheitsförderlich ist dürft ihr mäßig Wein trinken" wirds nicht lange dauern und die ersten werden eben genau dieses Maß verlieren. Nicht umsonst gibt es soviele Alkoholiker die irgendwann mal mit eben jenem gesunden Maß angefangen haben. Die Menschen weisen solchen Dingen gegenüber eine stark unterschiedliche Toleranz auf. Der eine kann sich jeden Monat einmal völlig die Lichter ausschießen und von einer auf die andere Woche den Alkohol bleiben lassen, der andere trinkt am Tag ein Bierchen und wird zum Alkoholiker. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube das Alkoholiker ständig mit mehr als nem Promille im Blut rumlaufen. Alkoholismus als Suchtkrankheit charakterisiert sich weniger durch den Konsum rauher Mengen von Alkohol sondern in dem zwanghaften, regelmäßigen Konsum, oftmals auch recht geringer Mengen. In dem Moment wo ihm jedoch diese geringe Menge entzogen wird und er beginnt Entzugserscheinungen zu entwickeln ist er Alkoholiker. Egal ob er am Tag nen Kasten Bier oder nur ein Glas Schnaps vernichtet. Wenn dieses Gebot also dazu dienen soll den Menschen vor der Bedrohung durch Alkohol zu schützen muß es so ausgelegt sein das auch der Schwächste geschützt ist dadurch das er sich daran hält.
Desweiteren bin ich der Meinung das der Nutzen des mäßigen Weinkonsums (der ja nun mittlerweile medizinisch ausreichend belegt ist) in keinem günstigen Verhältnis zum (ebenfalls medizinisch belegten) Risiko steht. Ausgerechnet dieses Gebot eignet sich demgemäß am wenigsten zur Aufzeigung "sinnloser" Einschränkungen.

>Aber! Er hat noch einige - und das sind gar nicht so wenige - mehr zu befolgen.

Das ist wohl unbestreitbar, mir erschließt sich nur der "Schaden" daraus nicht, abgesehen davon das mir Leute außerhalb der Kirche ne Nase drehen was sie alles dürfen und mich das gelinde gesagt wenig interessiert.

Wozu zur Hölle brauch ich:

- Alkohol, Tabak (schmeckt nich, stinkt und macht nen dicken Kopf, erzählt mir nich ich weiß das nicht. Ich habe die nötigen Erfahrungswerte)
- Pornographie (ist wien Steak hinter ner Glasscheibe wenn man Hunger hat)
- Sex vor der Ehe oder am besten noch mit 10 Partnern nacheinander (im Vergleich zu dem was man bekommt kaum den Aufwand wert vier verschiedene Terminkalender zu führen und ob ich nun 60 Jahre oder nur 50 jahre Erfahrung in der "schönsten Nebensache der Welt" habe dürfte auch nicht den bahnbrechenden Unterschied machen.)
- Unehrlichkeit meinen Mitmenschen gegenüber (wobei ich mich nicht selten auch noch vor dem Gesetz strafbar mache)
- Diebstahl (was Du nich willst das man Dir tut...)
- "schlechte" Medieneinflüsse im weitesten Sinne (die kriegt man eh ab ob man will oder nich)
- Sportveranstaltungen am Sonntag (es gibt auch noch 6 andere Tage)

also so wie ich das sehe ist das meiste was mir mit so schrecklich bösartiger Gemeinheit und mit subtilem und direkt manipulierendem Hinweis verboten wird eh alles nur überflüssiger Kram. Wozu also der Aufstand?

>Ich finde es schrecklich, wenn z.B. eine Mormonin, die ich kannte, zu ihrem Bischof rennt und ihn um Erlaubnis fragt, ob sie täglich eine Tasse Kaffee trinken dürfe, weil ihr Arzt gemeint hatte, es wäre besser für sie, als blutdruckerhöhende Medikamente zu nehmen. Und dass sie dann trotzdem, obwohl dieser sehr tolerante und nette - aber nicht! liberale - Bischof, den
ich auch gut kenne, ihr zugestimmt hatte, bei dem Genuß von jeder Tasse Kaffee, diesen Genuß zu rechtfertigen versuchte.

Das zeugt für mich nur von nichts anderem als mangelndem Vertrauen zum Bischof. Er ist der berufene Kirchenführer und wenn er mir sagt: Statt Pillen zu schlucken ist ne Tasse Kaffe okay, dann aktzeptier ich das. Außerdem renn ich ja auch nicht zum Bischof und frag ihn ob ich die Erkältungstropfen nehmen darf obwohl sie 20 Umdrehungen haben. Der Bischof hat meines Erachtens nach richtig gehandelt. Die Schwester leider nicht.

>Wobei die arme Frau nicht wusste, dass z.B. Joseph Smith selbst (und noch so einige ehemalige Propheten), sich nicht im Geringsten an das WdW hielten, weil die "normalen" Mitgleider der Kirche eben keine Ahnung von ihrer eigenen Kirchengeschichte haben.

auszusenden als Gruß, nicht als Gebot oder Nötigung, sondern als Offenbarung und als Wort der Weisheit, zeigt es doch die Ordnung und den Willen Gottes in Bezug auf die zeitliche Errettung aller Heiligen in den letzten Tagen - LuB 89:2

wurde erst später zum Gebot gemacht. Abgesehen davon ändert diese Tatsache recht wenig daran das das WdW an sich von Anfang an eine sinnvolle Sache war und hätten sich mehr Leute dran gehalten wärs vermutlich jetzt auch noch ein Gruß statt ein Gebot.

>Denn er hat keinerlei Sanktionen zu befürchten, falls er es nicht annehmen will. Keine Verdammnis, kein Segens-
oder Gemeinschaftsentzug ...

Das ist schlichtweg eine Frage des Blickwinkels. Zum einen hat ein Philosoph keine Handhabe mit der er seine Sanktionen untermauern könnte. Im Gegensatz zu einem real existierenden Gott (und von dessen realer Existenz geht man nunmal aus, innerhalb einer Glaubensgemeinschaft die einen Gott anbetet).
Zum anderen kann ich auch einfach das Vorzeichen umdrehen und die Gebote der Kirche unterscheiden sich von den Lehren der Philosophen nicht mehr.

Aber daran das ihr im Zusammenhang mit Kirchenlehre bevorzugt Worte wie "dürft nicht, habt nicht, bekommt entzogen" verwendet hab ich mich ja bereits gewöhnt.

Betrachten wir es aber mal aus dem Blickwinkel den ihr ja auch für die Lehren der Philosophen verwendet, denn mit zweierlei Maß sollten wir garnicht erst das Messen anfangen:
Erkenne ich ein Gebot für mich als richtig und gut an und befolge es, bekomme ich Segen, Gemeinschaft und Errettung.
Schon bereichert es mich nicht minder. Religion ist eine reine Sache der Selbstverpflichtung. Ich kann überhaupt nicht aktiv meinen Glauben leben nur weil mir irgendwer erzählt was alles passiert wenn ich dies und jenes nicht tue oder dies und jenes nicht lasse. Erst wenn ich für mich entscheide das das richtig und gut ist, und das ich das tun will, werde ich mich damit wohl fühlen und nur dann wird es mich auch bereichern. Andernfalls wird es mich in der Tat einschränken und ich denke mal die meisten Inaktiven haben nur gesehen was ihnen Böses passiert wenn sie keine "rührigen" Mitglieder sind und sind daran letzendlich glaubenstechnisch auch vor die Hunde gegangen.

Aber im Resumee stimmt der Blickwinkel ohnehin wieder nicht, denn wenn ihr damit argumentieren wollt das diese Gebote sinnlos und die mit der Nichteinhaltung verbundenen Konsequenzen Erfindung manipulativer Geister sind, so müßt ihr damit argumentieren das es keinen Gott gibt dem es ein Anliegen ist das wir diese Gebote befolgen, damit wir nicht die Konsequenzen erleiden. Für diese Argumentation fehlt Euch allerdings jedweder Beweis und ihr argumentiert wie die Gottesgläubigen auch wieder einmal nur aus Eurer eigenen Überzeugung... aus Eurem eigenen Glaubensbekenntnis heraus.

Da also jeder der Disputierenden von völlig anderen Vorraussetzungen ausgeht die einzig und allein darauf beruhen woran der Jeweilige glaubt sind wir wieder mal da wo wir angefangen haben -> Die Rechnung stellt der Wirt und zwar ohne Ansehen des Zechers.

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