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Verfasser: lucky
Datum: Montag, den 21. Oktober 2002, um 23:42 Uhr
Betrifft: Widerspruch?

vielleicht ist es gar kein Widerspruch, sondern ein Prozess des Erwachsen-Werdens, der sich in einem denkenden Menschen vollzogen hat.

Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, ob du wirklich frei bist in deinen Entscheidungen? Du wirst dies natürlich bejahen, denn es steht dir ja frei, ob du z. B. Alkohol trinkst oder nicht. Aber bist du in diesem Punkt wirklich frei? Du wirst vielleicht die Konsequenzen vor Augen haben, von denen du gelernt hast, dass sie auf eine Übertretung folgen. Die sind nicht unerheblich, denn sie betreffen auch deinen Stand in der Kirche und deine Stellung in der Gemeinde. Ähnlich ist das bei einem Kind, dem man mit Konsequenzen für seinen Ungehorsam droht und das natürlich mit seinen Eltern in Harmonie leben möchte. Manche Menschen leben ihr Leben lang in einem Konflikt, weil sie etwas gerne tun würden (nehmen wir mal das Beispiel der Selbstbefriedigung), aber ihnen gesagt wurde, dass der Herr das nicht gutheisst.

Zum Erwachsen werden gehört dazu, dass man Dinge bewusst nicht tut, weil man es für sich so als richtig erkannt hat - und nicht, weil man vielleicht Angst vor den Folgen hat. Es ist sicher gut, wenn die Kirche den Menschen gute Grundsätze lehrt. Aber es darf niemals einen wie auch immer gearteten Kontrollmechanismus geben, ob diese Grundsätze auch befolgt werden (hat Christus so etwas gelehrt?). Solch ein System führt zu Unaufrichtigkeit und verhindert den persönlichen Fortschritt eines Menschen, der darin gefangen ist.

Wofür brauchst du Führer, die dir sagen, wo es langgeht und die dich regelmäßig befragen, ob du noch auf der Linie bist? Kann man nicht selbst prüfen und das Beste behalten, dabei vielleicht auch mal selbst schlechte Erfahrungen machen? Bring jetzt bitte nicht solche Beispiele wie ’du würdest dein Kind ja auch nicht auf die Herdplatte fassen lassen’, denn das ist wirklich banal.

Ein Mensch sollte aus sich selbst heraus gute Grundsätze haben und danach leben und niemand hat das Recht, ihn dabei zu überwachen.

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