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Verfasser: Harkyde
Datum: Montag, den 21. Oktober 2002, um 23:35 Uhr
Betrifft: Thesen, Gegenthesen und die "Beweisführung"...

Seit ich mich mit verschiedenen Religionen, dem Okkultismus und in einigem Umfang auch mit "Philosophie" beschäftige habe ich mit einem gesunden Maß an Amusement festgestellt das dieser ganze Zoff zwischen Theologen, Philosophen, Ethikern und den ganzen anderen Riegen von Gelehrten nichts weiter als nen Haufen Verwirrung, eine große Achterbahnfahrt und ein buntes Treiben und Gebrüll auf dem "Marktplatz der Ideologien" ist. Jeder hat natürlich seine Thesen und Theorien anzupreisen. Was in Naturwissenschaften noch recht gesittet und diszipliniert von statten geht artet in den sogenannten "Geisteswissenschaften" zu einem wahren Basargebrüll aus. Sicher jeder will seine Thesen an den Mann bringen. Sei es nun ein "aufgeklärter" Atheist (ich hoffe doch mal außer den armen HLTs sind alle bereits aufgeklärt;-) ) ein freidenkerischer Theologe, ein Joseph Smith oder auch (die Gegenpartei soll ja auch vertreten sein) ein Anton LaVey. Jeder hat seine explizite wohl ausgefeilte Vorstellung davon wie denn nun die Welt aussieht. (Zu LaVeys Verteidigung muß ich sagen das er nach meinen Recherchen den Satan auch nicht für eine reale Erscheinung hält).

Was mich daran immer wieder ein wenig nachdenklich stimmt ist folgender Tatbestand:
Nicht wenige dieser Fraktionen brüllen laut nach Beweisen für die Theorien des Anderen. In der Chemie führe ich einen Versuch durch und analysiere das Reaktionsprodukt, in der Mathematik präsentiere ich eine vier DIN A4 Seiten füllende Gleichung. Alles in allem recht prägnant und "präzise" wenn auch Meßfehler und Irrtümer schon des öfteren zu erheiternden Resultaten geführt haben.
Bei den Geisteswissenschaften gibts auch eine Menge Leute die nach Beweisen fragen und einige davon haben wir ja hier versammelt. Ich zitiere:

>Tja, da wäre es erstmal angebracht für die Existenz des Teufels einen Beweis zu erbringen, bevor die Kirche es vernünftig, aufklärerisch, bewusst angeht  diese "Wirklichkeit" nicht mehr zu tabuisieren.

Wenn Ich Dich also richtig verstanden habe forderst Du von den Kirchen die Vorlegung eines Beweises für die Existenz des Satans ehe sie behaupten es gäbe ihn. Das ist leider keine Einbahnstraße. Auch der Atheismus ist nichts weiter als ein Glaubensbekenntnis. Zwar eines mit "negativem Vorzeichen", also statt daran zu glauben das es etwas gibt, glaubt man halt daran das es etwas nicht gibt aber das ändert an dem grundlegenen Sachverhalt ersteinmal garnichts. Die Atheisten haben Kant und seine  Aufklärung, die Theisten... Monotheisten... naja wie auch immer die die an Gott glauben haben die Bibel (oder je nach Religion die entsprechenden Werke) und ihre Religionsführer, seien dies nun ein Papst, ein Mullah oder ein Prophet.
Sicher hätte sich Kant nie als Religionsführer bezeichnet, er wurde aber (wie auch alle anderen Philosophen) von seinen Anhängern dazu erhoben.

Ich habe nichts dagegen wenn jemand von mir "Beweise" fordert für meine Glaubensauffassungen, ich habe noch viel weniger dagegen zu sagen das ich ihm keinen erbringen kann.
ABER ich aktzeptiere eben die Beweisforderung nur als bilatterale Forderung.

Das heißt im Klartext: Wenn Du mir erzählst ich könne meinen Glauben nicht "beweisen" wird dieses Statement postwendend zurückkommen. Wenn Du also von mir forderst ich solle beweisen das es Gott gibt, dann werde ich von Dir fordern das Du mir beweist das es ihn nicht gibt.
Der Mensch hat hunderte wenn nicht gar tausende von Theorien und Thesen entwickelt um Gott zu beweisen oder zu widerlegen. Ob das nun Geistliche wie Franz von Assisi waren oder Philosophen wie Anselm Feuerbach (das is der, der den originellen Einfall hatte der Mensch habe Gott erschaffen statt umgekehrt).

Aber am Schluß sind sie doch alle daran gescheitert, daß ihre Gedankengebäude zwar hübsch aussahen, sich "logisch" präsentierten, und es genug Leute gab die ihren Theorien nachhingen aber den schlußendlichen BEWEIS konnte keiner dieser eifrigen Geister erbringen.

Bevor man von Leuten anderer Glaubensauffassung Beweise fordert sollte man die selbst erbringen können.
Wenn man nicht erbringbare "Beweisen" zur Argumentationsgrundlage macht dreht man sich im Kreise denn man tut nichts weiter als über den Wahrheitsgehalt einer Wunschvorstellung zu spekulieren die zwar wahr sein kann, aber nicht wahr sein muß. Eine Naturwissenschaftliche Beweisführung in geistigen Dingen ist mangels Meßbarkeit und mathematischer Fixierung des Untersuchungsgegenstandes vergebene Liebesmüh.

Ich habe kein Problem damit wenn jemand sagt: "Ich bin der Überzeugung es gibt keinen Gott." Wenn er aber, aufgrund seiner Aussage, mir mitteilen will er sei in der "überlegenen" Position weil er ja soviel aufgeklärter und fortschrittlicher sei als ich, kann ich nur müde den Kopf schütteln, denn das ist er eben nicht, denn vorraus hat er mir nur seine Glaubensfestigkeit in seinem Glaubensbekenntnis und mehr nicht. Zumindest nicht bis zu dem Tag wo jeder Mensch für sich den Beweis präsentiert bekommt und wann das ist wissen sowohl die Atheisten als auch die Theisten nur zu genau.
Bis dahin haltet Euch besser mit Beweisforderungen zurück die ihr selbst ebensowenig erfüllen könntet. Oder aber fordert sie ruhig, aber seht in der Nichtvorlegung lieber keinen Beweis für die Richtigkeit Eurer Theorien.

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