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Beitrag 18 von 35 Beiträgen.
Seite erstellt am 25.4.24 um 2:29 Uhr
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Verfasser: Elvira
Datum: Montag, den 21. Oktober 2002, um 21:50 Uhr
Betrifft: Und noch ein paar Gedanken zur Vertiefung

Hallo Alex,
so eine lange Antwort hat mir hier noch niemand zukommen lassen. Einige Dinge sehe ich aber anders als Du, obwohl ich beim lesen bemerkt habe, wie gut "mormonisch" ich noch denken kann.

>ber in der Tat ist das was Du erlebt hast alles andere als Kirchenlehre. Hätte ich die letzten 300 Ausgaben des Liahonas bzw. des Sterns und zig Tonnen anderer Kirchenliteratur hier, könnte ich Dich vermutlich mit Zitaten vollbomben die das Verhalten der Mitglieder die Dich gemaßregelt haben in einem recht eindeutigen Licht zeigen würde.

Das hatte ich ja schon vermutet, dass Du das sagen würdest, ich kann darauf nur nochmals das wiederholen, was ich auch schon sagte: Diese Verhaltensweisen werden durch das System hervorgebracht und werden nie auszurotten sein, solange die Kirche behauptet die einzig Wahre zu sein.

>Entschuldige wenn auch ich mich zu Spekulationen hinreißen lasse, aber wäre es möglich das Du in den neuen Bundesländern zur Kirche kamst?

Nö Alex, voll daneben. Ich komme aus dem tiefen Süden der Republik.*grins*

>Du mußt Dir aber immer folgendes vor Augen halten. Die Menschen die die Kirche bilden sind alles andere als vollkommen. Viele von ihnen befinden sich auf völlig unterschiedlichen Entwicklungsständen. Wie in der Politik findest Du auch in der Religion verschiedene Fraktionen die meinen das eine oder andere Prinzip nach ihrem Gutdünken auslegen zu müssen

Oh ja das hat man uns immer und immer wieder gesagt, wenn es mal Schwierigkeiten von Geschwistern untereinander gab. Natürlich sind Menschen nicht perfekt und das auch nicht in ihrem Verhalten. Aber die Kirche  ist nicht irgendeine Partei oder ein Verein, wo jeder nach persönlichem Gutdünken handelt. Sie hat sich einen verdammt hohen Standart selbst gesetzt, nämlich die einzige von Gott berechtigte Kirche auf Erden zu sein. Und damit muss  sie sich an diesem Standart messen lassen, für mich passen die genannten Verhaltensweisen da nicht rein.

>Ob Priestertumsträger oder nicht spielt hier eine untergeordnete Rolle. Viele sehen das Priestertum als die unangefochtene "Herrscherkaste" der Mormonen. Sicher ihre Aufgabe ist es das Kirchenvolk zu führen, zu unterweisen und ihm mit Hilfe des Priestertums zu dienen. Anders habe ich meine Aufgabe nie gesehen und werde sie wohl auch nie anders sehen. Gehöre ich also nun zu dieser Elite und hab es noch nicht begriffen? Oder aber sollte jene "Elite" lieber von ihrem Stolz umkehren und einsehen das ihr Priestertum dazu da ist zu dienen statt zu herrschen?

Es spricht für dich, dass du deine Aufgabe als Priestertumsträger im dienen siehst. Ich habe natürlich auch viele solche Brüder erlebt und ihnen gilt bis heute meine Hochachtung.
Aber ich spreche Dir das Recht ab, darüber zu urteilen, wie ich als Frau mich gefühlt und erlebt habe. Eben Zurechtweisungen durch Priestertumsträger, wie sie merkwürdigerweise meinem Mann nie zuteil wurden. An ihn haben sie sich nicht rangetraut, aber bei mir konnte man jederzeit zuschlagen. Nun wirst Du wohl spekulieren, dass mein Mann ein besonders gehorsames Exemplar war......

>Eine Bekannte arbeitet in einer gemeinnützigen Stiftung als Controllerin. Als sie Deinen Artikel las meinte sie nur, Du solltest mal zu den Anthroposophen gehen

Also echt Alex, das ist jetzt aber billig. Klar wirst Du immer einen Platz finden, wo es noch schlimmer ist. Aber dürfte das in Gottes einzig wahrer Kirche zugehen, wie bei Scientologie?

>Auf diese Frage lächle ich mittlerweile nur noch müde weil sie so sinnvoll ist wie die Frage: "Warum laß ich den Kolben des Motors nicht auch mal als Keilriemen arbeiten."
........

Alles was Du unter diesem Absatz geschrieben hast, habe ich so oft gehört und es klingt so nett und vernünftig. Wie Dich langweilt mich das mächtig.
Nur noch eine Anmerkung: Ich habe eine Gemeinde gefunden, in der ich Frau und doch vollwertiger Partner Gottes sein kann. Hier bin ich auf nichts beschränkt und der Umgang zwischen Männern und Frauen ist sehr entspannt. Natürlich habe nur ich als Frau die Fähigkeit ein Kind austragen, zu gebären und zu stillen. Das ist eine rein biologische Tatsache. Wo ist beim Mann eine biologisch zu fixierende Anlage, dass nur ihn zum vollwertigen Partner Gottes macht?

>Umso bedauerliche für diese Mitglieder. Als ich um meine Entlassung als Gemeindesekretär bat, eben weil ich "ausgelastet" war fragte mein Bischof mich wo denn die Probleme lägen. Als ich ihm dies schilderte machte er einige Vorschläge zur Lösung. Ich sagte ihm das ich es versuchen würde. Dennoch wurde ich vier Wochen später entlassen, nachdem ich erneut um Entlassung gebeten hatte und man gab mir eine Berufung die mehr in meinen beschränkten Zeitrahmen hineinpaßte

Es sieht wirklich so aus, als hättest Du Glück gehabt, oder Du bist selbstbewusster, gehörst einer geachteten Mormonenfamilie an, kannst Dich besser verkaufen.... Denn als mein Mann als Bischof entlassen werden wollte, ging das nicht. Wir mussten tatsächlich auf den gepackten Koffern für den Umzug sitzen, ehe man uns gehen ließ.

>Egal welcher Art von Glauben Du anhängst er wird immer Deine Alltagsgestaltung beeinflussen in der einen oder anderen Weise. Dieses Killerargument "Die Kirche greift in den Alltag ein." ist wieder mal eines jener die so sinnvoll sind wie ein Kropf. Nur weil der Anhänger des "Materialismus" nicht merkt wie er von seinem Arbeitgeber kräftemäßig ausgesaugt wird, dieser ihn dazu bringt seine Familie zu vernachlässigen, mit den seidenen Versprechungen von Karriere und Gehaltserhöhungen und den subtilen Drohungen des Arbeitsplatzverlustes, sollte er seine Prioritäten anders setzen, bedeutet das noch lange nicht das nicht auch sein Glauben in seine Alltagsgestaltung eingreift

Natürlich beeinflusst  unsere Umwelt unser Handeln. Die Beispiele die ich aufgezählt habe und die ich bewusst aus dem Bereich der Banalitäten (hätte auch ein paar richtige Hämmer auf Lager ) gewählt habe, zeigen, dass da mehr am Werk war, als bloße Beeinflussung durch diverse Geschehnisse aus der Umwelt.
Ich könnte jetzt noch einen ellenlangen Vortrag über die Psychologie der Manipulation halten um das zu verdeutlichen, aber ich hab grad gar keine Lust dazu.

Diese Banalitäten haben nicht dazu geführt, dass ich die Kirche verlassen habe. Ãœber solches habe ich stets weggesehen,  auch wenn es sehr verletzend war und mich immer aufs Neue mit einem frischen schlechten Gewissen versorgt hat. Gegangen bin ich aus schwerwiegenden Gründen. Das nur so nebenbei.

Ja und wenn ich zu meiner Zeit auf so einen humorvollen Bruder getroffen wäre, dann hätte ich mich sicher gefreut und so bist Du wohl auch als ein Segen für Deine Gemeinde anzusehen. Erzählst Du denen auch mal solche Sachen in einer Ansprache?

Liebe Grüsse,
Elvira

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