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Verfasser: Gunar Datum: Mittwoch, den 16. Oktober 2002, um 20:34 Uhr Betrifft: Ermittlungen gegen mormonennahe Wabag bilanziert
Nach drei Jahren ist die Sonderermittlungsgruppe Wabag bei der Staatsanwaltschaft München I nun aufgelöst worden. Die Wabag-Vorstände Harald Staiger und Erich Dallinger, vormals HLT-Führungsspitzen im Münchener Raum, sind verurteilt und sitzen im Gefängnis. Die Anklageerhebung gegen Max StrauÃ, selbst kein Mormone, steht noch aus.
Süddeutsche Zeitung
Mittwoch, 16.10.2002Was wusste Max StrauÃ?
Die Ermittler in Sachen Wabag ziehen BilanzEs sind unruhige Zeiten für den Rechtsanwalt Max StrauÃ. Erst kürzlich hat die Staatsanwaltschaft Augsburg Anklage gegen ihn erhoben wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Im Nacken sitzen dem Sohn des früheren bayerischen Ministerpräsidenten aber nach wie vor auch die Münchner Staatsanwälte. Im Visier der Ermittler steht StrauÃâ Beteiligung an einer der gigantischten Anlagebetrügereien der vergangenen Jahre. Oberstaatsanwalt Joachim Eckert erklärte gestern, dass voraussichtlich noch in diesem Jahr über eine Anklageerhebung entschieden werde: âWir wollen das vom Tisch haben.â
Im Mittelpunkt der Vorwürfe gegen Strauà steht die Wirtschaftsanalyse und Beratungs AG (Wabag) mit Sitz in Oberhaching. Die Wabag- Gruppe, ein Firmengeflecht mit einem knappen Dutzend Projektaktiengesellschaften, war 1991 mit dem Ziel gegründet worden, umweltfreundliche Recyclinganlagen und Biokraftwerke in strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands zu errichten. In einem Werk sollten beispielsweise Panzer zerlegt und die Rohstoffe wiederverwendet werden. Im Laufe der Jahre akquirierte die Gruppe insgesamt rund 125 Millionen Euro. Knapp 4000 Aktionäre zeichneten Anteile, weitere 1500 Anleger investierten mittels so genannter stiller Beteiligungen. Die meisten Projekte wurden nie verwirklicht, die Anleger sahen ihr Geld nie wieder.
Die Ermittlungen zogen sich über drei Jahre hin, der Aufwand war enorm. Die Sonderermittlungsgruppe Wabag musste sich durch 7500 Akten kämpfen, 350000 Kopien mussten erstellt werden, dreimal so viel wie im Polizeipräsidium sonst monatlich anfallen.
Insgesamt 48000 Arbeitsstunden waren die Kripobeamten und Staatsanwälte mit dem Fall beschäftigt. âAm Ende hatten wir eindeutige Beweiseâ, zog Marco Böck, Leiter der Abteilung Wirtschaftsdelikte, gestern Bilanz anlässlich der Auflösung der Sonderermittlungsgruppe. Die Beweise führten dazu, dass einige der Verantwortlichen der Wabag-Gruppe bereits verurteilt wurden. Ein Aufsichtsratsvorsitzender und ein Vorstand mussten für acht Jahre und zwei Monate hinter Gitter, weitere Beteiligte an dem Betrug wurden ebenfalls zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Ob auch Max Strauà sich vor Gericht verantworten muss, ist noch unklar. Der 43-jährige Anwalt war von 1995 an Rechtsberater der Wabag und lieà sich diese Tätigkeit offenbar auch gut bezahlen. Insider sprechen von gut dotierten Verträgen mit sechsstelligen Beträgen. Als Berater war er auch für die Prospekte verantwortlich, mit denen die Gruppe Kapitalanleger warb und in denen nachweislich geschönte Zahlen gedruckt waren. Strauà trat auch auf Werbeveranstaltungen auf, bei denen potenzielle Anleger zum Anteilskauf animiert werden sollten. âEr hat unterstützend geholfen, Produkte der Wabag zu veräuÃernâ, sagt Staatsanwalt Eckert. Die entscheidende (strafrechtliche) Frage aber sei, ob Strauà damals über die wirkliche Lage des Unternehmens informiert war.
Eine Anklage wegen Beihilfe zum Betrug setze voraus, dass der Anwalt bewusst potenzielle Anleger getäuscht habe. âEr muss gewusst haben, dass die Angaben in den Prospekten falsch sindâ, so Eckert. Dies abschlieÃend zu bewerten, erfordere noch einige Zeit. Konkrete Hinweise über das Insiderwissen von Strauà könnten im Grunde nur die Verantwortlichen der Wabag selbst machen. Ob es in dieser Richtung verwertbare Zeugenaussagen gebe, wollte Eckert aber aus âermittlungstaktischen Gründenâ nicht mitteilen.
Alexander Krug
http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel2326.php
Weitere Infos unter:
http://www.mormonen.de/gedanken/betrug01.html
http://www.kaerner.de/dfi%2033-34-01.htm
http://www.anwalt-a.de/html/wabag.html