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Verfasser: Gunar
Datum: Dienstag, den 8. Oktober 2002, um 2:13 Uhr
Betrifft: Kampf um die Moral im Film: Sexszenen raus?

Rhein-Zeitung online
Mo 07.10.2002

Kampf um die Moral im Film: Sexszenen raus?

Los Angeles - Kriegsfilme zeigen Kriege, und Liebesfilme zeigen Liebesszenen. Was dem Kinogänger gemeinhin Gewohnheit und Genuss ist, wollen einige Firmen in den USA nicht länger hinnehmen: Einem moralischen Kreuzzug gleich ziehen mittlerweile etliche Videovertriebe gegen bekannte Kassenschlager ins Feld und schneiden Szenen, die Gewalt, Sex oder Kraftausdrücke enthalten, kurzerhand aus dem Filmmaterial. Das Kriegsepos "Saving Private Ryan" verliert so einige seiner blutigen Kampfszenen, und der Hollywoodstreifen "Titanic" muss ohne Kate Winslets nackte Brüste auskommen.

Regisseure laufen Sturm

Regisseure und Filmverbände laufen gegen diese "Bereinigung" der Blockbuster Sturm. Die selbsternannten Sittenwächter fühlen sich dagegen voll im Recht und reichten vorsorglich schon mal Klage gegen mehrere Top-Regisseure ein, um sich dieses auch verbriefen zu lassen.

Anführer der neuen Moral-Bewegung

Angeführt wird die neue Moral-Bewegung von der Video-Kette CleanFlicks. Das in Salt Lake City im Mormonen-Bundesstaat Utah ansässige Unternehmen verkauft und verleiht die zensierten Filme bereits in 70 Filialen sowie per Internet. Daneben bietet es seinen Kunden an, ihre privaten Video-Kollektionen von Sex- und Gewaltszenen zu befreien. "Wir lieben Filme, aber wir wollen sie uns lieber ohne Sex, Nacktheit, Flüche oder extreme Gewalt anschauen", betont ein Unternehmenssprecher. Und da viele andere Bürger denselben Wunsch hätten, habe sich die Firma zum Vertrieb der bereinigten Werke entschlossen. "Unsere Mission ist es, den Zuschauern einen Zugang zu Hollywood-Entertainment ohne anstößige Elemente anzubieten und ihnen damit zu helfen, ihre hohen moralischen Ansprüche aufrecht zu erhalten."

"Das ist unethisch, und es ist eine Schande"

Vollkommen unmoralisch finden dagegen die Filmemacher der unerlaubt beschnittenen Werke das Treiben von CleanFlicks. Die Kinofilme würden schließlich ohne das Einverständnis der entsprechenden Studios oder der Regisseure bearbeitet, und dies lediglich aus reinem Gewinnstreben, erbost sich Martha Coolidge, Präsidenten der Regisseursvereinigung Directors Guild of America (DGA). "Das ist unethisch, und es ist eine Schande." Szenen aus Filmen herauszuschneiden, sei ebenso falsch, wie Seiten aus einem Buch herauszureißen, bloß weil dort etwas nicht gefalle - noch dazu, wenn das so verstümmelte Werk anschließend unter dem Originaltitel und im Namen des eigentlichen Autors veröffentlicht werde.

Vorsorglich Klage eingereicht

Angesichts dieser lautstarken Proteste reichte CleanFlicks im August vorsorglich Klage gegen Regisseur-Legenden wie Steven Spielberg, Robert Altman, Robert Redford, Martin Sorsese und Steven Soderberg ein. Um den befürchteten Klagen der Filmgrößen gegen die Manipulation ihrer Streifen zuvorzukommen, will sich CleanFlicks nun von einem Bundesrichter bestätigen lassen, dass die Firma das Recht hat, Videos und DVDs für den privaten Gebrauch zu bearbeiten.

Mehrere hundert Kinofilme fielen bereits der Schere der übereifrigen Video-Ketten zum Opfer. Weder Thriller-Klassiker wie "Absolute Power" mit Clint Eastwood und Gene Hackman blieben davon verschont, noch Komödien-Flops wie "Zoolander" mit Ben Stiller.

Gegenklage soll Tugendwächtern einen Riegel vorschieben

Um den selbsternannten Tugendwächtern einen Riegel vorzuschieben, hat die Regisseursvereinigung juristisch inzwischen nachgezogen und reichte Ende September Klage gegen CleanFlicks und zwölf ähnliche Unternehmen ein. Die DGA wirft den Unternehmen vor, die Filme illegal bearbeitet und wiederverkauft und damit gegen ein Bundesgesetz zum Schutz vor gefälschter Werbung, Markenverletzung und unfairen Wettbewerb verstoßen zu haben.

CleanFlicks bestreitet diese Vorwürfe. Niemand wolle die bestehenden Märkte der Studios angreifen. Vielmehr solle ein neuer Markt erschlossen werden: Für Zuschauer, die weder sich noch ihre Kinder den Darstellungen von Sex und Gewalt oder irgendwelchen Kraftausdrücken aussetzen wollten. Schließlich stünden auch puritanische oder besonders religiöse Bevölkerungsgruppen unter dem Schutz der US-Verfassung.

AFP

http://mainz-online.de/on/02/10/07/topnews/w/moral.html

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