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Verfasser: Gunar
Datum: Dienstag, den 20. August 2002, um 2:42 Uhr
Betrifft: 5,2 Millionen Euro – der Neubau hatte mehr gekostet

Frankenpost
20. August 2002
Regional

Besuch im Mormonen-Tempel: Heilige Stätte öffnet ihre Pforten

VON MARJON THÃœMMEL

FREIBERG - Nach 17 Jahren hat sich für wenige Tage der sonst ausschließlich für Mitglieder vorbehaltene Mormonen-Tempel in Freiberg, Sachsen, geöffnet. Gebaut wurde die heilige Stätte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vom damaligen Wohnungsbaukombinat Karl- Marx-Stadt nach Plänen der Dresdner Bauakademie.

Bei seiner Fertigstellung 1985 war der Tempel in Freiberg der 35. weltweit, der dritte in Europa und der erste Tempel in Deutschland, noch dazu im sozialistischen Teil des geteilten Landes. Kein Wunder also, dass 90000 Besucher aus der gesamten DDR nach Freiberg pilgerten, um sich die heilige Stätte der Mormonen einmal von innen anzuschauen.

Mormonen, das klang nach Amerika, nach großer weiter Welt. Immerhin ist der Hauptsitz der Kirche in Salt Lake City. Nach seiner Weihe am 29. Juni 1985 schloss der Tempel für alle Nicht- Mormonen die Tür. Jetzt wurde er erweitert und am Samstag für Besucher geöffnet - und zwar bis zum 31. August. Wenn am 7. September das Oberhaupt der Kirche, der Prophet Gordon B. Hinckley, erneut das Weihegebet gesprochen hat, haben nur noch glaubenstreue Mormonen Zutritt zum Tempel. Und das wird voraussichtlich einige Jahrzehnte - bis erneut größere Baumaßnahmen notwendig sind - so bleiben.

Für die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, kurz Mormonen (benannt nach ihrer heiligen Schrift dem ,,Buch Mormon’’), ist der Tempel - das Haus des Herrn - der heiligste Ort auf Erden. Um zu ihm Zutritt zu bekommen, müssen die Mitglieder der ,,Heiligen der Letzten Tage’’ bei ihrem Gemeinde- und Pfahlvorstand (Pfähle sind immer eine Gruppe von Gemeinden) einen Tempel- Berechtigungsschein erwerben. Dazu werden die Mitglieder auf Herz und Nieren geprüft, müssen sich offenbaren, ob sie beispielsweise stets ehrlich, gehorsam, treu ihrem Ehepartner gegenüber sind, ob sie in Harmonie mit ihrem Umfeld leben, ob sie Alkohol, Drogen, Schwarzen Tee, Kaffee und Zigaretten meiden oder ob sie den zehnten Teil ihres Bruttogehaltes der Kirche spenden.

Wer diese Fragen nicht mit einem klaren Ja beantworten kann, darf den Tempel nicht betreten. ,,Es sind etwa ein Drittel unserer Mitglieder, die noch nicht im Tempel waren’’, erläutert der Freiberger Holger Bellmann, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Kirche in Deutschland verantwortlich ist. Anders ist es bei den 184 Gemeindezentren in Deutschland, zu denen jeder Mormone Zutritt hat und sonntags den Gottesdienst besucht.

Ein Jahr dauerte der Ausbau des Tempels, der von einem Darmstädter Architektenbüro ausgeführt wurde und mit allem Drum und Dran 5,2 Millionen Euro verschlang, die allein die Kirche aufbrachte. Der Tempel bietet nun etwa 40 Personen Platz.

Für die weltweit zwölf Millionen Mitglieder - vor 15 Jahre war es die Hälfte - gibt es auf dem gesamten Globus 115 Tempel. ,,Wir hoffen, dass der Umbau hier in Freiberg einige Jahrzehnte hält’’, sagte Pressesprecher Frerich Görts. ,,Deshalb ist es wahrscheinlich, dass der Tempel erst wieder in 50 Jahren seine Türen für jedermann öffnet.’’

Der Tempelbesuch gehört zu den Höhepunkten im Leben der Mormonen. Beim Eintreten wechseln sie nicht nur die Schuhe, sondern tauschen ihre Alltagskleidung in einfache, bescheidene weiße Tempelkleidung - für die Männer Hose, Hemd und Krawatte, für die Frauen Kleider.

Im Tempel gibt es religiöse Zeremonien, die für die Mitglieder über das irdische Leben hinaus Bedeutung haben, wie die stellvertretende Taufe für verstorbene Vorfahren und die Eheschließung für die Ewigkeit. ,,Was auf Erden gebunden, ist auch im Himmel gebunden’’, erklärt Lee Tobler, Präsident des Gebietes Europa Mitte. Deshalb werden im Sieglungsraum - interessant ist der Blick, den zwei gegenüberliegende Spiegel vermitteln - Ehen geschlossen, ,,die in diesem Leben und in alle Ewigkeit währen’’. Kinder werden an ihre Eltern ,,gesiegelt’’ und so werden ,,ewige Familien gegründet’’.

Anders als in der evangelischen oder katholischen Kirche wird die heilige Taufe frühestens bei Achtjährigen vollzogen. ,,Ab diesem Alter kann man sein Tun einschätzen und ist für dieses selbst verantwortlich’’, begründet Bellmann. Im Tempel werden in einem riesigen Taufbecken stellvertretend für die verstorbenen Ahnen Taufen vollzogen. Diese Aufgabe übernehmen Kinder. Während der Name des Verstorbenen an die Wand projeziert wird, wird das Kind ganz unter Wasser getaucht, bis es über ihm zusammenschlägt. Das Taufbecken ist erst bei der jetzigen Erweiterung eingebaut worden - es wird nach der Tempelweihe seine Premiere haben.

http://www.frankenpost.de/php/resy/export/ini/artikel/resyart.php?id=323266

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