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zum Thema vedmas Wort zum Montag;-)
Seite erstellt am 25.4.24 um 3:09 Uhr
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Verfasser: vedma
Datum: Montag, den 18. Februar 2002, um 9:21 Uhr
Betrifft: vedmas Wort zum Montag;-)

Wir sind raus -- sind wir raus?;-)

Liebe Leute,

tut es nicht gut, endlich da raus zu sein? Viel zu lange steckten wir in den Ketten der Sekte und haben sie endlich gesprengt und sind frei, wunderbar frei.

Ich mag diese kleinen japanischen Gedichte, Haiku, in denen so viel Weisheit steckt, und eins geht so:

Ich sah die Rose
Mit müden Augen
Nach langem Kranksein.

Wie geht es eigentlich weiter, wenn man endlich raus ist? Was fangen wir mit der neugewonnenen Freiheit an? Fällt sie uns unter Umständen vielleicht sogar ein bisschen schwer?

Wir stehen auf der Schwelle zu etwas Neuem, Aufregendem, das uns begeistert, aber auch ein bisschen Angst macht, eben weil es so ungewohnt ist.

Für viele bedeutet es, dass sie ihren Freundeskreis verlieren, weil sie keine Zeit für anderes hatten als den kirchlichen Frondienst. Viele haben nie etwas anderes gekannt.

Für viele bedeutet es, dass sie sich mit Schuldgefühlen quälen, weil sie Kinder, Eltern, Partner in der Sekte zurücklassen, mit allem, was dazu gehört.

Es kann verdammt schwer sein, das Alte los zu lassen und den Schritt ins Unbekannte zu wagen, und ein Wagnis ist es allemal.

Deshalb finde ich es gut, dass wir dieses Forum haben, in dem wir uns darüber austauschen können, wie das geht, wie man wirklich davon loskommt.

Ich denke, es ist nicht damit getan, dass wir nur über die Mos schimpfen und ihnen zeigen, wie blöd und verbohrt sie doch sind. Ich bin sicher, bis an mein Lebensende werde ich über sie lachen können und damit über die eigenen Anteile in mir, die ja mal dazugehören wollten.

Aber ich denke, solange ich dem verhaftet bleibe, blicke ich auch noch im Zorn zurück. Ich verschwende meine Lebenszeit für etwas, das niemandem nützt. Ich werde sie nicht bekehren, es hilft mir nicht weiter, und es tut einfach nicht gut.

Deshalb ist mir in den letzten Tagen auch ein Gedicht von Kahlil Gibran eingefallen, das meiner Meinung nach gut dazu passt:

Im Herbst habe ich
all meinen Kummer gesammelt
und ihn in meinem Garten vergraben.
Und als der April zurückkehrte und
der Frühling kam, die Erde zu freien,
da wuchsen in meinem Garten
herrliche Blumen.
Meine Nachbarn kamen, sie anzusehen.
Und dann sagten alle zu mir:
"Wenn der Herbst wieder kommt,
zur Saatzeit, gibst du uns dann
von den Samen für diese Blumen
etwas ab,
damit wir sie
in unserem Garten haben?"

Ich finde, auch dafür ist dieses Forum da: dass wir einander reichlich Blumensamen abgeben, damit viele, viele herrliche Blumen blühen können.

In diesem Sinne wünsche ich euch von Herzen eine schöne Woche, viele, viele bunte Blumen und viel Spaß und Lebensfreude.

Eure vedma

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